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18.04.2024 09:00

Räumliche Nähe zur Heimat hat großen Einfluss auf die Hochschulwahl

Jan Thiemann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
CHE Centrum für Hochschulentwicklung

    Rund die Hälfte der Studierenden in Deutschland bleibt im Studium in der näheren Umgebung. Zwischen dem Ort, an dem die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde, und der Hochschule liegen oft weniger als 50 Kilometer. Die meisten Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften weisen daher ein regional geprägtes Einzugsgebiet auf. Einige Hochschulen, insbesondere Hochschulen mit Fokus auf Fernstudiengänge, gewinnen ihre Studierenden aber nahezu gleichmäßig aus dem gesamten Bundesgebiet. Große Unterschiede zeigen sich zwischen den Studienfächern. Dies zeigt eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

    Die Hälfte der Studierenden bleibt in der Nähe zum Heimatort

    Mit dem Abitur und dem Erwerb der sogenannten Hochschulzugangsberechtigung (HZB) rückt das Thema Studienwahl in den kommenden Wochen für viele junge Menschen stärker in den Fokus. Neben unterschiedlichen Motiven wie etwa dem Fächerangebot hat die Nähe der Hochschule zum Heimatort eine große Bedeutung. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, für welche Daten des Statistischen Bundesamtes zu allen 2,9 Millionen Studierenden ausgewertet wurden, die im Wintersemester 2022/23 an einer deutschen Hochschule eingeschrieben waren.

    Knapp die Hälfte der Studierenden, die ihre HZB in Deutschland erworben haben, haben eine Hochschule gewählt, die sich weniger als 50 Kilometer von dem Ort befindet, wo sie ihr Abitur oder eine andere Form der HZB erworben haben. Zwei Drittel studieren in einer Entfernung von weniger als 100 Kilometer vom Heimatort. Nur jede*r fünfte Studierende muss vom Hochschul- zum Heimatort mehr als 200 Kilometer reisen.

    „Die hohe Zahl der Personen in Deutschland, die aktuell heimatnah studieren, hat sicher viele Gründe, zum einen etwa auch die gestiegenen Energie- oder Wohnkosten. Die Entwicklung deckt sich mit Ergebnissen aus dem CHE Hochschulranking. Auch hier verzeichnen wir einen wachsenden Anteil an Studierenden von aktuell 28 Prozent, der noch bei den Eltern wohnt“, bilanziert Studienleiter Marc Hüsch.

    Deutliche Unterschiede nach Studienfächern und Geschlecht

    Der Einfluss der räumlichen Entfernung auf die Hochschulwahl variiert jedoch stark. Bei Fächern wie Medizin oder Psychologie, bei denen Vergabeverfahren bzw. Zulassungsbeschränkungen eine große Rolle spielen, und die auch nur an einer kleineren Anzahl von Hochschulen angeboten werden, liegt der Median bei etwa 108 Kilometern zwischen Studien- und Heimatort. Das bedeutet, dass 50 Prozent der Studierenden in einer Entfernung von weniger oder gleich 108 Kilometer studieren, die restlichen 50 Prozent in größerer Entfernung. Bei Fächern, die flächendeckend angeboten werden, wie Betriebswirtschaftslehre oder Maschinenbau, fällt diese Entfernung mit 39 bzw. 33 Kilometern deutlich geringer aus. Unter den weiblichen Studierenden liegt der Median mit ca. 54 Kilometern etwa 10 Kilometer höher als unter den männlichen Studierenden (ca. 44 Kilometer).

    TU Dresden besonders attraktiv bei Studierenden im Umland, Fernhochschulen erzielen bundesweites Interesse

    Im Rahmen der Analyse des Wanderungsverhaltens von Studierenden untersuchte Studienautor Marc Hüsch auch, welche Hochschulen in welchen Distanzen von der Hochschule die höchsten Ausschöpfungsquoten in den jeweiligen Gebieten haben. (Eine interaktive Karte für sämtliche Hochschulen mit mindestens 1.000 Studierenden ist online im parallel veröffentlichten DatenCHECK auf hochschuldaten.de verfügbar.)

    Hierbei zeigt sich etwa das besondere Profil der Technischen Universität Dresden. Aus der Gruppe der Studierenden, die ihre HZB zwischen 50 und 100 Kilometer entfernt von der TU Dresden erworben haben, studieren 9 Prozent an der TU Dresden. Dies stellt im Vergleich die höchste Ausschöpfungsquote aller Hochschulen in dieser Entfernungsstufe dar. Insbesondere in den ostdeutschen Landkreisen ist die TU Dresden flächendeckend beliebt. Ein ähnliches Profil zeigt sich für die Universität Leipzig. Bei einer Distanz von mehr als 200 Kilometern ist die IU Internationale Hochschule mit Sitz in Erfurt führend. Als Hochschule ohne klassisches regionales Einzugsgebiet, mit einem Fokus auf Fernstudiengänge, erreicht sie hier mit 2,7 Prozent einen Spitzenwert – vor der FernUniversität Hagen.

    Von den Studierenden, die ihre HZB im Ausland erworben haben, studieren mit rund fünf Prozent die meisten an der TU München. Studierende aus Indien, welche die größte internationale Gruppe an deutschen Hochschulen stellen, entscheiden sich besonders häufig für die IU Internationale Hochschule, die RWTH Aachen oder die TU München. An 16 deutschen Hochschulen waren im Wintersemester 2022/23 keine Studierenden eingeschrieben, die ihre Studienberechtigung im Ausland erworben hatten.

    Hochschulen mit großer Bedeutung für die Region

    Die Analyse für einzelne Landkreise bzw. kreisfreie Städte zeigt, dass die Hochschulen vor Ort eine große regionale Bedeutung haben. In den meisten Landkreisen und kreisfreien Städten sind die Hochschulen bei der Hochschulwahl am beliebtesten, die nah am jeweiligen Kreis bzw. an der jeweiligen Stadt liegen. Hierzu gehören etwa die kreisfreie Stadt Kassel, der Landkreis Fürth und der Kreis Siegen-Wittgenstein. In diesen Kreisen bzw. kreisfreien Städten studieren mehr als 40 Prozent der Personen mit dort erworbener HZB an der hier beliebtesten Hochschule, die jeweils in unmittelbarer Entfernung liegt. In Landkreisen, in denen keine Hochschule in unmittelbarer Nähe liegt, fällt die Hochschulwahl hingegen deutlich differenzierter aus. Ein Beispiel ist der Kreis Lüchow-Danneberg in Niedersachsen, wo der Anteil der beliebtesten Hochschule nur rund 6 Prozent beträgt. (Eine interaktive Tabelle für Landkreise und kreisfreie Städte ist online im parallel veröffentlichten DatenCHECK auf hochschuldaten.de verfügbar.)

    „Für die Regionen resultiert deshalb eine große Bedeutung der Hochschullandschaft vor Ort. Diese kann dabei helfen, Fachkräfte zu sichern und jungen Menschen nach dem Erwerb der Hochschulreife in ihrer Heimatregion eine Perspektive aufzuzeigen“, so Studienautor Marc Hüsch.

    Über die Publikation:
    Grundlage der Analyse sind Daten des Statistischen Bundesamtes. Der Datensatz enthält Angaben zur Anzahl der Studierenden im Wintersemester 2022/23 an den einzelnen Hochschulen in Deutschland, aufgeschlüsselt nach dem Kreis bzw. der kreisfreien Stadt oder Land des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung (HZB) sowie zum Geschlecht und ausgewählten Studienfächern. Die Analyse umfasst Auswertungen zur Hochschulwahl von Studierenden aus dem In- und Ausland, zu Einzugsgebieten und Ausschöpfungsquoten von Hochschulen sowie zur Hochschulwahl in einzelnen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten. Parallel zur Veröffentlichung des CHECKs erscheint auf dem CHE Portal www.hochschuldaten.de ein begleitender DatenCHECK mit interaktiven Grafiken und Tabellen für alle Hochschulen mit mindestens 1.000 Studierenden sowie für alle Landkreise bzw. kreisfreie Städte in Deutschland und ausgewählte Staaten mit mindestens 500 Studierenden. Autor der Publikationen „Hochschulwahl von Studierenden in Deutschland“ ist Marc Hüsch.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Marc Hüsch
    Senior Expert Statistik und Datenvisualisierung
    CHE Centrum für Hochschulentwicklung
    Tel.: +49 5241 9761-37
    E-Mail: Marc.Huesch@che.de


    Originalpublikation:

    Hüsch, Marc: Hochschulwahl von Studierenden in Deutschland - Wie wichtig ist die räumliche Nähe zur Heimat und wohin zieht es Studierende aus dem Ausland?, CHE Impulse Nr. 16, Gütersloh, 34 Seiten, ISBN 978-3-911128-08-7


    Weitere Informationen:

    https://www.che.de/download/hochschulwahl/ - Link zur Publikation
    https://hochschuldaten.che.de/einzugsgebiete-deutscher-hochschulen-und-hochschul... - DatenCHECK 2/2024 mit interaktiven Karten zu Einzugsgebieten deutscher Hochschulen und Hochschulwahl nach Landkreisen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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