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30.04.2024 11:24

Neues Projekt erforscht die Lebenssituation von Resettlement-Flüchtlingen vor und nach ihrer Aufnahme in Deutschland

Jochen Hövekenmeier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

    Das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und die Arbeitsgruppe des Sozialforschers Prof. Dr. Martin Kroh von der Universität Bielefeld untersuchen gemeinsam die Aufnahme und gesellschaftliche Teilhabe von Resettlement-Flüchtlingen. Analysiert wird die Lebenssituation von Menschen, die über das Resettlementprogramm (RST) und das humanitäre Aufnahmeprogramm des Bundes aus der Türkei (HAP Türkei) nach Deutschland gekommen sind. Das Projekt mit Gesamtmitteln von 4,2 Millionen Euro wird durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) gefördert und läuft vom 1. Mai 2024 bis 30. April 2027.

    Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, welche nachhaltigen Teilhabeperspektiven durch Resettlement und humanitäre Aufnahmeprogramme geschaffen werden. Wie verändert sich die Lebenssituation der Geflüchteten durch die Aufnahme in Deutschland im Vergleich zum Erstzufluchtsstaat? Und wo bestehen Integrationshürden nach der Aufnahme?
    „Wir wollen untersuchen, inwiefern die beiden Programme ihr zentrales Ziel erfüllen, besonders vulnerablen Geflüchteten Schutz und eine langanhaltende Lebensperspektive in Deutschland zu eröffnen“, erklärt Tatjana Baraulina, Leiterin des Forschungsfeldes Internationale Migration und Migrationssteuerung am BAMF-Forschungszentrum.
    Das Forschungsvorhaben analysiert den gesamten Aufnahmeprozess von der Ausgangssituation im Erstzufluchtsstaat bis hin zu längerfristigen Integrationsprozessen in Deutschland. Durch eine Befragung werden erstmals repräsentative Daten zur Lebenssituation von Resettlement-Flüchtlingen in Deutschland erhoben und Registerdaten ausgewertet. Weiterhin analysiert das Projekt die humanitären Aufnahmeprozesse aus der Perspektive der Geflüchteten. Als Vergleichsgruppe werden Geflüchtete befragt, die noch in den Erstzufluchtsstaaten aufhältig sind. „Wir erhoffen uns Erkenntnisse darüber, wie sich die Lebenssituation von vulnerablen Geflüchteten in den Erstzufluchtsstaaten darstellt und welche Verbesserungen sich mit der Aufnahme in Deutschland einstellen“, so der Soziologe Marvin Bürmann, der das Projekt an der Universität Bielefeld koordiniert.

    Valide und tiefgehende Erkenntnisse: Mixed-Method-Ansatz

    „Bisher liegen nur wenige belastbare Daten und Forschungsergebnisse zu Personen in Deutschland vor, die über Resettlement und humanitäre Aufnahmeprogramme eingereist sind“, berichtet Prof. Dr. Martin Kroh. Das Forschungsvorhaben kombiniert daher quantitative und qualitative Methoden der Datengewinnung (Mixed-Method-Design). Im Rahmen der neuen Studie werden alle volljährigen Resettlement-Flüchtlinge zu einer Befragung eingeladen, die seit 2014 nach Deutschland gekommen sind.
    Für die Befragung der Geflüchteten in den Erstzufluchtsstaaten nutzen die Forschenden eine Erhebung nach einer Schneeballmethode, bei der die in Deutschland befragten Geflüchteten weitere Studienteilnehmende über ihre sozialen Kontakte rekrutieren können. Für die Analyse der Aufnahmeprozesse werden die Forschenden die Auswahlverfahren für Resettlement-Flüchtlinge in zwei Erstzufluchtsstaaten begleiten und in Deutschland leitfadenbasierte Interviews mit Geflüchteten sowie mit Expertinnen und Experten durchführen.

    Die Kombination unterschiedlicher methodischer Zugänge sowie Vergleiche zu Geflüchteten außerhalb der EU ermöglichen tiefgehende Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Aufnahmeprogramme. Die Befragungsdaten werden der Forschung nach Abschluss des Projekts durch das Forschungsdatenzentrum des BAMF zur Verfügung gestellt.

    Erkenntnisse für Politik und Wissenschaft

    Im Erstzufluchtsstaat leben Geflüchtete oft längere Zeit in prekären Verhältnissen und haben häufig keine Perspektive oder Rückkehrmöglichkeit in ihre Herkunftsländer. Resettlement hat das Ziel, besonders schutzbedürftige Geflüchtete aus dem Land ihrer ersten Zuflucht in aufnahmebereite Staaten umzusiedeln und ihnen dort nachhaltigen Schutz und eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Das deutsche Resettlementprogramm besteht seit 2012 und wurde 2015 im Rahmen des EU-Resettlementprogramms verstetigt. Für die Jahre 2024 und 2025 stehen jeweils bis zu 3.240 Resettlement-Plätze zur Verfügung. Ebenfalls im Rahmen des EU-Resettlementprogramms wird seit 2017 das Aufnahmeprogramm für syrische und staatenlose Schutzsuchende aus der Türkei (HAP Türkei) mit jährlichen Aufnahmen von bis zu 3.000 Personen umgesetzt.

    Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie beteiligte Institutionen bei einer evidenzbasierten Weiterentwicklung und künftigen Ausgestaltung der humanitären Aufnahmeprogramme unterstützen. Darüber hinaus können die Erfahrungen aus dem Forschungsprozess einen wichtigen Beitrag zur Forschung über die legalen Zugänge zum Flüchtlingsschutz in Deutschland und Europa leisten. „Wir möchten unter anderem Erkenntnisse dazu gewinnen, wie transparent und nachvollziehbar sich das gesamte Aufnahmeverfahren aus Sicht der Geflüchteten darstellt. Darauf aufbauend kann die behördliche Kommunikation mit den Geflüchteten verbessert werden, um sie frühzeitig auf das Leben in Deutschland vorzubereiten“, resümiert Dr. Christian Kothe vom BAMF-Forschungszentrum.

    Informationen zum Forschungsprojekt:

    https://www.bamf.de/SharedDocs/ProjekteReportagen/DE/Forschung/Migration/resettl...

    Weitere Informationen:

    Der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) ist ein Finanzierungsinstrument der Europäischen Union (EU), welches die EU-Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationspolitik unterstützt. In Deutschland verwaltet das BAMF die Mittel des AMIF 2021-2027 im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI). Weiterführende Informationen zum AMIF finden Sie hier: https://www.eu-migrationsfonds.de/DE/Startseite/startseite_node.html

    Ansprechpartner für Medienanfragen:
    Jochen Hövekenmeier
    Pressestelle Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
    Telefon: +49 911 943 17799
    E-Mail: pressestelle@bamf.bund.de

    Jörg Heeren
    Referat für Kommunikation, Universität Bielefeld
    Telefon: +49 521 106-4199
    E-Mail: medien@uni-bielefeld.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Christian Kothe
    Telefon: +49 911 943 707
    Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
    www.bamf.de/DE/Themen/Forschung/forschung-node.html

    Marvin Bürmann
    Telefon: +49 521 106-12983
    Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld
    https://ekvv.uni-bielefeld.de/pers_publ/publ/PersonDetail.jsp?personId=30698827


    Bilder

    Resettlement: Lebenssituation im Erstzufluchtsstaat und in Deutschland".
    Resettlement: Lebenssituation im Erstzufluchtsstaat und in Deutschland".

    BAMF


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Resettlement: Lebenssituation im Erstzufluchtsstaat und in Deutschland".


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