idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.07.2024 12:10

Korallenriffe im roten Meer unter Druck

Dr. Kirstin Werner Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Gemeinschaftliche Pressemitteilung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund und der Universität Rostock

    Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund beobachtete in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock über einen Zeitraum von fast vier Jahrzehnten die Entwicklung von Korallenriffen im Roten Meer. Es ist eine der längsten Untersuchungen, die in dieser Meeresregion je stattfanden. Die besorgniserregenden Erkenntnisse eines internationalen Wissenschaftlerteams wurden nun veröffentlicht.

    (Stralsund, 03.07.2024) Die Korallenriffe vor der Küste der Republik Sudan gehören noch immer zu den unberührtesten Riffen im Roten Meer. Bereits seit 1980 verfolgen Forschende des Deutschen Meeresmuseums dort die Entwicklung von vier großen Test-Arealen im Meeres-Nationalpark Sanganeb. Aufgrund ihrer abgelegenen Position und des eingeschränkten Zugangs fand eine Überwachung des Zustands der Riffe bisher nur sporadisch statt. Die komplexen küstennahen Saumriffe, vorgelagerten Bänke und Untiefen der Dungonab-Bucht im Norden und des weiter südlich gelegenen Sanganeb-Atolls, etwa 23 km vor der Festlandküste, wurden 2016 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

    Ein internationales Team von Riffforschenden des Deutschen Meeresmuseums, der Universität Rostock und der Universität Wien haben die Flächen zuletzt im Jahr 2019 digital kartiert und ausgewertet. Der ungewöhnlich lange Untersuchungszeitraum erlaubt es, Auswirkungen der Meereserwärmung auf die Riffe zu beobachten. „Während der Netto-Riffzuwachs von 1980 bis 1991 im Schnitt zwischen 2,27 und 2,72 Zentimeter jährlich betrug, lag er im Zeitraum von 1991 bis 2019 lediglich bei 0,28 bis 0,42 Zentimetern. Das heißt, das Wachstum des Riffes hat sich um rund 80 Prozent verringert und somit überraschend deutlich verlangsamt“, erklärt die Erstautorin der neuen Studie, Meeresbiologin Sarah Abdelhamid von der Universität Rostock.

    Seit 1980 bekannte Einzelstöcke von Korallen belegen, dass dort seit über 40 Jahren allgemein beständige ökologische Bedingungen herrschen, etwa in Bezug auf Strömungen und chemische Prozesse. Zugleich deuten jedoch Verschiebungen in der Artenzusammensetzung auf einen Wandel der Korallengemeinschaften hin. Ursachen sind zum Beispiel die Korallenbleichen von 2010 und 2015. Der Nachwuchs empfindlicher Geweihkorallen (Acropora) wird dort von robusteren Katzenpfötchen-Korallen (Pocillopora) verdrängt. „Infolge des Klimawandels kommen Warmwasserereignisse, die zu Korallenbleichen führen, immer häufiger vor. Riffgemeinschaften haben so immer weniger Zeit, sich zu regenerieren. Widerstandsfähigere Arten etablieren sich dann erfolgreicher. Das Bild, das wir heute von den Riffen im Roten Meer haben, ändert sich fortlaufend weiter, quasi vor unseren Augen“, verdeutlicht der Leiter der Untersuchungen Dr. Götz-Bodo Reinicke vom Deutschen Meeresmuseum.

    Auch die allgemeine Entwicklung der Riffe verändert sich im Zusammenhang regionaler Einflüsse des Klimawandels. Zusammen mit sudanesischen Partnern und dem Sanganeb-Nationalpark-Team plant das Deutsche Meeresmuseum deshalb, die langfristige Beobachtung der Testareale in dem Schutzgebiet fortzusetzen. Die Erkenntnisse der Studie fließen in die internationale Wissenschaft und können als Grundlage für Entscheidungsträger dienen. Reinicke ist überzeugt: „Maßnahmen gegen den Klimawandel sind eine politische Frage und müssen global organisiert werden. Studien wie unsere, die das Problem immer wieder sichtbar machen, können ein schnelles Handeln nachdrücklich befördern.“

    Die Studie „Korallenriff-Langzeitstudie im Sudan zeigt über 39 Jahre stagnierendes Riffwachstum, Kontinuität und Veränderung im Roten Meer“ wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfond FWF finanziell gefördert. Sie ist unter folgendem Link abrufbar: https://doi.org/10.3390/d16070379.

    Referenz der Studie: Abdelhamid, S.; Reinicke, G.B.; Klaus, R.; Höhn, J.; Saad, O.S.; Grenzdörffer, G. Red Sea Coral Reef Monitoring Site in Sudan after 39 Years Reveals Stagnant Reef Growth, Continuity and Change. Diversity 2024, 16, 379. https://doi.org/ 10.3390/d16070379.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Götz-Bodo Reinicke
    Deutsches Meeresmuseum Stralsund
    Mobil: +49 173 9688-265
    E-Mail: goetz.reinicke@meeresmuseum.de

    Dr.-Ing. Görres Grenzdörffer
    Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (AUF)
    Universität Rostock
    Tel.: +49 381 498 3206
    E-Mail: goerres.grenzdoerffer@uni-rostock.de


    Originalpublikation:

    Referenz der Studie: Abdelhamid, S.; Reinicke, G.B.; Klaus, R.; Höhn, J.; Saad, O.S.; Grenzdörffer, G. Red Sea Coral Reef Monitoring Site in Sudan after 39 Years Reveals Stagnant Reef Growth, Continuity and Change. Diversity 2024, 16, 379. https://doi.org/ 10.3390/d16070379.


    Weitere Informationen:

    https://doi.org/10.3390/d16070379.


    Bilder

    Taucher fotografieren die markierten Testareale zur digitalen Rekonstruktion und Analyse der Korallengemeinschaften
    Taucher fotografieren die markierten Testareale zur digitalen Rekonstruktion und Analyse der Koralle ...
    Dr. Götz-Bodo Reinicke
    Deutsches Meeresmuseum

    Ansicht der Korallengemeinschaft im Testareal TQ4
    Ansicht der Korallengemeinschaft im Testareal TQ4
    Dr. Götz-Bodo Reinicke
    Deutsches Meeresmuseum


    Anhang
    attachment icon Die große Igelkoralle (rechts, Echinopora gemmacea) stand bereits 1980 an dieser Stelle

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Taucher fotografieren die markierten Testareale zur digitalen Rekonstruktion und Analyse der Korallengemeinschaften


    Zum Download

    x

    Ansicht der Korallengemeinschaft im Testareal TQ4


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).