idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.09.2024 11:00

Zehntausend Jahre alte DNA gibt Einblicke in die Populationsgeschichte Südafrikas

Sandra Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

    Alte DNA erlaubt spektakuläre Einblicke in die Geschichte der Menschheit, insbesondere in Europa und Asien. Für diese Regionen konnten Forschende die Genome von Tausenden von Menschen rekonstruieren. Aus dem südlichen Afrika - Botswana, Südafrika und Sambia - liegen bisher jedoch weniger als zwei Dutzend alte Genome vor. Obwohl diese Region einige der weltweit frühesten Zeugnisse des modernen Menschen beherbergt, waren die ältesten Genome bisher nur etwa 2.000 Jahre alt.

    Ein Forschungsteam der Universität Kapstadt (Südafrika) und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat menschliche Überreste aus dem Oakhurst Rock Shelter im Süden Afrikas analysiert und die Genome von dreizehn Menschen rekonstruiert, die vor 1.300 bis 10.000 Jahren gestorben sind.

    „Oakhurst Rock Shelter ist ein idealer Ort, um Menschheitsgeschichte zu erforschen, da er mehr als 40 menschliche Gräber und menschliche Artefakte wie Steinwerkzeuge aus den letzten 12.000 Jahren beherbergt“, sagt Victoria Gibbon, Professorin für Biologische Anthropologie an der Universität Kapstadt und Co-Senior-Autorin der Studie. "Solche Fundstätten sind in Südafrika selten, und Oakhurst hat uns geholfen, die Bevölkerungsbewegungen und -beziehungen in der Region über einen Zeitraum von fast 9.000 Jahren besser zu verstehen.“

    Lange Geschichte von genetischer Stabilität im südlichen Afrika

    Die Sequenzierung der DNA von dreizehn Individuen aus der Fundstätte stellte die Forschenden vor eine Herausforderung, wie Stephan Schiffels, Co-Senior-Autor der Studie, erklärt: „Die Sequenzierung so alter und schlecht erhaltener DNA ist ziemlich schwierig, und es waren mehrere Versuche mit verschiedenen Methoden und Laborprotokollen nötig, um die DNA zu extrahieren und weiter zu bearbeiten.“ Die alten Genome repräsentieren den Zeitraum von vor 10.000 bis vor 1.300 Jahren und bieten den Forschenden die einzigartige Möglichkeit, menschliche Migrationen im Laufe der Zeit und die Beziehungen zwischen damaligen und heutigen Bevölkerungsgruppen in dieser Region zu untersuchen.

    Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass die ältesten Genome aus Oakhurst den Genomen der heute in der Region lebenden San und Khoekhoe sehr ähnlich sind. Das war überraschend, sagt Joscha Gretzinger, Erstautor der Studie: „Ähnliche Studien haben für Europa eine Geschichte großer genetischer Veränderungen durch menschliche Migrationen in den letzten 10.000 Jahren gezeigt. Unsere neuen Ergebnisse aus dem südlichen Afrika deuten dagegen auf eine lange Geschichte relativer genetischer Stabilität hin.“ Dies änderte sich erst vor etwa 1.200 Jahren, als Neuankömmlinge Viehzucht, Ackerbau und neue Sprachen in die Region brachten und auf einheimische Jäger- und Sammlergruppen trafen.

    Für eine der kulturell, linguistisch und genetisch vielfältigsten Regionen der Welt zeigt die neue Studie, dass die umfangreichen archäologischen Funde Südafrikas nun zunehmend für die Archäogenetik zugänglich werden, was in Zukunft zu faszinierenden neuen Einblicken in die menschliche Geschichte und Demographie der Vergangenheit führen wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Joscha Gretzinger
    Abt. für Archäogenetik, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig joscha_gretzinger@eva.mpg.de

    Dr. Stephan Schiffels
    Leiter der Forschungsgruppe Populationsgenetik
    Abt. für Archäogenetik, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig stephan_schiffels@eva.mpg.de

    Prof. Victoria Gibbon
    Dept. of Clinical Anatomy & Biological Anthropology
    University of Cape Town, Südafrika
    Victoria.Gibbon@uct.ac.za


    Originalpublikation:

    Joscha Gretzinger, Victoria E. Gibbon, Sandra E. Penske, Judith C. Sealy, Adam B. Rohrlach, Domingo C. Salazar-García, Johannes Krause & Stephan Schiffels
    9,000 years of genetic continuity in southernmost Africa demonstrated at Oakhurst rockshelter
    Nature Ecology & Evolution, 19 September 2024, https://doi.org/10.1038/s41559-024-02532-3


    Bilder

    Kapspitze, Kapspitze Naturreservat, Südafrika
    Kapspitze, Kapspitze Naturreservat, Südafrika

    © R. Gibbon

    Felsmalereien in der Oakhurst Rock Shelter, Oakhurst Farm, bei Hoekwil, Südafrika
    Felsmalereien in der Oakhurst Rock Shelter, Oakhurst Farm, bei Hoekwil, Südafrika

    © V. Gibbon


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Kapspitze, Kapspitze Naturreservat, Südafrika


    Zum Download

    x

    Felsmalereien in der Oakhurst Rock Shelter, Oakhurst Farm, bei Hoekwil, Südafrika


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).