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30.09.2024 12:34

Verschmutzung von Boden und Wasser erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Christine Vollgraf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

    Ein internationales Forschungsteam warnt in der Zeitschrift Nature Reviews Cardiology vor starken Zusammenhängen zwischen Boden- und Wasserverschmutzung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pestizide, Schwermetalle, Mikro- und Nanoplastik im Boden sowie umweltschädliche Chemikalien können sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken.

    Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz fassen in der umfassenden Literaturübersicht aktuelle Forschungsergebnisse zusammen, die zeigen, dass chemische Schadstoffe in der Umwelt ein erhebliches Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Besonders alarmierend ist die hohe Zahl der Todesfälle in bestimmten Regionen der Welt.

    Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Umweltverschmutzung

    Der Übersichtsartikel hebt hervor, dass weltweit jährlich etwa 9 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben, davon etwa 5,5 Millionen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders besorgniserregend sind die Zahlen in Ländern mit hoher Schadstoffbelastung. So sterben in Indien jährlich mehr als 2,3 Millionen Menschen an den Folgen chemischer Schadstoffe, in China sind es fast 1,9 Millionen. Weitere Länder mit hoher Sterblichkeit sind Nigeria (279.000 Todesfälle pro Jahr) und Indonesien (233.000 Todesfälle).

    Schadstoffe wie Schwermetalle, Pestizide, Dioxine sowie Mikro- und Nanoplastik gelangen über Industrie, Landwirtschaft und Siedlungsabfälle in Böden und Gewässer. Diese Verunreinigungen führen nicht nur zu Gesundheitsproblemen, sondern beeinträchtigen auch die Nahrungsmittelproduktion und gefährden die Trinkwasserversorgung.

    Schwermetalle und Mikroplastik als versteckte Gefahr

    Ein besonders bedrohlicher Schadstoff ist Blei, das fast 50 % aller durch chemische Schadstoffe verursachten Gesundheitsprobleme ausmacht. Allein die Belastung durch Blei führte 2019 zu 21,7 Millionen verlorenen Lebensjahren durch Behinderung und Tod. Cadmium und Quecksilber sind ebenfalls stark gesundheitsschädigend. Sie verursachen oxidative Schäden in Zellen, die zu Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herzinfarkten führen.

    Mikro- und Nanoplastik, die vermehrt in Meeren, Flüssen und Böden zu finden sind, gelangen über die Nahrungskette in den menschlichen Körper. Diese Partikel verursachen Zellschäden, Entzündungen und Herzrhythmusstörungen und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders betroffen sind Menschen in Küstenregionen und in Ländern mit hoher Abhängigkeit von Fischerei.

    Zunehmend an Bedeutung gewinnt auch das Gefährdungspotenzial durch kontaminierten Luftstaub - hinreichend bekannt z.B. als Sahara- oder Wüstenstaub. Etwa 770.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle pro Jahr können auf die Staubbelastung zurückgeführt werden. Die globale Erwärmung wird diese Situation weiter verschärfen.

    Ein globales Problem – Besonders stark betroffen sind Entwicklungsländer

    Die Studie zeigt, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Umweltverschmutzung weltweit zu spüren sind, jedoch vor allem in Entwicklungsländern zu hohen Sterblichkeitsraten führen. Über 90 % der durch Umweltverschmutzung bedingten Todesfälle ereignen sich in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dies betrifft vor allem Regionen mit intensiver industrieller Aktivität, unkontrollierter landwirtschaftlicher Nutzung von Pestiziden und unsachgemäßer Abfallentsorgung. Diese Länder leiden besonders unter den Folgen der Verschmutzung, da dort oft keine ausreichenden Maßnahmen zur Schadstoffkontrolle umgesetzt werden.

    Forderung nach raschem Handeln

    Die Forscherinnen und Forscher fordern dringend globale Maßnahmen, um die chemische Belastung der Umwelt zu reduzieren. "Unsere Gesundheit hängt direkt mit der Gesundheit unserer Umwelt zusammen", betont Prof. Münzel. "Die Bekämpfung der Boden- und Wasserverschmutzung ist entscheidend, um die steigende Zahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzudämmen. Ein wichtiges Ziel dieses Übersichtsartikels war es daher, Kardiologinnen und Kardiologen zu ermutigen, Umweltfaktoren zu berücksichtigen, die das Risiko ihrer Patientinnen und Patienten beeinflussen können“, so Münzel weiter. Die Studie zeigt, dass nachhaltige Umweltstrategien notwendig sind, um dieser globalen Gesundheitskrise zu begegnen.

    Über die Studie

    Die Übersichtsarbeit wurde von einem internationalen Team von Forschern erstellt, darunter Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kardiologie, Umweltchemie und Epidemiologie. Die Arbeit fasst die neuesten Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die öffentliche Gesundheit zusammen und zeigt auf, dass Umweltverschmutzung nicht nur ökologische, sondern auch erhebliche gesundheitliche Bedrohungen mit sich bringt.

    Das internationale Forschungsteam umfasst Autorinnen und Autoren aus folgenden Einrichtungen: Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz (Thomas Münzel, Omar Hahad und Andreas Daiber), Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz (Jos Lelieveld), Abteilung für Molekulare Pharmakologie, Albert Einstein College of Medicine, Bronx, NY, USA (Michael Aschner), Center for Research in Environmental Epidemiology (CREAL), Barcelona, Spanien (Mark Nieuwenhuijsen) und Global Observatory on Planetary Health, Boston College, Boston, MA, USA (Philip Landrigan).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Thomas Münzel; Universitätsmedizin Mainz; E-Mail: tmuenzel@uni-mainz.de; Telefon: +49 1742189542


    Originalpublikation:

    Soil and water pollution and cardiovascular disease. Münzel et al., Nature Reviews Cardiology 2024 https://doi.org/10.1038/s41569-024-01068-0


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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