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22.10.2024 16:18

Die Physik von Krebs verstehen, Metastasen verhindern: Jochen Guck erhält Greve-Preis der Leopoldina

Edda Fischer Kommunikation und Marketing
Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts

    Für seine grundlegenden Erkenntnisse über die Beweglichkeit von Tumorzellen erhält Prof. Dr. Jochen Guck vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, Erlangen den Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina 2024. In der Krebstherapie ist der Umgang mit Metastasen eine der größten Herausforderungen. Mehr als 90 % der Krebstode gehen auf metastasierte Verläufe zurück. Es ist wichtig zu verstehen, unter welchen Bedingungen Krebs Metastasen ausbildet und wie sich diese durch den Körper bewegen. Die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve gestiftet.

    Als Biophysiker sind Prof. Dr. Jochen Guck vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) und Prof. Dr. Josef Käs von der Universität Leipzig weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Krebs-Physik. Mit ihren teils gemeinsamen Forschungsarbeiten untersuchten sie die physikalischen Eigenschaften von Zellen in der Interaktion mit ihrem umgebenden Gewebe. Sie konnten nachweisen, wie Tumorzellen zwischen festem, steifem und flüssigem, weichem Zustand aktiv wechseln, um sich durch das dichte Gewebe des menschlichen Körpers zu bewegen und Metastasen zu bilden. Diese Erkenntnis sorgte für einen Paradigmenwechsel in der Sicht auf Krebszellen und motivierte die Zusammenarbeit mit der Medizinerin Prof. Dr. Bahriye Aktas vom Universitätsklinikum Leipzig, die die Frage einbrachte, welche Grenzen Krebszellen im Körper erfahren. „Bahriye Aktas, Jochen Guck und Josef Käs zeigen auf beeindruckende Weise, wie interdisziplinäre Grundlagenforschung das Verständnis von Krebserkrankungen maßgeblich erweitern kann“, sagt Leopoldina-Präsident Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug. „Der physikalische Blick auf das Verhalten von Tumorzellen, verbunden mit direkten Erkenntnissen aus der Klinik, hat das Potenzial, völlig neue Behandlungskonzepte gegen Krebs zu entwickeln.“
    Am Beispiel Brustkrebs zeigt sich schon jetzt das Potenzial für die Krebsbehandlung. Entscheidend für den Therapieerfolg ist, ob der Krebs metastasiert oder nicht. Bisher ließ sich jedoch nicht zuverlässig vorhersagen, wann ein Tumor Metastasen ausbildet. Käs und Aktas gelang es zusammen mit Prof. Dr. Axel Niendorf (Hamburg), Marker zu identifizieren, die zusammen mit den bisherigen Kriterien deutlich besser auf das Metastasierungspotenzial eines Tumors hinweisen könnten. Dafür nutzten sie biophysikalische Konzepte, an deren grundsätzlicher Idee, dass metastasierende Krebszellen weicher sein müssen, Jochen Guck maßgeblich beteiligt war. Krebszellen sind lokal im Primärtumor sehr fest und dicht gepackt. Um sich vom ursprünglichen Tumor zu lösen und sich durch den menschlichen Körper zu bewegen, müssen die Krebszellen weicher werden, so dass sich die Krebszellaggregate verflüssigen. Guck hat eine Hochdurchsatzmethode entwickelt, um die Deformierbarkeit von Zellen zu messen (real-time deformability cytometry, RT-DC). Diese Methode ist besonders geeignet, um Wirkstoffe zu finden, die die Krebszellmechanik verändern können, um Metastasen zu verhindern.

    Die Preisverleihung findet am Freitag, 6. Dezember 2024 um 11:00 Uhr im Hamburger Rathaus im Rahmen eines Festakts statt. Journalist*innen, die sich für die Preisverleihung interessieren, wenden sich bitte bis zum 15. November per E-Mail an presse@leopoldina.org. Interviews mit den Preisträger*innen werden gerne vermittelt.
    Die Veranstaltung wird auf dem YouTube-Kanal der Leopoldina im Livestream übertragen: www.youtube.com/NationaleAkademiederWissenschaftenLeopoldina.

    Über Prof. Dr. Jochen Guck

    Jochen Guck studierte Physik in Würzburg und promovierte an der University of Texas in Austin/USA bei Josef Käs. Gemeinsam entwickelten sie Werkzeuge, um die Zellmechanik zu untersuchen (den Optical Cell Stretcher). Nach Forschungsstationen an der Universität Leipzig und der University of Cambridge/UK erhielt Guck 2012 die Alexander von Humboldt-Professur für zelluläre Maschinen am Biotechnologischen Zentrum der Technischen Universität Dresden und war dort leitender Direktor. Seit 2018 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts sowie seit 2020 Professor für biologische Optomechanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er entwickelte weitere photonischen und biophysikalischen Werkzeuge, wie z. B. die real-time deformability cytometry. Diese sind Grundlage für viele klinische Kooperationen in Erlangen am neuen Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin.

    Über den Greve-Preis

    Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird an Wissenschaftler*innen oder Forschungsteams verliehen, die in Deutschland an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in Wirtschaftsunternehmen tätig sind. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt besonders herausragende Forschungsleistungen in den Bereichen Naturwissenschaften/Medizin und Technikwissenschaften. Der Greve-Preis wird themenspezifisch ausgeschrieben, in diesem Jahr zu Grundlagen neuer Krebstherapien. Der Preis ist mit 250.000 Euro dotiert, die aus Mitteln der Greve‐Stiftung stammen. Weitere Informationen zum Greve-Preis: https://www.leopoldina.org/ueber-uns/auszeichnungen/preise-und-ehrungen/greve-pr...
    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Über die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve

    Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Greve und Prof. Dr. h. c. Hannelore Greve gründeten 1995 die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Im wissenschaftlichen Bereich ermöglichte die Stiftung u. a. die Gründung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg mit einer Anschubfinanzierung über drei Jahre sowie die Ausschreibung eines hochdotierten Hamburger Wissenschaftspreises und seit 2022 die Ausschreibung des Greve-Preises der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Das Verantwortungsbewusstsein der Stiftungsgründer, ihr Gespür für Qualität und ihre Einsicht ins Notwendige und Machbare haben auch die Arbeit der Stiftung geprägt und prägen sie noch heute. Eva-Maria Greve und Wolfgang Peter Greve führen als Vorstand die Stiftungsarbeit in diesem Sinne fort.


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    Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird an Wissenschaftler*innen oder Forschungsteams verliehen, die in Deutschland an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in Wirtschaftsunternehmen tätig sind.
    Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird an Wissenschaftler*innen ...
    Markus Scholz / Leopoldina

    Prof. Dr. Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und Professor für Biologische Optomechanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
    Prof. Dr. Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und Professor für B ...
    MPG


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird an Wissenschaftler*innen oder Forschungsteams verliehen, die in Deutschland an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in Wirtschaftsunternehmen tätig sind.


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    Prof. Dr. Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und Professor für Biologische Optomechanik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.


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