idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.11.2024 14:40

Studie weist auf erhöhtes Risiko für Alkoholkonsumstörungen nach Operation wegen Adipositas hin

Rasmus Cloes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS

    Bremen – Eine aktuelle Studie der DAK Gesundheit in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sowie dem Adipositaszentrum am Städtischen Klinikum Dresden-Neustadt zeigt, dass ein substanzieller Anteil an Personen nach einer Adipositaschirurgie Alkoholkonsumstörungen entwickelt. Dies gilt insbesondere für Männer und Personen, deren Eingriff schon länger zurückliegt.

    Die Ergebnisse zeigen, dass eine langfristige Nachsorge notwendig ist, um die Gesundheit von Operierten langfristig zu schützen. Die Studie wurde im International Journal of Obesity Research & Clinical Practice veröffentlicht.

    In der Studie wurden insgesamt 2151 Personen untersucht. Die meisten dieser Personen waren Frauen (80,7 Prozent), und im Durchschnitt lag die bariatrische Operation 6 Jahre zurück (zwischen 4 und 9 Jahren). Die häufigsten Eingriffe waren entweder ein Magenbypass (50 Prozent) oder eine Schlauchmagen-Operation (43 Prozent).

    Eine ergänzende Befragung zum Alkoholkonsum beantworteten 1496 Personen. Das Ergebnis war besorgniserregend: 9,4 Prozent der Operierten zeigten ein zumindest riskantes oder sogar schädliches Trinkverhalten. Ein erhöhter Alkoholkonsum hing laut der Studie mit dem Geschlecht, größerem zeitlichem Abstand zur Operation und Unzufriedenheit mit dem Gewichtsverlust zusammen.

    Die Rolle des Gesundheitssystems

    „Unsere Ergebnisse deuten an, dass Alkoholkonsumstörungen nach bariatrischen Eingriffen relativ häufig vorkommen. Die Gefahren von Alkohol sind bei dieser Personengruppe jedoch besonders hoch“, ordnet Erstautor PD Dr. Oliver Riedel vom BIPS die Ergebnisse ein. „Besonders betroffen könnten Personen sein, deren Operationen schon länger zurückliegen. Es scheint daher wichtig zu sein, die Patientinnen und Patienten auch langfristig engmaschig zu betreuen und auf die negativen Folgen von Alkoholkonsum nach bariatrischen Operationen hinzuweisen.“ Riedel mahnt allerdings auch zur Vorsicht bei der Interpretation dieser Befunde, da aufgrund einer anderen Hauptfragestellung die Methodik der Studie nicht spezifisch auf die Untersuchung von Alkoholkonsumstörungen ausgerichtet war.

    Ein auffälliger Befund der Studie war, dass viele Personen mit Alkoholkonsumstörungen keine psychotherapeutische Unterstützung erhielten. Dies deutet auf eine mögliche Unterversorgung hin, die dringend adressiert werden sollte, so das Forschungsteam.
    Weiterer Forschungsbedarf

    „Diese Studie zeigt deutlich, dass die medizinische Nachsorge für Menschen nach einer Adipositaschirurgie noch weiter verbessert werden muss. Zukünftige Studien sollten untersuchen, wie Betroffene besser unterstützt werden können, um Gefahren wie Alkoholkonsumstörungen zu verringern“, so Riedel.

    Förderhinweis

    Die Studie wurde durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert.

    Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen

    Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie informiert die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.

    Das BIPS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der 96 selbstständige Forschungseinrichtungen gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Riedel, Oliver, PD Dr. rer. nat.
    Abteilung: Klinische Epidemiologie
    Tel.: +49 (0)421 218-56883
    Fax: +49 (0)421 218-56941
    riedel(at)leibniz-bips.de


    Originalpublikation:

    Riedel O, Braitmaier M, Dankhoff M, Hornschuch M, Klein M, Zachariassen W, Hoyer J. Quality of life in bariatric patients up to twelve years after surgery - Results from a nationwide retrospective cohort study. Obesity Research & Clinical Practice. 2023;17(4):353-360.
    https://doi.org/10.1016/j.orcp.2023.08.001
    https://repository.publisso.de/resource/frl:6453534


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).