Der DGN-Medienpreis wird seit Jahren an Medienschaffende für wegweisende Beiträge in Publikumsmedien zu neurologischen Themen verliehen. Neben der fachlichen Richtigkeit legt die Jury ein besonderes Augenmerk auf Verständlichkeit, hohen Reflexionsgrad, z. B. durch Darstellung verschiedener Perspektiven, Tiefe der Recherche und Kreativität. Der Preis wurde heute während der Eröffnungsfeier des DGN-Kongresses 2024 in Berlin an Nora Voit für einen in der „Zeit“ publizierten Artikel, und an ein sechsköpfiges Redaktionsteam vom „Der Spiegel“ verliehen. Beide prämierten Beiträge widmen sich echten „Volksleiden“: der Migräne und Schlafstörungen.
Die freie Journalistin Nora Voit erhielt den DGN-Medienpreis 2024 für das Dossier „Schmerz lass nach“, erschienen in der Wochenzeitung „Die Zeit“ über Migräne bzw. chronische Schmerzen. Sie nähert sich darin dem Thema Migräne aus einer ganz persönlichen Sicht: „Meine Migräne ist ein Spaßverderber, ein Spießer, eine Couch-Potato. Sie hat mich in der Hand.“
Nora Voit schreibt über die Therapien, die sie erhält, über die jahrelange Hoffnung auf Schmerzfreiheit, die mit jedem neuen Behandlungsansatz verbunden ist, und über die immer wieder enttäuschten Hoffnungen. Scheinbar ganz nebenbei erklärt sie moderne Therapieoptionen und ihre komplexen Wirkmechanismen, gibt außerdem tiefergehende medizinhistorische und kulturphilosophische Hintergrundinformationen und nähert sich so dem Thema Schmerz auf eine vielschichtige Weise. Sie verwebt Betroffenen- und Journalistenebene, schildert ihre Besuche als Journalistin und später als Patientin in einer interdisziplinären Münchner Schmerzklinik. Nora Voit erzählt auch schlaglichtartig von dem Leid anderer Schmerzpatientinnen und -patienten und bringt informative Exkurse zu psychischen Risikofaktoren des Schmerzes und zu Abhängigkeitsproblematiken ein.
All das erzählt sie anschaulich und amüsant – wir haben die Qi-gong-Therapeutin, die ihre Patientinnen und Patienten „in ehrlichstem Bayerisch in die chinesische Bewegungskunst einweist“ sofort vor unserem geistigen Auge – dabei aber immer feinfühlig, mit Respekt vor den Menschen und mit hoher Emotions- und Informationsdichte. Der Bericht ihrer persönlichen Geschichte ist dabei ähnlich angelegt wie ein Bildungsroman, wir begleiten die Protagonistin von Station zu Station und am Ende steht eine tiefgründige, weise Einsicht: „Mir haben die vergangenen Monate nicht die Schmerzen genommen. Aber, bei aller Enttäuschung, die Ohnmacht, das bohrende Gefühl, ihnen schutzlos ausgeliefert zu sein.“
Ein sechsköpfiges Team vom „Der Spiegel“ erhielt heute den DGN-Medienpreis 2024 für die Titelgeschichte „Ich kann nicht schlafen“, die Anfang April dieses Jahres erschien. Julian Aé, Irene Berres, Veronika Hackenbroch, Jule Lutteroth, Katherine Rydlink und Nina Weber beleuchten darin Ursachen, Therapie und Neuropathophysiologie von Schlafstörungen. Der Beitrag zeichnet sich durch eine tiefe Recherche aus, neben medizinischen und psychologischen Aspekten werden auch gesellschaftliche Fragen thematisiert. Bei den Risikofaktoren für Schlafstörungen wird beispielsweise beleuchtet, wie Lichtverschmutzung durch Kunstlicht, Schichtarbeit, ein zunehmend unregelmäßiger Tagesrhythmus oder die alljährliche Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit zu diesem Gesundheitsproblem beitragen. Auch mögliche Therapien werden dargestellt, neben den pharmakologischen die kognitive Verhaltenstherapie mit dem Ansatz der „Schlafdiät“. Der Artikel übt zudem Kritik an den Versorgungsstrukturen. Fast jeder Dritte ist in Deutschland von einer Schlafstörung betroffen, dennoch sind nur 1.300 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Schlafmedizin“ tätig, darüber hinaus fehlten Mittel für die Forschung.
Ausschlaggebend war für die Jury der DGN die gute Darstellung der gesundheitlichen Folgen von Schlafstörungen, insbesondere im Hinblick auf neurologische Folgeerkrankungen wie Demenz, und die verständliche Darstellung der dahinterliegenden komplexen Pathomechanismen. „Der Artikel macht deutlich, wie zentral wichtig guter Schlaf für die Hirngesundheit ist und wie das Gehirn während des Nachtschlafs regeneriert“, erklärte Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. „Der informative Artikel leistet somit en passant neurologische Präventionsarbeit, ohne es zu wollen oder zumindest ohne so zu wirken, als wolle er es. Er kommt ohne ‚Dos and Don‘ts‘ aus, es sind einzig und allein die gut recherchierten Informationen und plausibel erklärten Zusammenhänge, die bei den Leserinnen und Lesern nachwirken und die Hirngesundheit in den Vordergrund rücken.“
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