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11.11.2024 15:38

Werte schaffen mit KI: „Kompetenzen und Rahmenbedingungen sind entscheidend“

Petra Brücklmeier Geschäftsstelle
Lernende Systeme - Die Plattform für Künstliche Intelligenz

    Künstliche Intelligenz (KI) wird in den kommenden Jahren in vielerlei Bereichen Unternehmensprozesse verändern und unseren Arbeitsalltag beeinflussen. Ihr Einsatz kann sich sowohl positiv auf die Qualität von Produkten und Dienstleistungen auswirken, als auch auf die Mitarbeitenden, wenn automatisierte Prozesse im Arbeitsalltag neue Freiräume für höherwertige Tätigkeiten schaffen. Damit die Wertschöpfung durch KI ganzheitlich erfolgreich sein kann, muss neben den wirtschaftlichen Faktoren auch die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer in der Umsetzung von KI berücksichtigt werden.

    Welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind, erläutert Irene Bertschek im Interview. Sie ist Leiterin des Forschungsbereiches „Digitale Ökonomie“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim und Professorin für „Ökonomie der Digitalisierung“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Mitglied der Arbeitsgruppe „Geschäftsmodellinnovationen“ der Plattform Lernende Systeme.

    Frau Bertschek, wie kann aus Ihrer Sicht eine erfolgreiche Integration von KI in Unternehmen gelingen?

    Irene Bertschek: KI ist, wie andere Technologien auch, kein Allheilmittel. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen einen genauen Blick darauf werfen, bei welchen konkreten Prozessen oder Aufgaben KI bei der Lösung von Problemen helfen kann. Damit KI zu Innovationen und Produktivität in Unternehmen beiträgt, sind mehrere Faktoren entscheidend, insbesondere Daten und Kompetenzen. Daten sollten systematisch aufbereitet und verfügbar gemacht werden und die notwendige Qualität aufweisen, um bei der Anwendung von KI zur Erzeugung zuverlässiger Ergebnisse beizutragen. Dies kann den Einsatz von KI für effizientere Prozesse oder das Recruiting genauso betreffen wie die Integration von KI in Produkte oder Dienstleistungen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollten in der Lage sein, die Qualität der Daten und die Qualität der Ergebnisse einer KI-Anwendung zu bewerten, um darauf aufbauend fundierte Entscheidungen treffen zu können. Hierzu ist einerseits Fachwissen nötig, um entsprechende Prozesse aufzusetzen und in Gang zu bringen, andererseits bedarf es aber auch grundlegender digitaler Kompetenzen im Unternehmen. Kurzfristig ist es daher hilfreich, sich zum Beispiel im Rahmen von Kooperationen die notwendige Expertise von außen zu holen. Mittel- bis langfristig sollten entsprechende Aus- und Weiterbildungsprogramme genutzt werden, um digitale Kompetenzen intern aufzubauen und weiterzuentwickeln. Auch wenn gerade die generative KI mehr und mehr zum integrierten Bestandteil von Softwareanwendungen wird und automatisch Ergebnisse liefert, sollten Beschäftigte in Unternehmen zumindest grundsätzlich die Arbeitsweise der KI verstehen und einschätzen können, wie zuverlässig und valide die Ergebnisse sind.

    Welchen Hürden sehen sich KMU beim Einsatz von KI gegenüber? Wie lassen sie sich überwinden?

    Irene Bertschek: KMU mangelt es beim Einsatz von KI in erster Linie an zeitlichen und personellen Ressourcen. Das ist aber nicht nur bei KI so, sondern bei digitalen Technologien generell. Bei der KI kommt hinzu, dass zahlreiche KMU noch keine konkrete Vorstellung davon haben, wofür sie diese einsetzen können. Sie sind unsicher über den zu erwartenden Nutzen von KI und haben Bedenken hinsichtlich der Reife und Zuverlässigkeit von KI-Anwendungen. Best-Practices-Beispiele können sowohl Orientierung für die Identifizierung von Anwendungsbereichen als auch in Bezug auf die Erwartungen geben. Denn oft sind die Erwartungen an das, was eine KI leisten kann, sehr hoch. Schließlich wird der Einsatz von KI durch fehlendes Know-how im Unternehmen sowie ein geringes Fachkräfteangebot auf dem Arbeitsmarkt gehemmt. Know-how für den Einsatz und den Umgang mit KI lässt sich beispielsweise durch Kooperationen mit Start-ups oder mit wissenschaftlichen Einrichtungen gewinnen. Dies kann zu konkreten Anwendungen von KI inspirieren und die Beschäftigten in den KMU können hinsichtlich der Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen davon profitieren. Gleichzeitig helfen Kooperationen den Start-ups als Anbieter von KI-Lösungen ihre Geschäftstätigkeit zu stabilisieren und auszubauen. Was die Reife und Zuverlässigkeit von KI-Anwendungen angeht, so hängt diese nicht zuletzt mit den regulatorischen Rahmenbedingungen zusammen.

    Was kann die Politik tun, um die Nutzung von KI zu unterstützen?

    Irene Bertschek: Aufgabe der Politik ist es, bei der Umsetzung der auf EU-Ebene verabschiedeten KI-Verordnung auf eine ausgeglichene Balance zwischen Rechtssicherheit einerseits und der Schaffung und Ausschöpfung von Innovations¬potenzialen andererseits zu achten. Dabei sollte die Umsetzung der Regelungen der KI-Verordnung auf be¬stehende Regulierungen, wie zum Beispiel der DSGVO, gut abgestimmt werden, um eine konsistente Recht¬sprechung und die Ableitung klarer Leitlinien für den Umgang mit KI gerade im Hinblick auf KMU zu erlauben. Die Entwicklung der KI verläuft zum Teil sehr dynamisch, wie wir das bei ChatGPT sehen. Daher sollte auch die Regulierung anpassungsfähig bleiben. Zum Beispiel sollte sie ermöglichen, dass sich die Zuordnung von KI-Anwendungen zu bestimmten Risikoklassen, wie sie laut KI-Verordnung vorgesehen ist, über die Zeit verändern kann. Zur Anpassungsfähigkeit und Flexibilität des Regulierungsrahmens trägt auch der Einsatz von Reallaboren bei, mit denen sich innovative KI-Lösungen, unter zeitweiser Aussetzung rechtlicher Regeln, testen lassen. Schließlich können Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung den verstärkten Einsatz von KI-Lösungen fördern, indem sie diese direkt nachfragen oder ihre Daten für entsprechende Anwendungen bereitstellen und damit auch zur Entwicklung neuer Lösungen beitragen.


    Originalpublikation:

    https://www.plattform-lernende-systeme.de/files/Downloads/Publikationen/Whitepap... - Das Whitepaper "Mit KI Werte schaffen" der Plattform Lernende Systeme


    Bilder

    Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereiches „Digitale Ökonomie“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim und Professorin für „Ökonomie der Digitalisierung“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen
    Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereiches „Digitale Ökonomie“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für E ...

    ZEW Anna Logue


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Elektrotechnik, Gesellschaft, Informationstechnik, Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereiches „Digitale Ökonomie“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim und Professorin für „Ökonomie der Digitalisierung“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen


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