Der Rechtsstaat muss immer wieder verteidigt werden. Welche Rolle menschliche Netzwerke wie Vereine oder Verbände spielen, um ihn zu schwächen oder zu stärken, untersucht das neue Projekt „NET-ROL: Networks and the Rule of Law: Uncovering Socio-Economic Outcomes“, an dem Prof. Dr. Stefan Voigt und Prof. Dr. Jerg Gutmann von der Universität Hamburg beteiligt sind. „NET-ROL“ ist eines von vier neuen Projekten, die von der Europäischen Union an der Uni Hamburg gefördert.
Für die Vermittlung von Maskenkäufen auf Staatskosten erhielten Politikerinnen und Politiker in der Corona-Pandemie zum Teil hohe Summen. Immer wieder wird auch bekannt, wie Lobby-Verbände Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen. Solche Netzwerke können das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat und seine Institutionen erheblich schwächen. Gleichzeitig setzen sich viele gesellschaftliche Netzwerke wie Vereine oder Organisationen für den Rechtsstaat ein und stärken ihn so.
Welche Auswirkungen die verschiedenen Arten von Netzwerken auf die Wahrnehmung und den Bestand von Rechtsstaatlichkeit haben, wird im Rahmen des Projektes „NET-ROL: Networks and the Rule of Law: Uncovering Socio-Economic Outcomes“ erforscht. Insbesondere sozio-ökonomische Folgen wie Wirtschaftswachstum oder Vertrauensverlust stehen dabei im Fokus. Der Forschungsverbund wird im Rahmen des europäischen HORIZON-Programms mit knapp drei Millionen Euro gefördert. 628.000 Euro gehen an die Universität Hamburg, wo Prof. Dr. Stefan Voigt und Prof. Dr. Jerg Gutmann von der Fakultät für Rechtswissenschaft an dem Projekt beteiligt sind.
Jerg Gutmann, Professor für Behavioral Law & Economics, und sein Team entwickeln in ihrem Teilprojekt ein Instrument, mit dem das Rechtsstaatsniveau zukünftig einheitlich gemessen werden kann. Dafür entwickeln sie einen neuen Indikator für Rechtsstaatlichkeit, der Daten aus verschiedenen Informationsquellen zusammenführt. „Mit dem Indikator können wir nicht nur das Rechtsstaatsniveau in Nationalstaaten über Jahrzehnte nachvollziehen, sondern er ist auch die Grundlage, um Zusammenhänge zwischen Netzwerkstrukturen und Veränderungen im Rechtsstaatsniveau eines Landes aufzudecken“, erklärt Gutmann.
Auch das von Stefan Voigt, Professor für Volkswirtschaftslehre (Law & Economics), koordinierte Teilprojekt trägt zum Grundverständnis von Rechtsstaatlichkeit und insbesondere ihrer Entstehung bei. Konkret geht es um historische Werte und Normen, die einen langfristigen Einfluss auf die Rechtsstaatlichkeit haben. Da diese nicht aktuell erhoben werden können, werden Voigt und sein Team tausende Märchen aus europäischen Ländern auswerten, um die darin vermittelten Werte und Normen systematisch zu erfassen. „Auf dieser Basis können wir untersuchen, ob diese Werte sich unterschiedlich in heutigen Rechtsstaatsniveaus widerspiegeln. Und wir können sie auch in Beziehung zum Wirken und der Wahrnehmung von Netzwerken setzen“, so Voigt.
In dem Verbund sind insgesamt acht Universitäten aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Tschechien, Frankreich und Italien beteiligt sowie zwei Thinktanks aus Nordmazedonien und Polen. Die Forschenden kommen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, etwa Wirtschafts-, Politik- und Rechtswissenschaften sowie Informatik. Zum Einsatz kommen unter anderem Methoden der Daten- und Netzwerkanalyse – inklusive Instrumenten des maschinellen Lernens – sowie Befragungen und Textanalysen.
Drei weitere EU-geförderte Projekte
Das Projekt „NET-ROL“ ist eines von vier neuen EU-Verbundprojekten, an denen Forschende der Universität Hamburg beteiligt sind.
Prof. Dr. Alexander Bassen von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und dem Klima-Exzellenzcluster CLICCS leitet ein Teilprojekt im Verbund „NATURE-3B“, der am University College in Dublin koordiniert wird und in dem es unter anderem darum gehen wird, Vorgaben und Orientierungshilfen für nachhaltige Investitionen zu entwickeln.
Prof. Dr. Jana Sillmann vom Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS wird im Rahmen des Vorhabens „FAIR2Adapt to Climate Change“ dazu beitragen, dass europäische Regionen und lokale Behörden leichteren Zugang zu Klimaforschungsdaten und Dienstleistungen erhalten. „Angelehnt an den Hamburger Hitzeschutzplan sollen relevante Klima- und sozioökonomische Daten nutzbar gemacht werden, um gefährdete Bevölkerungsgruppen besser warnen und Investitionen in schützende Infrastruktur gezielt planen zu können“, so Sillmann.
Prof. Dr. Tom Stargardt vom Hamburg Center for Health Economics und der University of Hamburg Business School forscht im Rahmen des Großprojektes „Early treatment of Atrial fibrillation for Stroke prevention Trial in acute STROKE (EAST-STROKE)“, das am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf koordiniert wird. Im Fokus steht die evidenzbasierte Prävention von weiteren Schlaganfällen bei bereits betroffenen und damit besonders gefährdeten Patientinnen und Patienten. Prof. Stargardt führt dabei gesundheitsökonomische Evaluation durch.
Für Rückfragen:
Universität Hamburg
Newroom-Redaktion
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Meer / Klima, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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