idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.11.2024 15:36

Neues Forschungprojekt: Virusreaktivierungen durch kriegsbedingten physischen und psychischen Stress

Dr. Milena Hänisch Referat für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Essen

    Mehr als 1000 Tage Krieg! Der russische Angriffskrieg verursacht bei der ukrainischen Bevölkerung enormen physischen und psychischen Stress. Ein oft vernachlässigtes, aber sehr ernstes, durch Stress induziertes medizinisches Problem, ist die Reaktivierung chronischer Viren. Wir alle beherbergen chronische Viren, vor allem Herpesviren, die normalerweise bei einer effizienten Immunabwehr keine Krankheiten verursachen. Starker oder anhaltender Stress beeinträchtigt jedoch unsere Immunabwehr, bis sie schließlich versagt.

    Einige Herpesviren lösen bei Reaktivierung schwere Krankheiten aus. Diese Krankheiten können entweder akut lebensbedrohlich sein, wie im Fall von CMV, oder langanhaltende, schmerzhafte Krankheiten hervorrufen, wie bei HSV-1 und VZV. Die VZV-Reaktivierung verursacht beispielsweise Herpes Zoster (Gürtelrose), der mit chronischen Schmerzen und langfristiger Arbeitsunfähigkeit verbunden sein kann. Darüber hinaus bedroht die Reaktivierung der Viren selbst die psychische Gesundheit, was für die Patienten einen Teufelskreis darstellt. Bislang ist nicht bekannt, welche Bedrohungen in einer Kriegssituation zu Virusreaktivierungen führen. Sind Verletzungen, Kämpfe an der Frontlinie, Vertreibung oder die ständige Angst vor Luftangriffen relevante Auslöser? Dieses Wissen ist wichtig, um Virusreaktivierungen mit Impfungen zu verhindern oder mit Medikamenten zu behandeln und so gefährdete Gruppen vor der hohen Belastung zu schützen.

    Im Rahmen des Programms Klinikpartnerschaften der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhält ein Forschungsteam des Instituts für Virologie, Universitätsklinikum Essen, in Kooperation mit der Poltava State Medical University PSMU nun ab Dezember 2024 eine weitere Förderung von 320.000 €.

    In 2023 und 2024 konnte durch ein GIZ gefördertes Nothilfeprojekt Essen-Poltava bereits die Labordiagnostik für Viren und Bakterien in Poltava erfolgreich etabliert werden. Das Forschungsprojekt kann jetzt darauf aufbauen. Anhand von Fragebögen und Haarproben sollen Stresslevel in Geflüchteten und Verwundeten definiert werden. Anhand von Blutproben sollen dann Immunität und Virusreaktivierungen bei verschiedenen Kohorten innerhalb der etablierten Klinikpartnerschaft Essen-Poltava analysiert werden.

    Das Forschungsteam konzentriert sich dabei nur auf Viren, die medizinisch relevant sind und mit verfügbaren Medikamenten behandelt werden können oder deren Reaktivierung durch Impfung verhindert werden kann. Das Projekt umfasst wichtige Bildungsaspekte und soll den Aufbau von Forschungs- und weiteren Diagnostikkapazitäten in Poltava ermöglichen. Die Forschungsdaten werden für die effiziente Definition von Zielgruppen benötigt, die genau überwacht und für medizinische Maßnahmen ausgewählt werden sollten.
    Ziel dieses Projekts ist es die medizinische Versorgung in der Ukraine direkt zu verbessern und virusbedingte Langzeitfolgen des Krieges zu verhindern.

    Die Aktivitäten im Einzelnen (Zusammenfassung):
    - Bestimmung des Stresslevels (mittels Fragebogen) in verschiedenen Kohorten
    - Auswertung von Proben in Essen und in Poltava. Analyse der Immunität und der Virusreaktivierungen im Rahmen des bereits in Poltava etablierten Netzwerks und der dort vorhandenen Ausstattung
    - spezielle Schulung von Diagnostikpersonal aus Poltava
    - Aufbau von Kapazitäten in Lehre und klinischer Forschung
    - Sammlung von Forschungsdaten, Definition von Zielgruppen
    - Bestimmung der benötigten Medikamente und Impfstoffe
    - Unterstützung bei der Bereitstellung geeigneter Behandlungen und Impfungen


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Universitätsklinikum Essen
    Institut für Virologie
    Prof. Dr. Ulf Dittmer, Projektleiter ulf.dittmer@uk-essen.de
    Prof. Dr. Mirko Trilling, wissenschaftliche Koordination mirko.trilling@uk-essen.de
    Dr. Gennadiy Zelinskyy, wissenschaftliche Koordination und Kommunikation mit Poltava gennadiy.zelinskyy@uk-essen.de
    Ursula Schrammel, administrative Koordination ursula.schrammel@uk-essen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-due.de/med/meldung.php?id=1716


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).