„Generative Künstliche Intelligenz“ wie ChatGPT oder Midjourney bietet die Möglichkeit, voll automatisiert Texte und Bilder in rasanter Geschwindigkeit zu erstellen. Diese Technologien sind jedoch nicht ohne gesellschaftliche Risiken: Sie suggerieren die Ersetzbarkeit menschlicher Kreativität – und wo man schlechte Qualität in Kauf nimmt, um Kosten zu vermeiden, wird menschliche Leistung perspektivisch ersetzt.
Leicht lassen sich aus KI-generierten Fabrikaten Produkte erstellen, die in Konkurrenz zu menschlicher Schöpfung in den Markt drängen. Aufträge bei Übersetzern, Grafikern und Autoren sinken signifikant. Auch die Integrität der Wissenschaft sieht sich durch automatisierte Textproduktion herausgefordert. Zugleich legt die so genannte Generative KI nicht offen, von welchen menschlichen Leistungen (Daten, Werken) sie profitiert. Aus einer schwer überprüfbaren Mischung aus korrekten und fehlerhaften Informationen, die existierende Werke von Menschen imitieren und paraphrasieren, können Autorinnen und Autoren nur herauslesen, dass große Tech-Konzerne durch gewagte Interpretationen europäischen Rechts geschützte Inhalte in einer legalen Grauzone für das Training ihrer Modelle verwendet haben.
Das Ad hoc-Vorhaben „Generative KI und kreative Autorschaft in Wissensarbeit und Literatur“ unter der gemeinsamen Leitung der Philosophin Prof. Dr. Petra Gehring (TU Darmstadt) und der Schriftstellerin Nina George (European Writers‘ Council) als Fellow des Vorhabens, bringt führende Expert:innen aus rechtlichen, linguistischen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereichen zusammen, um die Folgen des Einsatzes Generativer KI für kreative und für Wissensarbeit sowie mögliche Regulierungsansätze zu diskutieren.
Prof. Dr. Gehring unterstreicht den innovativen Charakter des Vorhabens: „Das Vorhaben bringt erstmalig Aspekte und Diskutanten an einen Tisch, die sonst oft getrennt voneinander in ihren jeweiligen Kontexten über fortgeschrittene Technologien verhandeln: Linguistik und Sprache, Technik und Informatik, Recht und Ethik. Wir freuen uns besonders, mit der Schriftstellerin und Ehrenpräsidentin des European Writers‘ Council Nina George als Fellow des Vorhabens, eine Vor- und Weiterdenkerin gewonnen zu haben, die hierzulande eine überfällige Debatte angestoßen hat.“
Nina George erläutert ein über das Vorhaben hinausweisendes Ziel: „Eine Besonderheit des Projekts ist, dass es eine langfristige Nachverfolgung der politischen Debatten und eine Wirkungsmessung in den Blick nehmen und aufbauen soll. Dazu wird auch die Einrichtung eines ständigen Komitees angeregt. Ein aus dem Projekt bestenfalls entstehender – nennen wir es: ‚Wissensrat‘ soll eine politische Bedeutung und damit eine originäre Wirksamkeit durch Empfehlungen und Risikoabschätzungen entwickeln.“
Veranstaltungshinweis: Symposium „Content? Context!“
Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung lädt am 10. und 11. Dezember 2024 in die Centralstation Darmstadt ein. Dort sollen mit Expert:innen aus der Buchbranche, aus Wissenschaft und Forschung, sowie mit Fachpublikum, Politik und Interessierten essentielle Aspekte rund um Generative KI und die Zukunft von Autorschaft in einem interaktiven Debattenformat diskutiert werden. Ziel des öffentlichen Symposiums ist es, gemeinsam mit Gästen und Publikum Empfehlungen an politische Entscheidungsträger, an die Kultur- und Medienbranche sowie die Zivilgesellschaft zu erarbeiten.
Weitere Informationen zum Symposium auf
https://zevedi.de/symposiumcontentcontext/
Um Anmeldung bis zum 28.11.024 wird gebeten.
Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung
ZEVEDI ist ein Forschungs- und Kompetenznetz. Es bündelt die wissenschaftliche Expertise der hessischen Hochschulen zur Analyse normativer Aspekte des digitalen Wandels und trägt zur Gestaltung dieses Wandels bei. Das Zentrum konkretisiert Verantwortung als wichtigen Gesichtspunkt von Technologieentwicklung und arbeitet daran, diesen umsetzbar zu machen. Es erbringt Forschungsleistungen, stärkt den Transfer von Wissen in die Wirtschaft und die Gesellschaft hinein und berät die Politik forschungsbasiert zu den Themen Recht, Ethik und Innovation – für eine demokratische und humane Ausrichtung des digitalen Wandels. Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums ist Prof. Dr. Petra Gehring. Die Leitung der Geschäftsstelle an der TU Darmstadt hat Dr. Christiane Ackermann inne. ZEVEDI wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation.
Kontakt: office@zevedi.de, +49 6151-16 24739
Web: https://zevedi.de
https://zevedi.de/themen/generative-ki-und-kreative-autorschaft/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Informationstechnik, Philosophie / Ethik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
Deutsch
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