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27.11.2024 13:13

Intraoperativer Ultraschall bei der Operation von Lebermetastasen verbessert Chancen für Patientinnen und Patienten

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs. Das größte Risiko sind Lebermetastasen, die bei bis zu der Hälfte der Betroffenen auftreten. Die operative Entfernung ist dabei die Therapie der Wahl. Eine innovative Methode, der Intraoperative Ultraschall (IOUS), eröffnet dabei neue Möglichkeiten, wie die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) betont. Er liefert den Chirurginnen und Chirurgen während des Eingriffs Echtzeitbilder, die Tumorgrenzen und versteckte Metastasen sichtbar machen. Diese Präzision ermöglicht eine millimetergenaue Resektion, schont gesundes Gewebe und verbessert die Operationsergebnisse erheblich.

    Das kolorektale Karzinom – Darmkrebs – ist weltweit die zweithäufigste Krebstodesursache. In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Menschen neu daran. Haupttodesursache sind dabei jedoch nicht der Darmkrebs selbst, sondern Lebermetastasen. Bis zu 20 Prozent der Betroffenen haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Lebermetastasen. Im Verlauf der Erkrankung entwickeln bis zu 50 Prozent der Patientinnen und Patienten die Absiedlungen in der Leber. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei Darmkrebs deshalb nur bei 50 Prozent. Auch der eigentliche Leberkrebs ist in Deutschland eine der häufigsten Krebstodesursachen. Jährlich erkranken etwa 9.800 Menschen neu daran, etwa 8.200 sterben daran. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei nur 17 Prozent.

    Sowohl beim bösartigen Lebertumor als auch bei Lebermetastasen ist die operative Entfernung die Therapie der Wahl. „Die Entfernung von Lebermetastasen ist mittlerweile die häufigste Indikation für eine Leberresektion in Deutschland“, erklärt Dr. med. Christian Hillert, Leitender Oberarzt am Krankenhaus Reinbek und Mitglied der DEGUM-Sektion Chirurgie.

    IOUS ist eine wertvolle Ergänzung bei laparoskopischen und roboterassistierten Eingriffen
    Gerade bei minimalinvasiven und roboterassistierten Eingriffen, die inzwischen bei bis zu 60 Prozent der Leber- und 80 Prozent der Dickdarmoperationen angewandt werden, fehlt jedoch die Möglichkeit, die Leber während der Operation abzutasten, den Leberherd zu beurteilen und die Resektion zu planen. „Hier kommt der intraoperative Ultraschall ins Spiel“, so Hillert.

    Der IOUS liefert – vor allem in Kombination mit einem kontrastverstärkten Ultraschall – Echtzeitbilder, mit denen selbst kleinste Tumoren oder Metastasen identifiziert werden können – oft solche, die in präoperativen Bildgebungen wie MRT oder CT übersehen wurden. „Das ermöglicht uns, Tumoren millimetergenau zu entfernen und dabei gesundes Gewebe zu schonen“, betont Hillert. Studien belegen, dass der Einsatz des IOUS in bis zu 50 Prozent der Fälle zu einer Änderung der Operationsstrategie führt und die Behandlungsergebnisse deutlich verbessert. „Für die Patientinnen und Patienten bedeutet dies auch ein verringertes Rückfallrisiko“, so Hillert.

    DEGUM fordert flächendeckenden Einsatz und setzt auf KI
    Trotz dieser Vorteile ist IOUS bisher nicht flächendeckend etabliert. „Das liegt vor allem an unzureichender Ausbildung und fehlenden standardisierten Prozessen in den Operationssälen“, erklärt Privatdozent Dr. med. Lukas Liesenfeld, Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der DEGUM-Sektion Chirurgie. Um dies zu ändern, hat die DEGUM ein umfassendes Aus- und Weiterbildungskonzept entwickelt. Zudem arbeitet die Gesellschaft an einem Zertifikat, das die Qualität und Verbreitung von IOUS sichern soll, und bemüht sich, die Methode in die medizinischen Leitlinien aufzunehmen. Auch Künstliche Intelligenz wird künftig eine immer größere Rolle spielen „KI wird die Sonografie stark voranbringen“, so Liesenfeld. „Mit automatisierten Organvolumenmessungen und der Detektion krankhafter Läsionen wird KI sicherstellen, dass in Zukunft keine Tumoren mehr übersehen werden.“ KI werde die Arbeit der Chirurginnen und Chirurgen nicht ersetzen, sondern sie optimal unterstützen und so die Behandlungsqualität noch weiter steigern.

    Literatur
    https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Leberkrebs/leberkrebs_inha... (Abruf 19.11.2024)
    Improved sensitivity and positive predictive value of contrast-enhanced intraoperative ultrasound in colorectal cancer liver metastasis: a systematic review and meta-analysis, Jun-Yao Chen et al. J Gastrointest Oncol 2022;13(1):221-230
    A meta-analysis evaluating contrast-enhanced intraoperative ultrasound (CE-IOUS) in the context of surgery for colorectal liver metastases, Maria P. Fergadi et al. Abdominal Radiology 2021; 46(9):4178-4188
    Contrast-Enhanced Intraoperative Ultrasound Improved Sensitivity and Positive Predictive Value in Colorectal Liver Metastasis: a Systematic Review and Meta-Analysis, Wei Liu, MD et al. Ann Surg Oncol, 2021;28(7):3763-3773
    Imaging in disappearing colorectal liver metastases and their accuracy: a systematic review, Barimani D et al. World Journal of Surgical Oncology 2020; 18(1):264
    Intraoperative Ultrasound as a Screening Modality for the Detection of Liver Metastases during Resection of Primary Colorectal Cancer – A Systematic Review, Ellebæk SB et al. Ultrasound International Open 2017; 3(2): E60-E68
    Routine Intraoperative Ultrasound for the Detection of Liver Metastases during Resection of Primary Colorectal Cancer – A Systematic Review, Coco D et al. MAEDICA – a Journal of Clinical Medicine, 2020; 15(2): 250-252

    ++++ Bei Abdruck Beleg erbeten. ++++++


    Weitere Informationen:

    http://www.degum.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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