Bei chronischen Erkrankungen ist die Leber in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Bei diesem Prozess kann jedoch auch Krebs entstehen. Forscher*innen um Ludovic Vallier, Einstein-Professor für Stammzellen in regenerativen Therapien am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), hatten kürzlich nachgewiesen, dass der Regeneration der Leber und der Tumorentstehung ähnliche Mechanismen zugrunde liegen könnten. Jetzt hat der Europäische Forschungsrat Vallier einen ERC Advanced Grant in Höhe von 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre zuerkannt.
Das Ziel: die Mechanismen hinter der Regeneration und Tumorentstehung noch tiefgreifender verstehen und für die Entwicklung neuer, auf Patient*innen abgestimmter, Therapien nutzen.
Ludovic Vallier erforscht mit gezüchteten Mini-Lebern, sognannten Organoiden, wie Erkrankungen der Leber entstehen und wie sie behandelt oder verhindert werden können. Ein Schlüssel dafür liege in den Mechanismen der Leberregeneration, meint der Einstein-Professor für Stammzellen in regenerativen Therapien am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und Fellow am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik. Diese ermöglichen die Reparatur geschädigter Zellen, können aber auch zur Entstehung von Tumoren bei chronischen Lebererkrankungen führen, wenn bei der Reparatur etwas schiefgeht. Mit dem FunChol-Projekt will er diese Mechanismen besser verstehen und im Sinne der translationalen Medizin für die Entwicklung neuer Therapieansätze nutzen. Dafür erhält er einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre Forschungsarbeit.
Ein Wandel im Verständnis chronischer Krankheiten
Während sich derzeitige Behandlungen von Lebererkrankungen darauf konzentrieren, Verletzungen des Gewebes zu begrenzen, möchte Vallier mit seinem Team für neue Therapieformen tiefer ansetzen. Mit den Erkenntnissen aus dem FunChol-Projekt wollen sie Zellen herstellen, die nicht nur resistent gegen Lebererkrankungen sind, sondern auch die Geweberegeneration fördern und gleichzeitig die Krebsbildung verhindern, die in der Regel im Zusammenhang mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen wie Stoffwechselstörungen auftritt. Die Identifikation von Biomarkern für die Diagnose und Prognose der Erkrankungen soll zudem den Weg zu individualisierten Behandlungen der Patient*innen ebnen. Diese Biomarker sind Merkmale im Blut oder Gewebe, die auf verschiedene Prozesse der Leberregeneration im Körper der Patient*innen hinweisen und so bei der Entscheidung für die individuell passende Therapieform unterstützen können.
Für das geförderte Projekt werden die Wissenschaftler*innen moderne Methoden aus den Bereichen der Einzelzellanalyse, dem Bioengineering und der menschlichen in-vitro-Organoidsysteme miteinander kombinieren. Sie erwarten durch ihr Projekt einen bedeutenden Wandel im grundlegenden Verständnis von chronischen Krankheiten.
Forschung gelingt am besten mit Begeisterung
„Es ist ein Privileg, bereits zum dritten Mal einen ERC-Grant zu erhalten“, sagt Ludovic Vallier. „Ein solcher Zuschuss ist ziemlich einzigartig, da er uns in unserer Forschung viel Freiheit gibt. Wir können uns neuen Forschungsfragen widmen und uns dabei ausschließlich von unserer wissenschaftlichen Neugierde und Begeisterung treiben lassen. Für mich ist das nach wie vor der beste Weg, um wirkungsvolle Forschung und translationale Anwendungen zu entwickeln, die schließlich den Patienten helfen.“
Über Ludovic Vallier
Informationen über die Arbeit Ludovic Valliers finden Sie hier:
https://www.bihealth.org/de/aktuell/regenerative-hepatology
Die Pressemitteilung zum Nature-Paper (Gribben et al., Nature 2024) über die Mechanismen der Leberreneration finden Sie hier:
https://www.bihealth.org/de/aktuell/forschende-des-bih-entschluesseln-mechanisme...
Kontakt
Konstanze Pflüger
Leiterin Stabsstelle Kommunikation, Pressesprecherin
Berlin Institute of Health at Charité (BIH)
+49 (0) 30 450 543019
Konstanze.pfluegerbih-charite.de
www.bihealth.org
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Über das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)
Die Mission des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das Max Delbrück Center ist Privilegierter Partner des BIH.
https://www.bihealth.org/de/aktuell/neue-therapieansaetze-gegen-leberkrankheiten...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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