Für die Erforschung der Gedächtnisverarbeitung im Schlaf mithilfe modernster bildgebender Verfahren erhält Privatdozent Dr. Gordon Feld, Wissenschaftler am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, eine hochdotierte Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit dem ERC Consolidator Grant sind Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden.
Wie ein fleißiger Schüler wiederholt das Gehirn Gelerntes im Schlaf. Dadurch wird das Gedächtnis gefestigt, neu Gelerntes mit altem Wissen verknüpft und so transformiert. Trotz enormer Fortschritte konnte dieser Befund bisher nicht für die Verbesserung der psychischen Gesundheit nutzbar gemacht werden, obwohl Schlaf- und Gedächtnisprobleme bei fast allen psychischen Erkrankungen erheblich zum Leid beitragen. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert nun das Projekt „Tracking memory during sleep: understanding how replay of complex information affects memory and mental health“ (MemoryTracker), das genau hier ansetzt. Unter der Leitung von Privatdozent Dr. Gordon Feld, Arbeitsgruppenleiter in der Abteilung Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, kombiniert das geförderte Projekt modernste bildgebende Verfahren, wie Hochfeld-Magnetresonanztomografie (MRT) und Magnetenzephalografie (MEG), um die Verarbeitung von Gedächtnisinhalten im Schlaf direkt zu beobachten und die dadurch entstehenden Veränderungen zu messen.
„Wenn wir verstehen, wie das Gehirn die komplexen Inhalte, die wir tagtäglich erleben, im Schlaf verarbeitet, können wir dieses Wissen nutzen, um auf fehllaufende Verarbeitung im Schlaf einzuwirken“, sagt Gordon Feld, der am ZI die Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nutzt, um den Zusammenhang von Schlaf und Suchtgedächtnis zu untersuchen. Mit dem ERC Consolidator Grant für das Projekt MemoryTracker sind Fördermittel von rund zwei Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden.
Direkte Messung von Gedächtnisverarbeitung
Die Schlaf- und Gedächtnisforschung hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten erhebliche Fortschritte erzielt, die jedoch größtenteils mithilfe relativ einfacher Lernaufgaben entstanden sind. Eine entscheidende Neuerung stellt im geförderten Projekt das Lernmaterial dar: Statt der bisher oft verwendeten Wortpaare oder Wortlisten lernen die Versuchspersonen die komplexen Zusammenhänge eines Netzwerks, das aus emotional relevanten Bildern besteht. Diese Aufgabe soll komplexe Gedächtnisinhalte im Labor erfassen, die denen im echten Leben näherkommen.
„Um zu verstehen, was das Gehirn im Schlaf macht, müssen wir ihm eine Aufgabe stellen, die dem ähnelt, was wir jeden Tag erleben“, sagt Gordon Feld. Hinzu kommt: Erst diese Lernaufgabe erlaubt es, die bildgebenden Verfahren zu nutzen, um herauszufinden, was das Gehirn im Schlaf mit komplexen Gedächtnisinhalten genau anstellt. Die Struktur der Aufgabe wird so gewählt, dass mithilfe mathematischer Verfahren und künstlicher Intelligenz ein Fingerabdruck der Lerninhalte erstellt werden kann.
Das geförderte Projekt wird einerseits mit gesunden Teilnehmenden arbeiten, um die Gedächtnisprozesse im Schlaf grundlegend zu verstehen. Es werden jedoch andererseits auch zentrale Fragestellungen zusammen mit depressiven Menschen getestet, um möglichst schnell neue Behandlungsansätze zu finden. „Langfristig wollen wir die von uns erstellten Fingerabdrücke emotionaler Gedächtnisverarbeitung nutzen, um das Gedächtnis in einem positiven Sinne zu beeinflussen und so die psychische Gesundheit fördern“, sagt Gordon Feld.
Bereits der vierte laufende ERC-Grant für das ZI
Der ERC Consolidator Grant von Privatdozent Dr. Gordon Feld ist für das ZI bereits die zweite hochrangige Förderung des Europäischen Forschungsrats, die in diesem Jahr in hochkompetitiven Verfahren eingeworben werden konnte. Im April wurde Prof. Dr. Herta Flor ein ERC Advanced Grant zugesagt. Insgesamt hat das ZI momentan vier laufende ERC Grants, die zu den höchsten Auszeichnungen zählen, die es in der Wissenschaft gibt; neben Gordon Feld und Herta Flor haben auch die ZI-Wissenschaftler Prof. Dr. Valery Grinevich (Synergy Grant) und Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich (Advanced Grant) die ERC-Förderung erhalten.
Der Europäische Forschungsrat ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Die Finanzierung gehört zu den prestigeträchtigsten und wettbewerbsintensivsten in ganz Europa. Die Chance für eine Förderung liegt bei unter zehn Prozent. Das Gesamtbudget des ERC für den Zeitraum 2021 bis 2027 beläuft sich auf mehr als 16 Milliarden Euro. Die Fördermittel sind Teil des EU-Programms „Horizon Europe“.
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