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18.12.2024 16:32

Vom Präparat zum Vorfahr

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen Förderpreis des von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgelobten Museumspreises

    Die Lehr- und Forschungssammlung der Jenaer Anatomie befindet sich in den historisch ältesten Räumen der Universität Jena, dem Refektorium des Collegium Jenense, einem ehemaligen Dominikanerkloster. Seit über 200 Jahren dient sie der Studierendenausbildung in der Medizin und war Jahrzehnte lang fast ausschließlich Fachpublikum zugänglich. Heute ist die Sammlung in Trägerschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Universitätsklinikum Jena und wird vom Institut für Anatomie fachlich betreut. Sie umfasst unter anderem etwa 1500 menschliche Präparate, 500 Modelle und Abgüsse sowie 1500 historische Wandkarten und Fotografien.

    Seit zwei Jahren bietet die Sammlung zweimal wöchentlich allgemeine Öffnungszeiten an und konnte in dieser Zeit über 15.000 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Um die Dauerausstellung der allgemeinen Öffentlichkeit zu erschließen, überarbeitete das Team der Sammlung grundlegend das Ausstellungskonzept und modernisierte die Präsentation der Exponate wesentlich. Jetzt widmet sich einer der zwei Ausstellungsräume der Erklärung der menschlichen Anatomie nach Organsystemen, die auch zu Unterrichtszwecken geeignet ist. Ein besonderer Bereich gibt Auskunft über verschiedene Präparationstechniken. Im zweiten Ausstellungssaal wird die historische Bedeutung der Anatomischen Sammlung erfahrbar.

    Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sammlung, die Forschung zur Herkunft der Exponate und der ethische Umgang mit Teilen menschlicher Körper sind wesentlicher Bestandteil des neuen Ausstellungskonzeptes. „Wir wollen bewusstmachen, dass wir hier nicht einfach Präparate sehen, sondern Menschen“, betont Dr. Ulrike Lötzsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung, „das ist nicht zuletzt im Sinne unserer Körperspender und derer Familien.“ Deswegen untersucht das Sammlungsteam auch, unter welchen Umständen Körperteile in die Sammlung gelangten und stellt das in den wissenschaftlichen und den moralisch-ethischen Kontext der jeweiligen Zeit. Der emeritierte Anatomieprofessor Christoph Redies, langjähriger Kustos der Sammlung, sagt: „Bei drei Schädeln aus der Kolonialzeit sind wir im Gespräch mit dem Botschafter Namibias über eine Rückführung. Es hat mich sehr beeindruckt, wie der Botschafter die Schädel als seine Vorfahren betrachtete.“

    Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis, der im Rahmen des Museumspreises von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und den Museumsverbänden Thüringen und Hessen vergeben wird. „Besonders beeindruckt war die Jury von der zeitgemäßen und kritischen Präsentation ausgewählter Präparate, schließlich handelt es sich dabei um die ethisch-moralische Problematik der Verwendung menschlicher Leichname in der Anatomie und deren jeweilige gesellschaftliche Kontexte“, betont Nicole Schlabach, Stellvertretende Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

    „Der neuen Dauerausstellung dieser wichtigen Universitätssammlung gelingt es einerseits sehr gut, die menschliche Anatomie niedrigschwellig zugänglich zu machen. Andererseits ist bei keinem Sammlungsgut Provenienz so bedeutsam, wie bei Präparaten menschlicher Überreste. Dem widmet sich die Ausstellung ebenfalls sehr gewissenhaft. Die Auszeichnung mit dem Förderpreis hat sich diese Dauerausstellung daher sehr redlich verdient“, sagt Prof. Dr. Timo Mappes, 2. Vizepräsident des Museumsverbandes Thüringen e. V. und Gründungsdirektor der Stiftung Deutsches Optisches Museum (D.O.M.) Jena.

    Mit dem mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis wird 2024 das Schillerhaus in Rudolstadt ausgezeichnet, ein weiterer Förderpreis ging an Stadtmuseum Hattersheim in Hessen. Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen lobt den Museumspreis seit 2002 in Kooperation mit dem Museumsverband Hessen e. V. und dem Museumsverband Thüringen e. V. im Zweijahresrhythmus aus.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Ulrike Lötzsch
    Anatomische Sammlung Jena
    E-Mail: Sammlung@med.uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uniklinikum-jena.de/sammlung Anatomische Sammlung Jena
    https://www.sfg-ht.de/engagements/museumspreis-hessen-thueringen Museumspreis Hessen-Thüringen
    https://museumsverband-thueringen.de/ Museumsverband Thüringen e. V.
    https://www.sfg-ht.de/verband/sparkassen-kulturstiftung Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen


    Bilder

    Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen Förderpreis des von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgelobten Museumspreises.
    Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen Förderpreis des von der ...
    Inka Rodigast
    Universitätsklinikum Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Für ihr neues Ausstellungskonzept erhält die Anatomische Sammlung Jena einen Förderpreis des von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgelobten Museumspreises.


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