Beflügelt Geld die Motivation, wenn Teams komplexe Probleme lösen sollen? Das haben Forschende der Universitäten Ulm, München und Tilburg in einer groß angelegten Feldstudie untersucht. Sie beobachteten über 1000 Teams in Escape Rooms, die unter Zeitdruck knifflige Rätsel lösen und dazu innovativ und lösungsorientiert zusammenarbeiten mussten. Ihre Analyse zeigt, dass monetäre Anreize die Teamleistung deutlich steigern, ohne die intrinsische Motivation stark zu beeinträchtigen, und dass sie die Teamorganisation positiv beeinflussen können. Die Studie wurde im renommierten Journal of Political Economy veröffentlicht.
Die Uhr tickt. Nur noch wenige Schritte fehlen dem vierköpfigen Team, um den letzten Code zu knacken und aus dem Escape Room zu entkommen. Ist die Gruppe besonders schnell, winkt ein Teambonus von 50 Euro als Belohnung. Doch können finanzielle Anreize tatsächlich dazu beitragen, dass Teams bei komplexen Aufgaben effizienter zusammenarbeiten? Genau das haben Forscher der Universität Ulm, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Tilburg University in den Niederlanden in einer groß angelegten Studie untersucht. Sie basiert auf Erkenntnissen aus Feldexperimenten mit mehr als 5000 Teilnehmenden (über 1000 Teams), durchgeführt in realen Escape Rooms. Dabei handelt es sich um eine beliebte Freizeit- und Teambuilding-Aktivität, bei der sich Gruppen einer schwierigen Herausforderung stellen. Innerhalb einer vorgegebenen Zeit müssen sie komplexe, analytische Aufgaben lösen, um aus einem verschlossenen Raum zu entkommen. Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind im Journal of Political Economy veröffentlicht worden.
Die Studie macht sich insbesondere zunutze, dass in Escape Rooms nicht nur komplexe Aufgaben gelöst werden müssen, sondern dass sich die erbrachte Teamleistung auch objektiv vergleichen lässt – in Form der Zeiten, die benötigt werden, um aus dem Raum zu entkommen. Und die Ergebnisse sind vielversprechend: Die Wahrscheinlichkeit, die Aufgabe innerhalb eines ambitionierten Zeitlimits von 45 Minuten zu lösen, verdoppelte sich bei Teams, denen ein Bonus für eine solche Leistung in Aussicht gestellt wurde. Diese Teams lösten die Aufgabe auch deutlich schneller. „Unsere Forschung zeigt, dass monetäre Anreize auch in komplexen, kognitiv anspruchsvollen und interaktiven Aufgaben wirksam sind, ohne die intrinsische Motivation substanziell zu beeinträchtigen“, sagt Professor Simeon Schudy vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Ulm.
„Da sich die bisherige Forschung vor allem auf die Wirkung von Anreizen in Routineaufgaben fokussiert hat, liefert unsere Arbeit wichtige neue Erkenntnisse für die Ausgestaltung von Anreizsystemen in modernen Arbeitsumgebungen, die zunehmend durch nicht-routinemäßige Teamaufgaben geprägt sind.“ Die Studie zeigte außerdem, dass finanzielle Anreize die Teamorganisation beeinflussten und das Bedürfnis nach Führung innerhalb der Teams stärkten. Eine begleitende Zusatzstudie belegt zudem: Wurden Teams zufällig ermutigt, eine Führungsperson zu bestimmen, wirkte sich dies ebenfalls positiv auf die Teamleistung aus.
„Unsere Ergebnisse sind wichtig für die Forschungsfelder der Arbeitsmarkt- und Organisationsökonomik, aber sicherlich auch für die Praxis“, so Professor Schudy. „Sie zeigen, dass Bonusanreize durchaus eine sinnvolle Maßnahme sein können, um Teamleistungen in komplexen und analytischen Arbeitsbereichen zu fördern und heben die wichtige Rolle von Führung und guter Teamorganisation hervor.“
Die Studie wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und den Dutch Research Council.
Prof. Dr. Simeon Schudy, Institut für Volkswirtschaftslehre, Mail: simeon.schudy(at)uni-ulm.de
Florian Englmaier, Stefan Grimm, Dominik Grothe, David Schindler, and Simeon Schudy: The Effect of Incentives in Nonroutine Analytical Team Tasks. In: Journal of Political Economy, Volume 132, Number 8, August 2024
https://doi.org/10.1086/729443
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