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27.12.2024 12:04

Bayreuther Afrikaforschung untersucht Formen der Berufsausbildung in Westafrika

Anja-Maria Meister Pressestelle
Universität Bayreuth

    Bayreuther Forscherinnen und Forscher aus dem Afrikaschwerpunkt der Universität Bayreuth werden die Besonderheiten der Berusfausbildung in ausgewählten afrikanischen Ländern untersuchen. Gemeinsam mit britischen und kanadischen Kollegen und Kolleginnen sowie mit Partnern und Partnerinnen aus Ghana, Benin und Côte d’Ivoir wird Prof. Dr. Erdmute Alber, frühere Vicedeanin des Exzellenzclusters Africa Multiple, nachvollziehen, welche Wege junge Menschen in Benin, Ghana und Côte d’Ivoire einschlagen, um berufliche Ausbildung zu erlangen und welche Rolle traditionelle “Lehre” oder Schule dabei spielt.

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    What for?

    Berufliche Ausbildungen waren in Westafrika seit der Kolonialzeit von großer Bedeutung und gelten als Pfeiler für die Nationenbildung. Seit den 1990er Jahren zielen Reformen darauf ab, die technische und berufliche Ausbildung durch ein formales Schulsystem zu kanalisieren oder zumindest die von Handwerksmeistern im informellen Sektor angebotene Ausbildung zu vereinheitlichen und mit formaler Schulbildung zu verbinden. Doch trotz der Reformen dominieren in Westafrika nach wie vor traditionellere Formen der Lehrlingsausbildung bei Handwerksmeistern die technische Ausbildung, vor allem bei Menschen aus Familien mit weniger Mitteln und bei Menschen, die außerhalb der großen städtischen Ballungsräume leben. In dieser Studie soll untersucht werden, warum das so ist. Durch die Beobachtung junger Menschen aus dem gesamten sozioökonomischen Spektrum in Kleinstädten in Benin, Côte d’Ivoire und Ghana soll ein genaues Verständnis dafür gewonnen werden, wie junge Frauen und Männer technische und berufliche Fähigkeiten erwerben.
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    Die Perspektiven junger Menschen werden in politischen Programmen und Prozessen zur Ausbildungsförderung häufig ignoriert. Um diesen Mangel zu beheben, wählt die Studie einen jugendbasierten und feministischen relationalen Ansatz, der junge Menschen in den Mittelpunkt der Untersuchung stellt, ohne die Bedeutung des sozialen Gefüges ihrer Gesellschaften aus den Augen zu verlieren. Dieser Ansatz ermöglicht es, über den engen Fokus auf technische Schulen hinauszugehen und zu untersuchen, welchen Stellenwert die Lehre bei Handwerksmeistern für die jungen Menschen hat. Dabei werden die verschiedenen Formen der beruflichen Bildung als Teil einer komplexen, vielschichtigen Bildungslandschaft verstanden, in der junge Frauen und Männer in Auseinandersetzung mit anderen Menschen die Ausbildungswege beschreiten, in die sie Erwartungen und Hoffnungen setzen.

    Die Forschung ist kollaborativ und basiert auf qualitativen, ethnografischen und partizipativen Ansätzen. In den nächsten drei Jahren werden insgesamt neun Forscher*innen verschiedener Qualifikationsstufen zusammenarbeiten, um drei Fallstudien und einen großen Datenbestand zu generieren, der für eine vergleichende Analyse zusammengeführt wird. In jedem der drei Länder arbeiten drei Personen, wobei jeweils eine einjährige explorative Feldforschung durchgeführt wird, die durch kleinere und gezieltere Untersuchungen ergänzt wird. Darüber hinaus werden in jedem Land zwölf Jugendliche ihre alltäglichen Erfahrungen mit der Berufsbildung und ihre Überlegungen zur Gestaltung einer guten Zukunft dokumentieren.

    Die Forschung in Côte d’Ivoire wird von Dr. Dorte Thorsen (Institut für Entwicklungsstudien, Sussex, England) und Dr. Philomène Affoué Koffi (Université Félix Houphouët Boigny, Côte d’Ivoire) geleitet und durchgeführt, Prof. Dr. Erdmute Alber (Universität Bayreuth) leitet zusammen mit Dr. Clarisse Tama-Imorou (Université de Parakou, Benin) die Studie in der Republik Benin; und Prof. Dr. Cati Coe (Carleton University) und Dr. Akosua Keseboa Darkwah (University of Ghana) leiten gemeinsam die Studie in Ghana. Sie wreden in jedem Land von einer Doktorandin bzw. Postdoktorandin unterstützt.

    Über die Förderung

    Das Projekt hat sich in einem hoch kompetititiven Wettbewerb bei der Open Research Area Opportunity (ORA 8) durchgesetzt, einer gemeinsamen Initiative der Agence Nationale de la Recherche (ANR; Frankreich), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) , des Economic and Social Research Council (ESRC; Großbritannien) und des Social Sciences and Humanities Research Council (SSHRC; Kanada). Insgesamt wird das Projekt von 2025 bis 2028 mit rund 1,3 Millionen Euro gefördert, von denen 420.000 Euro an die Universität Bayreuth gehen und für die Studie in Benin verwendet werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Erdmute Alber
    Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialanthropologie
    Universität Bayreuth
    Tel.: +49 (0) 921 554121
    Mail: erdmute.alber@uni-bayreuth.de
    Web: https://www.sozialanthropologie.uni-bayreuth.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-bayreuth.de/pressemitteilung/berufsausbildung-westafrika


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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