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11.06.2025 10:30

Ein Viertel der Eingewanderten in Deutschland zieht Auswanderung in Betracht

Inna Felde, Laura Deckbar, Tim Goppelt und Christine Vigeant Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

    26 Prozent der nach Deutschland eingewanderten Personen – hochgerechnet 2,6 Millionen – denken darüber nach, Deutschland zu verlassen. 3 Prozent beziehungsweise 300.000 Personen haben bereits konkrete Auswanderungspläne. Politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und Bürokratie nennen die Befragten als Hauptursachen für Auswanderungsüberlegungen. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis des International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa), einer repräsentativen Online-Befragung von Eingewanderten in Deutschland.

    Die Zielländer der Migrant*innen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten, liegen überwiegend in Europa und innerhalb der Europäischen Union. Polen wird am häufigsten als Zielland genannt, gefolgt von Rumänien. Auch einige europäische Nicht-EU-Staaten wie die Türkei und die Ukraine gehören zu den häufigen Auswanderungszielen. Bei Weiterwanderung stehen die Schweiz, die USA und Spanien im Fokus.

    Motive für Wegzug unterscheiden sich bei Rückkehrer*innen und Auswanderungswilligen

    Politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und Bürokratie nennen die Befragten als Hauptgründe für Auswanderungsüberlegungen. Diese Motive zeigen sich sowohl bei Arbeitsmigrant*innen als auch bei Bildungs- und Familienzuwandernden. Geflüchtete nennen zusätzlich Diskriminierungserfahrungen als wichtigen Grund. Für Migrant*innen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten, stehen besonders soziale Faktoren im Vordergrund: Die am häufigsten genannten Gründe für eine Rückkehr sind persönliche Bindungen an Partner*innen, Familienangehörige und Freunde. Für diejenigen, die eine Abwanderung in ein anderes Land als ihr Herkunftsland planen, zeigen sich andere Prioritäten: Hier sind auch berufliche Motive und die wirtschaftliche Lage im Zielland von zentraler Bedeutung. „Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig. Sie sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels individueller Motive, persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Alter und Bildung, der sozialen und wirtschaftlichen Integration sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz“, erklärt IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres.

    Besonders hohes Abwanderungsrisiko in Branchen wie IT und technischen Dienstleistungen

    In Branchen wie Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie unternehmensnahe Dienstleistungen denken zwischen 30 und 39 Prozent der Befragten über eine Auswanderung nach. In anderen engpassgefährdeten Bereichen – etwa im Gesundheits- und Sozialwesen, verarbeitenden Gewerbe sowie Handel, Verkehr und Lagerei – bestehen ebenfalls relevante Abwanderungstendenzen: Zwischen 24 und 28 Prozent der Befragten denken über eine Ausreise nach. „Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migrant*innen denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne. Also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt“, berichtet IAB-Forscher Lukas Olbrich.

    Rund 21 Prozent der Personen mit Auswanderungsplänen haben Rückkehrwünsche

    Rund 21 Prozent der Personen mit Auswanderungsplänen wünschen sich eine langfristige Rückkehr nach Deutschland, ein Drittel schließt diese aus, und rund die Hälfte ist unentschlossen. Der hohe Anteil Unentschlossener sowie der Anteil mit explizitem Rückkehrwunsch deuten auf ein beträchtliches Rückkehrpotenzial hin. „Für eine zukunftsfähige Migrationspolitik reicht es nicht aus, den Zuzug zu fördern – ebenso entscheidend ist es, dauerhaft Bleibeperspektiven zu schaffen“, so Yuliya Kosyakova, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“. „Dazu gehören der Abbau struktureller Hürden, schnellere und transparentere Verwaltungsprozesse sowie eine gezielte Förderung sozialer Integration und gesellschaftlicher Offenheit.“

    Datengrundlage

    Die Studie basiert auf Daten aus dem neuen International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa). IMPa ist eine längsschnittliche Online-Befragung, die systematisch Ursachen, Muster und Auswirkungen der Abwanderungsdynamik unter Eingewanderten in Deutschland untersucht. In der ersten Welle, die von Dezember 2024 bis April 2025 durchgeführt wurde, wurden rund 50.000 im Ausland geborene und nach Deutschland eingewanderte Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt.
    Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/forschungsbericht/2025/fb1525.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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