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17.06.2025 15:13

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Kreislaufwirtschaft steht noch am Anfang

Jelana Vajen Kommunikation und Publikationen
Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit, DEval

    Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft nimmt angesichts schwindender Ressourcen und des hohen Abfallaufkommens mit negativen Auswirkungen auf Ökosysteme weiter zu. Da der Wandel hin zu einem zirkulären Wirtschaftssystem eine Herausforderung darstellt, unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ihre Partnerländer bei dieser Transformation. Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) hat die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterstützung der Partnerländer, die diesem Thema Bedeutung beimessen, insgesamt gut funktioniert, aber noch zu sehr auf den Abfallsektor konzentriert ist.

    Kreislaufwirtschaft ist mehr als nur Abfallwirtschaft

    Die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen steigt weltweit stetig an. Ein Grund für den wachsenden Ressourcenverbrauch ist das globale, überwiegend linear geprägte Wirtschaftssystem. Innerhalb dieses Systems werden Ressourcen extrahiert und zu Produkten verarbeitet, die nach kurzer Lebensspanne oftmals unsachgemäß deponiert oder weggeworfen werden. Im Gegensatz zum linearen steht das zirkuläre Wirtschaftssystem, die sogenannte Kreislaufwirtschaft. Sie setzt bereits beim Produktdesign an, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden. Prominentes Beispiel: Im Kunststoff- und Verpackungssektor können Einwegbecher durch Mehrwegbecher ersetzt werden, die einer zirkulären Wirtschaftsweise entsprechen.

    Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, dass der Fokus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aktuell auf den Sektoren Abfallwirtschaft und Entsorgung liegt. Obwohl sich das deutsche Umwelt- und Entwicklungsministerium in ihren Strategien verpflichtet haben, den gesamten Lebenszyklus zu berücksichtigen – von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling –, kommt wichtigen Sektoren insbesondere zu Beginn des Produktlebenszyklus bislang weniger Beachtung zu. Daher empfiehlt das DEval der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stärker als bislang, in früheren Phasen der Kreislaufwirtschaft aktiv zu werden.

    Kreislaufwirtschaft global denken

    Kreislaufwirtschaft kann nicht von einzelnen Ländern oder Akteuren isoliert verfolgt werden, da Lieferketten global ausgerichtet sind und somit Wirtschaftssysteme weltweit betreffen. Daher ist es wichtig, dass beim Aufbau zirkulärer Wirtschaftssysteme alle Akteure aus Politik und Wirtschaft (zum Beispiel Rohstoffproduzenten und Handel) entlang der globalen Lieferketten miteinbezogen werden.

    Allerdings sind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen häufig die finanziellen Mittel, das Wissen und entsprechende Technologien nicht ausreichend vorhanden, um das lineare Wirtschaftssystem zu ersetzen. Hier kann die Entwicklungszusammenarbeit Partnerländer beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft unterstützen und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten, wie zum Beispiel zu nachhaltigem Konsum und ressourcenschonender Produktion, zum Klimaschutz oder zur nachhaltigen Entwicklung von Städten und Gemeinden.

    In der Evaluierung wird deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Partnerländern insgesamt gut funktioniert. Die deutschen Akteure arbeiten jedoch nachfrageorientiert und daher überwiegend mit Partnerländern zusammen, die das Thema Kreislaufwirtschaft bereits als wichtiges Handlungsfeld identifiziert haben.

    Maßnahmen sollten besser verzahnt werden

    Nicht nur die Kooperation zwischen den Ländern ist entscheidend, um Ansätze der Kreislaufwirtschaft erfolgreich umzusetzen, sondern auch die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure innerhalb eines Landes. Als sektorübergreifendes Konzept gilt dies etwa für die Zusammenarbeit unterschiedlicher Ministerien, sowohl in den Partnerländern als auch in Deutschland.

    Die Strategien zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stehen allerdings noch am Anfang. Seit 2020 ist die Kreislaufwirtschaft in der Strategie des Entwicklungsministeriums verankert, eine ressortabgestimmte nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie wurde 2024 verabschiedet.

    Dazu Dr. Cornelia Römling, Teamleiterin der Evaluierung: „Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, dass Herausforderungen in der Kooperation zwischen den deutschen Akteuren bestehen. Das Entwicklungsministerium und das Umweltministerium verfolgen aktuell unterschiedliche Strategien und Projekte, die bislang nicht systematisch ineinandergreifen.“

    Das DEval empfiehlt daher, eine Strategie mit einer gemeinsamen Zielsetzung für alle relevanten Akteure zu entwickeln und insgesamt mehr in eine wirkungsorientierte Koordination der Akteure zu investieren.

    Datengrundlage

    Die Evaluierung stützt sich auf ein breites Spektrum an Interview- und Umfragedaten, die 2024 er-hoben wurden. Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden für den Zeitraum 2020 bis 2022 untersucht und mithilfe von künstlicher Intelligenz identifiziert. Zusätzlich wurden öffentliche Datenbanken, Informationen der Durchführungsorganisationen und wissenschaftliche Literatur herangezogen.
    Der vollständige Bericht „Förderung der Kreislaufwirtschaft in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ ist auf der Website des DEval abrufbar.

    Über das DEval

    Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Amélie Gräfin zu Eulenburg
    Abteilungsleitung Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte
    Tel.: +49 (0)228 336907-930
    E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org


    Originalpublikation:

    https://www.deval.org/de/publikationen/foerderung-der-kreislaufwirtschaft


    Weitere Informationen:

    https://www.deval.org/de/evaluierungen/laufende-und-abgeschlossene-evaluierungen...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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