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23.06.2025 12:04

BMFTR-Projekt SPINNING: Ergebnisse zeigen enormes Potenzial spin-photon-basierter Quantencomputer

Jennifer Funk Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF

    Das BMFTR-Projekt SPINNING konnte erfolgreich demonstrieren, dass hybrid integrierbare, skalierbare und nahe Raumtemperatur funktionierende Festkörper-Quantenbauelemente eine robuste und energieeffiziente Alternative zu etablierten Quantencomputer-Hardwareplattformen darstellen. Die entwickelten Spin-Qubits in Diamant zeichnen sich durch längere Operationszeiten und kleinere Fehlerraten als vergleichbare, kommerziell verfügbare supraleitende Systeme auf dem Stand der Technik aus. Die photonische Kopplung über Entfernungen von mehr als 20 Metern verspricht, eine Grundlage für leistungsstärkere verteilte Quantencomputer zu sein.

    Das Projektkonsortium von SPINNING (»Diamond spin-photon-based quantum computer«) demonstrierte zum Abschluss des dreijährigen Verbundprojekts einen verteilt skalierbaren, universellen Quantencomputer auf Basis von Spin-Qubits in Diamant, der wesentliche Vorteile im Vergleich zu anderen Quantencomputing-Technologien bietet. 28 nationale Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft arbeiteten unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF an einem Festkörper-Quantencomputer, der sich durch ein neuartiges, vernetztes und hybrides Design auszeichnet.

    Die Projektpartner sind führende Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der vorwettbewerblichen Hardware-, Firmware- und Software-Entwicklung für Quantencomputer und -Bauelemente. Sie präsentierten auf dem Abschlusstreffen am 23. Juni an der TU München die Projektergebnisse. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (ehemals Bundesministerium für Bildung und Forschung) förderte SPINNING mit 16,1 Mio. €.

    Photonische Kopplung bei hoher Güte

    Im Projekt SPINNING wurden Quantenregister durch photonische Kopplung mithilfe optischer Mikroresonatoren realisiert, die in Benchmark-Analysen alle gängigen Systeme und Erwartungen übertreffen konnten. Die Forschenden haben Qubit-Register durch Farbzentren in Diamant und die sie umgebenden Kernspins hergestellt, die mit Mikroresonatoren photonisch über mehrere Register und Abstände von mehr als 20 Metern miteinander gekoppelt werden. »Diese innovative Technik ermöglicht es, Distanzen von mehreren Metern zwischen den Quantenregistern zu überwinden. In diesem Konzept eines spin-photon-basierten Quantencomputers steckt ein großes Transferpotenzial, da es nicht nur über eine hohe Skalierbarkeit verfügt, sondern auch über eine hohe Konnektivität, die eine flexible Verbindung mit konventionellen Computern ermöglicht«, erläutert Prof. Dr. Rüdiger Quay, Koordinator des SPINNING-Verbunds und Institutsleiter am Fraunhofer IAF.

    Große Fortschritte bei der Entwicklung spin-photon-basierter Quantencomputer

    Dem Projektteam von SPINNING gelang es erstmals, die Verschränkung von zwei Registern mit jeweils sechs Qubits über eine Distanz von 20 Metern erfolgreich zu demonstrieren und dabei eine hohe mittlere Güte von über 0,9 (im Sinne der Ähnlichkeit der verschränkten Zustände) zu erreichen. Darüber hinaus konnten signifikante Verbesserungen in der zentralen Hardware, Software sowie der Peripherie für den spin-photon-basierten Quantencomputer erzielt werden.

    Das Basismaterial und dessen Bearbeitung sowie die Realisierung von Farbzentren in Diamant zur Erzeugung von Qubits konnten ebenso verbessert werden wie die Technologie der photonischen Resonatoren. Dabei wurden erfolgreich Germanium- und Zinn-Vakanz-Defekte, die selbst als Qubit dienen können, in begleitenden Komponenten wie Detektoren und Quellen demonstriert und Diamantmaterialien mit einem kontrollierten Kernspinbad hergestellt. Außerdem wurden hohe Q-Faktoren für Mikroresonatoren aus Diamant erreicht, in denen Farbzentren gezielt platziert wurden.

    Ferner ist es dem Konsortium gelungen, die für den Betrieb des Quantencomputer benötigte Elektronik zu entwickeln und erste Anwendungen des Quantencomputers für künstliche Intelligenz aufzuzeigen.

    Stand der Technik übertroffen

    Der exemplarische Vergleich der Ergebnisse aus SPINNING mit den Kennzahlen von Quantencomputern auf Basis supraleitender Josephson-Kontakte (superconducting Josephson junctions, SJJs), in deren Entwicklung bislang weltweit ein Vielfaches der Ressourcen investiert wurde, zeigt das enorme Potenzial der Technologie: Der bislang zwölf Qubits umfassende spin-photon-basierte Quantencomputer, der in SPINNING entwickelt wurde, erreicht im Ein-Qubit-Gatter mit einer Fehlerquote von unter 0,5 % das gleiche Ergebnis wie die prominenten SJJ-Modelle Eagle (127 Qubits) und Heron (154 Qubits), die Teil der kommerziell nutzbaren IBM-Quantencomputing-Cloud sind.

    Bei der Kohärenzzeit übertrifft der spin-photon-basierte Quantencomputer mit einer Länge von über 10 Millisekunden die SJJ-Modelle (>50 μs) deutlich, obwohl die Distanz bei der Verschränkung mit 20 Metern gegenüber wenigen Millimetern um ein Vielfaches größer ausfällt. Dies ermöglicht längere Rechenoperationen und somit das Lösen komplexerer Problemstellungen.

    Über das Projekt SPINNING

    SPINNING wurde durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt BMFTR (ehemals Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF) mit der Fördermaßnahme »Quantencomputer-Demonstrationsaufbauten« im Rahmenprogramm der Bundesregierung »Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt« gefördert. Das Fraunhofer IAF leitet das SPINNING-Konsortium aus sechs Universitäten, zwei gemeinnützigen Forschungseinrichtungen, fünf industriellen Unternehmen (KMU und Spin-offs) sowie 14 assoziierten Partnern.

    Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF (Koordinator)
    Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB
    Forschungszentrum Jülich GmbH
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
    Universität Konstanz
    Universität Heidelberg
    Technische Universität München
    Universität Ulm
    Diamond Materials GmbH, Freiburg im Breisgau
    NVision Imaging Technologies GmbH, Ulm
    Qinu GmbH, Karlsruhe
    Universität Stuttgart
    Quantum Brilliance GmbH, Stuttgart
    Swabian Instruments GmbH, Stuttgart
    14 assoziierte Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft


    Weitere Informationen:

    https://www.spinning-quantencomputing.de
    https://www.iaf.fraunhofer.de/de/medien/pressemitteilungen/projektabschluss-spin...


    Bilder

    Der in SPINNING entwickelte spin-photon-basierte Quantencomputer übertrifft den Stand der Technik von kommerziell genutzten supraleitenden Systemen.
    Der in SPINNING entwickelte spin-photon-basierte Quantencomputer übertrifft den Stand der Technik vo ...

    Copyright: Fraunhofer IAF, James Thew – stock.adobe.com


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der in SPINNING entwickelte spin-photon-basierte Quantencomputer übertrifft den Stand der Technik von kommerziell genutzten supraleitenden Systemen.


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