Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit spielt bei der Bewältigung globaler Herausforderungen eine wichtige Rolle. Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) hat deshalb das multilaterale Engagement des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Fokus auf Finanzierung und Verzahnung untersucht. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen empfiehlt das DEval dem BMZ, über eine stabile Kernfinanzierung die Handlungsfähigkeit multilateraler Organisationen zu stärken. Zudem rät es zum Abbau von Barrieren, die die Verzahnung von bi- und multilateraler Entwicklungszusammenarbeit erschweren.
Eine neue Rolle für Deutschland im multilateralen System
Um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen und globale öffentliche Güter zu sichern, ist die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit von großer Bedeutung. In der Politik wird der Begriff „multilateral“ verwendet, wenn mehrere Staaten gleichberechtigt zusammenarbeiten, um grenzüberschreitende Probleme zu lösen. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder Entwicklungsbanken wie die Weltbank sind dabei wichtige Akteure.
Gegenwärtig zeichnen sich fundamentale Herausforderungen im multilateralen entwicklungspolitischen System ab. Verantwortlich dafür ist vor allem die Entscheidung der US-Regierung, für die Entwicklungszusammenarbeit verantwortliche Behörden drastisch zu verkleinern und Entwicklungsgelder massiv zu kürzen.
Dadurch verändert sich auch Deutschlands entwicklungspolitische Rolle. Zum einen nimmt seine Bedeutung als Beitragszahler zu. Zum anderen sollte es sich verstärkt und gleichzeitig fokussiert engagieren.
Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu, das von allen deutschen Ministerien aktuell den größten Anteil an der multilateralen Zusammenarbeit hat. Im Rahmen derer fördert das BMZ vielfältige Themen, etwa Gesundheit, Klimaschutz, Nahrungsmittelhilfe und soziale Sicherung.
Stabile Finanzierung notwendig für multilaterale Organisationen
Für die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit wendet das BMZ knapp 30 Prozent seines Budgets auf. Unterschieden wird hierbei zwischen
• Beiträgen aus der Kernfinanzierung, die direkt in das Budget der jeweiligen multilateralen Organisation übergehen und von dieser eigenverantwortlich genutzt werden; und
• zweckgebundenen Beiträgen, die für bestimmte festgelegte Themen verwendet werden müssen. Die Zweckbindung der Mittel kann weit sein (beispielsweise für das Themenfeld „Bildung“) oder eng (beispielsweise für das konkrete Thema „Ausbildung von Lehrer*innen“).
„Die Studienlage zeigt, dass beide Finanzierungsarten ihre jeweiligen Stärken und Schwächen haben. Insbesondere eng zweckgebundene Beiträge sind aber insoweit problematisch, da sie oft mit hohen Transaktionskosten einhergehen und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit multilateraler Organisationen einschränken,“ so Amélie Gräfin zu Eulenburg, zuständige Abteilungsleiterin im Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval). „Eine stabile und angemessene Kernfinanzierung ist notwendig, damit multilaterale Organisationen ihre originären Mandate eigenständig erfüllen können und nicht lediglich als Durchführungsorganisationen im Auftrag einzelner Staaten agieren. Eine solche Kernfinanzierung wirkt entsprechend auch dem Problem einer international fragmentierten Entwicklungszusammenarbeit entgegen.“
Angesichts der aktuellen Herausforderungen empfiehlt das DEval, die enge Zweckbindung zu reduzieren und zu einer stabilen Kernfinanzierung beizutragen, um die Handlungsfähigkeit multilateraler Organisationen im Angesicht globaler Krisen zu gewährleisten.
Bilaterale und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit besser verzahnen
Es ist ein Anspruch des BMZ, dass in der Entwicklungszusammenarbeit die bilaterale (mit einem Partnerland) und die multilaterale Kooperation (mit mehreren Staaten) ineinandergreifen. In der Praxis wird die Verzahnung jedoch durch unterschiedliche Barrieren beeinträchtigt, etwa durch das Fehlen von Informationen über die Aktivitäten anderer Akteure oder schwer kompatible administrative Prozesse. Zusätzlich sind Vorgaben und Anreize zur Verzahnung mit multilateralen Aktivitäten häufig unklar.
Um die bi- und die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit besser zu verzahnen, legt das DEval in der Evaluierung dem BMZ und den Durchführungsorganisationen (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und KfW Entwicklungsbank) nahe, diese Hürden klar zu identifizieren und abzubauen.
Datengrundlage
Die Evaluierung stützt sich auf 2024 mittels Interviews und einer Umfrage erhobenen Primärdaten sowie Sekundärdaten zu öffentlichen Entwicklungsleistungen, die den Zeitraum 2011 bis 2022 abdecken. Darüber hinaus wurden Sekundärdaten der Durchführungsorganisationen und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD), Evaluierungen und wissenschaftliche Literatur herangezogen.
Der vollständige Bericht „Das multilaterale Engagement des BMZ – Finanzierung und Verzahnung“ ist auf der Website des DEval abrufbar.
Über das DEval
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungs-einrichtungen des Bundes und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.
Amélie Gräfin zu Eulenburg
Abteilungsleitung Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte
Tel.: +49 (0)228 336907-930
E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org
Heucher, A., J. Ihl und I. Reinstädtler (2025), Das multilaterale Engagement des BMZ. Finanzierung und Verzahnung, Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Bonn.
https://www.deval.org/de/publikationen/das-multilaterale-engagement-des-bmz
https://www.deval.org/de/evaluierungen/laufende-und-abgeschlossene-evaluierungen...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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