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26.06.2025 13:01

Digital trainieren, real profitieren: So hilft VR Jugendlichen beim Denken

Juliane Seeber Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Eine internationale Studie mit Beteiligung des Exzellenzclusters „Balance of the Microverse“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena zeigt: Virtual-Reality-Sport wirkt gezielter auf kognitive Fähigkeiten als klassischer Sport – auch durch Veränderungen im Mikrobiom. Die Ergebnisse der Studie können im Fachjournal Nature Medicine nachgelesen werden.

    Übergewicht bei Jugendlichen ist nicht nur ein Risikofaktor für körperliche Erkrankungen, sondern auch für kognitive Beeinträchtigungen. Eine neue internationale Studie zeigt nun, dass ein speziell entwickeltes Virtual-Reality-Sportprogramm namens REVERIE nicht nur beim Abnehmen hilft, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit deutlich stärker verbessert als klassischer Sport – und dabei gezielt mikrobielle und molekulare Prozesse im Körper beeinflusst.

    Besseres Gedächtnis, vernetzteres Gehirn

    In der kontrollierten Studie mit übergewichtigen Jugendlichen verglichen die Forschenden klassische körperliche Aktivität mit dem VR-gestützten REVERIE-Training über einen Zeitraum von acht Wochen. Beide Gruppen verloren ähnlich viel Gewicht (im Durchschnitt etwa 3,5 bis 4 kg), aber die REVERIE-Gruppe schnitt bei kognitiven Tests deutlich besser ab: Sowohl das Arbeitsgedächtnis als auch die Geruchsfunktion wurden deutlich verbessert. Zudem zeigte sich in bildgebenden Verfahren des Gehirns, dass REVERIE speziell die Verarbeitung des Arbeitsgedächtnisses, die neuronale Aktivierung und die funktionelle Reorganisation beeinflusste.

    Kognitive Vorteile durch das Mikrobiom im Darm

    Ein zentrales Ergebnis: Die durch REVERIE ausgelösten positiven Effekte auf das Denken gingen mit messbaren Veränderungen bei Molekülen, Stoffwechselprodukten und insbesondere der mikrobiellen Zusammensetzung im Darm einher. Diese Unterschiede wurden nur bei der VR-Gruppe festgestellt – und sie korrelierten eng mit den verbesserten kognitiven Leistungen.
    „Unsere Daten zeigen, dass REVERIE weit über Bewegung hinauswirkt: Es verändert gezielt das Mikrobiom und wichtige Stoffwechselprozesse, die offenbar direkt mit der geistigen Fitness verbunden sind“, erklärt Dr. Yueqiong Ni, Forschender im Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“.

    Fokus auf mikrobielle Gemeinschaften als Kernthema

    Der Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ untersucht, wie mikrobielle Gemeinschaften in verschiedenen Umgebungen – etwa im menschlichen Körper – Gesundheit und Krankheit beeinflussen. Die aktuelle Studie liefert einen konkreten Anwendungsfall: „Wir konnten zeigen, dass eine digitale Intervention wie REVERIE über molekulare und mikrobielle Veränderungen tatsächlich auf die Gehirnleistung wirkt“, sagt Prof. Gianni Panagiotou, Microverse-Professor und Leiter der Abteilung Mikrobiom-Dynamik am Leibniz-HKI.
    Diese Verbindung von Gehirn, Stoffwechsel und Mikrobiom – untersucht mithilfe sogenannter Multi-Omics-Analysen – belege, so Panagiotou, das Potenzial von VR-Sport als personalisierte Therapieform für übergewichtige Jugendliche.

    Globale Forschung, praxisnahe Lösungen

    An der Studie beteiligt waren über 30 Forschungseinrichtungen weltweit, darunter die Shanghai Jiao Tong University, die University of Hong Kong, die Harvard Medical School, die Tsinghua University und die National University of Singapore. Die deutsche Beteiligung fokussierte sich insbesondere auf die Analyse der mikrobiellen und molekularen Daten – ein Schlüsselbereich des Jenaer Exzellenzclusters.

    Ausblick: Digitale Therapie gegen Adipositas und kognitive Störungen

    Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial digitaler Technologien wie REVERIE zur gezielten Gesundheitsförderung: körperlich, geistig – und mikrobiell. Gerade für Jugendliche, die mit Übergewicht zu kämpfen haben oder schwer Zugang zu herkömmlichem Sport finden, bietet der motivierende und neurologisch wirksame Ansatz neue Perspektiven in der Prävention und Therapie.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Gianni Panagiotou
    Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ der Universität Jena
    Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie Hans-Knöll-Institut
    Beutenbergstraße 11a, 07745 Jena
    Tel.: +49-3641-532-1759
    E-Mail: gianni.panagiotou@leibniz-hki.de


    Originalpublikation:

    Wang, J., Qin, Y., Wu, Q. et al. An adaptive AI-based virtual reality sports system for adolescents with excess body weight: a randomized controlled trial. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03724-5


    Bilder

    Die Jugendlichen trainierten VR-basiert regelmäßig Sportarten, wie Fußball oder Tischtennis.
    Die Jugendlichen trainierten VR-basiert regelmäßig Sportarten, wie Fußball oder Tischtennis.
    Quelle: Foto: Yueqiong Ni


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die Jugendlichen trainierten VR-basiert regelmäßig Sportarten, wie Fußball oder Tischtennis.


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