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15.01.2007 09:34

Neue erfolgreiche Therapie bei malignem Thymom

Cordula Heinrich Pressestelle
Klinikum der Universität Regensburg

    Ein Ärzteteam des Uniklinikums Regensburg wendet ein neues therapeutisches Konzept bei fortgeschrittenen Tumoren der Thymusdrüse, dem sog. malignen Thymom, an. Zunächst als inoperabel eingestufte Patienten wurden erfolgreich behandelt.

    Viele Patienten mit einem fortgeschrittenen bösartigen Tumor der Thymusdrüse werden als inoperabel eingestuft, da der Tumor häufig in die großen Blutgefäße - Aorta und Venen - eingewachsen ist. Oberarzt Dr. Karsten Wiebe, Thoraxchirurg an der Klinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dietrich Birnbaum) und Prof. Dr. Berthold Schalke, Leitender Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik und Poliklinik am Bezirksklinikum (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Bogdahn), wenden erfolgreich eine neu entwickelte Therapie an: Schonender und verträglicher als bei einer Chemotherapie erfolgt zunächst eine Behandlung mit dem körpereigenen Hormon Somatostatin in Kombination mit Kortison. Dadurch kann die Tumormasse entscheidend reduziert werden. Die Verkleinerung erleichtert den zweiten Schritt der Behandlung - das radikale operative Entfernen des Tumors, eventuell sogar mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine.

    Bei Monika Q. (37) war der Tumor mit einer Größe von 10 cm bereits fortgeschritten - nicht nur ihre Venen für Arme und Kopf, sondern auch die Körperschlagader (Aorta) und die abzweigenden Gefäße in den Kopf waren betroffen. Der Tumor wurde zunächst als inoperabel eingestuft.

    Am Uniklinikum erhielt sie die neue multimodale Therapie: Durch eine Behandlung mit Somatostatin konnte bei Monika Q. die Tumormasse um 40% verkleinert werden. In einer 10-stündigen Operation mussten die vom Tumor befallenen Venen und die Aorta mit ihren supraaortalen Ästen entfernt und durch neues Gewebe ersetzt werden. Das ist nur möglich durch die Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine. Dabei wird der Körper zum Schutz vor Gewebeschäden auf 18 Grad Celsius heruntergekühlt, das Herz bleibt stehen und die Herz-Lungen-Maschine setzt ein. Bei ausreichend tiefer Temperatur wird die Maschine abgestellt, solange die Gefäße unterbrochen sind. "Ich war praktisch für eine Dreiviertelstunde ohne Blutfluss in meinem Körper". berichtet Monika Q. "Angst vor der großen Operation hatte ich schon, aber es war der einzige Weg um den Tumor loszuwerden".
    Heute, zwei Jahre nach ihrer Operation, zeigt sich in den Nachuntersuchungen der Erfolg: Bei Monika Q. gibt es kein Anzeichen für ein erneutes Auftreten des Tumors (Rezidiv).

    Noch ist die Therapie allerdings keine Routine. Viele Patienten und Ärzte kennen noch nicht die erweiterten Möglichkeiten der Behandlung von bösartigen Tumoren der Thymusdrüse. Thoraxchirurgische Zentren, in denen keine Herz-Lungen-Maschine verfügbar ist, können einen solchen Eingriff nicht durchführen. "Wir sehen immer wieder Patienten, bei denen die Operation abgelehnt oder abgebrochen wurde, weil es nicht gelang, den Tumor ohne eine Herz-Lungen-Maschine zu entfernen", schildert Dr. Wiebe.

    "Auch wenn wir aus ganz Deutschland mittlerweile Anfragen bekommen, gibt es immer noch zu viele Fälle, in denen die Möglichkeiten einer Therapie mit Somatostatin leider nicht wahrgenommen werden", bedauert Prof. Schalke. "Dabei haben wir bei 70-80% der Thymustumoren ein Ansprechen auf die Therapie gesehen". Derzeit läuft eine kontrollierte prospektive Studie am Klinikum, die zur Zulassung für diese Indikation führen soll. Die Therapie, die ambulant erfolgt, umfasst alle 2 Wochen eine intramuskuläre Spritze sowie die tägliche Einnahme einer Kortisontablette. Die Gesamtkosten der Therapie belaufen sich auf insgesamt ca. 15.000 Euro, verbessert aber die Langzeitprognose der vorher inoperablen Patienten wahrscheinlich dramatisch.

    Hintergrund: Malignes Thymom
    Bösartige Tumoren der Thymusdrüse, sog. maligne Thymome, wachsen langsam, aber unaufhörlich. In frühen Stadien stellt die operative Entfernung des Tumors die geeignete Therapie dar. Wenn der Tumor aber bereits fortgeschritten ist und in die benachbarten großen Blutgefäße im Brustkorb (Aorta und Venen) eingewachsen ist, kann er nicht mehr einfach entfernt werden. Patienten mit einem solchen Befund werden häufig als inoperabel eingestuft. Dann kann nur noch mit Bestrahlungen und Chemotherapie der Verlauf der Erkrankung verlangsamt werden. Maligne Thymome sind häufig mit anderen Erkrankungen vergesellschaftet z. B. der Myasthenia gravis (einer Muskelerkrankung), Rheuma oder Blutarmut.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/Medizin/Neurologie/patienten/thym_stud.... - detaillierte Informationen zur Studie


    Bilder

    Monika Q. (37) zusammen mit ihren behandelnden Ärzten Prof. Dr. Berthold Schalke (li.) und Dr. Karsten Wiebe
    Monika Q. (37) zusammen mit ihren behandelnden Ärzten Prof. Dr. Berthold Schalke (li.) und Dr. Karst ...
    Foto: Klinikum der Universität Regensburg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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