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Wissenschaft
Berlin, 28. Februar 2008. 'Das bisschen Rheuma', wie es mitunter im Volksmund heißt, hat schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen und die Volkswirtschaft. Denn auf den Schmerz folgt der unmittelbare Arbeitsausfall - und mit den Jahren die Hilfs- und Pflegebedürftigkeit. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Bericht (1) der Kommission Rehabilitation und Sozialmedizin, der versorgungsrelevante Daten der letzten zehn Jahre für entzündlich-rheumatische Erkrankungen auflistet.
Eine Notiz schreiben, eine E-Mail tippen oder ein Hemd zuknöpfen - was für den beruflichen und privaten Alltag gefordert ist, können rheumakranke Finger nicht bewältigen. Stark schmerzende und geschwollene Gelenke führen dazu, dass Betroffene alltägliche Bewegungen nicht mehr ausführen können. Die Folge: Sie müssen sich krankmelden oder ihre bisherige Tätigkeit - auf lange Sicht - aufgeben. So sind drei Viertel der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) im ersten Krankheitsjahr mindestens einmal arbeitsunfähig - und dies fünfmal so lang wie alle anderen Krankenkassenversicherten. Nach mehr als 10-jähriger Krankheit sind 40 Prozent der RA-Patienten nicht mehr erwerbstätig.
Die ökonomischen Auswirkungen: Durch den Arbeitsausfall belaufen sich die so genannten indirekten Kosten bei der RA nach mehr als 10-jähriger Krankheit auf bis zu 15.700 € pro Jahr. Ähnlich hoch liegen sie bei den anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Maßnahmen, die die Erwerbstätigkeit erhalten und damit die Kosten senken könnten, wie Teilzeitarbeit, Teilrenten sowie Leistungen zur Rehabilitation erhalten nur circa ein Drittel der Betroffenen. Die eingeschränkte Funktionsfähigkeit führt dazu, dass langjährige Betroffene zunehmend auf Hilfe und Pflege durch Verwandte angewiesen sind. In den ersten fünf Krankheitsjahren braucht bereits ein Viertel Unterstützung beim Waschen, Ankleiden, Essen und bei der Mobilität. Nach 20-jährigem Verlauf kann bereits jeder zweite Betroffene durch 'das bisschen Rheuma' kaum mehr selbstbestimmt leben.
Der Bericht belegt die enormen Folgen der Krankheit für die Betroffenen und die Volkswirtschaft, die in der öffentlichen Diskussion kaum Gehör finden. "Traurigerweise spiegelt das aktuelle Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats zur Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs der Krankenkassen die missliche Lage insofern wider, dass es die rheumatischen Erkrankungen nicht berücksichtigt", konstatiert Professor Ekkehard Genth, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. "Die indirekten Kosten, die durch Arbeitsausfälle und Erwerbsminderungsrenten entstehen, sind letztendlich viel gravierender als die Behandlungskosten", so Professor Genth. Tatsächlich stehen den Betroffenen heute vielfältige Behandlungs- und Rehabilitationsmöglichkeiten zur Verfügung, die einschneidende Krankheitsfolgen deutlich mindern könnten - sofern Sie weiterhin von den Kassen getragen werden.
Die Kommission Rehabilitation und Sozialmedizin der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie leistet durch ihre Arbeit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der rehabilitativen Versorgung und sozialmedizinischen Betreuung von Rheuma-Patienten. Sie erstellte den Bericht aus den Daten von klinischen Studien, der
Kerndokumentation der Rheumazentren und den Statistiken der Gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherungen.
(1) Mau et al., Krankheitslast. Erste Routineberichterstattung zu sozialmedizinischen Folgen entzündlichrheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Zeitschrift für Rheumatologie 2008: 2: 1-7
Ansprechpartner:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
Presse: Sandra Wittig
Luisenstraße 41
10117 Berlin
Tel: 030/240484-80 (Zentrale: -70)
Fax: 030/240484-79
E-Mail: sandra.wittig@dgrh.de
http://www.dgrh.de/wasistrheuma.html, Rheuma-ABC
http://www.dgrh.de/kommissionen.html, Kommission Rehabilitation und Sozialmedizin
http://www.dgrh.de/rehabericht2008.html, Kommissionsbericht
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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