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Wissenschaft
Vier größere Aufsätze beleuchten den Euthanasie-Prozess aus verschiedenen Blickwinkeln.
Am 8. Juni 1949 startete in Tübingen der sogenannte „Grafeneck-Prozess“, genau 60 Jahre später veranstaltete die Universität Tübingen auf dem Schloss Hohentübingen ein Symposium zu diesem Thema.
Bei dem Prozess hatten sich vor dem Landgericht Tübingen insgesamt acht Angeklagte wegen der Tötungen von 10.654 behinderten und psychisch kranken Menschen im Rahmen der sogenannten Euthanasieaktionen der Nationalsozialisten zu verantworten. Ort der Verbrechen war zwischen Januar und Dezember 1940 das Schloss Grafeneck bei Münsingen auf der Schwäbischen Alb, das kurz zuvor für „Zwecke des Reichs“ beschlagnahmt worden war. Das Schloss Hohentübingen war Schauplatz des im Jahr 1949 durchgeführten Strafverfahrens.
Die Vorträge der Tagung sind nun in dem Band „60 Jahre Tübinger Grafeneck-Prozess“ publiziert worden. Herausgeber der Veröffentlichung sind Jörg Kinzig, Strafrechtsprofessor an der Universität Tübingen, und Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck auf der Schwäbischen Alb.
Darin wird der Prozess aus unterschiedlichen Blickwinkeln in vier größeren Aufsätzen beleuchtet. Thomas Stöckle führt mit dem Beitrag „Grafeneck als Teil der NS-Euthanasie“ in das Thema ein. Jörg Kinzig steuert mit „Der Grafeneck-Prozess vor dem Landgericht Tübingen – Anmerkungen aus strafrechtlicher Sicht“ die juristische Perspektive bei, zeichnet die Begründung der überaus milden Urteile nach und unterzieht diese einer kritischen Bewertung. Urban Wiesing von der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen zeigt die medizinethischen Implikationen der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen und zieht daneben auch vorsichtige Schlussfolgerungen für das moderne ärztliche Berufsverständnis. Abschließend beleuchtet der Publizist Hans-Joachim Lang die zeitgenössische Berichterstattung über das Prozessgeschehen.
Bibliographische Angaben:
„60 Jahre Tübinger Grafeneck-Prozess. Betrachtungen aus historischer, juristischer, medizinethischer und publizistischer Perspektive“: herausgegeben von Jörg Kinzig und Thomas Stöckle, 72 Seiten, zahlr. Abbildungen und Karten, ISBN 978-3-931200-17-6, 14,90 Euro.
Kontakt:
Professor Dr. Jörg Kinzig
Universität Tübingen
Juristische Fakultät
Geschwister-Scholl-Platz • 72074 Tübingen
Telefon: +49 7071 29-72549
joerg.kinzig@jura.uni-tuebingen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Philosophie / Ethik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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