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Wissenschaft
Der weitere Anstieg der Strompreise durch die angekündigte Erhöhung der EEG-Umlage könnte rund 86.000 Jobs im verarbeitenden Gewerbe kosten. Das geht aus einer Studie hervor, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) heute veröffentlicht hat. Für Beschäftigte mit mittlerer Qualifikation ist die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes jedoch vergleichsweise gering.
Mit der Energiewende nimmt Deutschland im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle beim Einsatz erneuerbarer Energiequellen ein. Allerdings sorgt die Umlage der Subventionen für Photovoltaikanlagen und Windräder im Rahmen des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) für steigende Strompreise, die einerseits private Verbraucher stärker belasten, andererseits auch energieintensive Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Inwieweit dadurch ein Beschäftigungsrückgang zu erwarten ist, wurde bislang jedoch für Deutschland kaum untersucht.
Um den Zusammenhang zwischen Strom und Arbeitsnachfrage zu ermitteln, verknüpften die IZA-Forscher Daten von Unternehmen und Arbeitnehmern im verarbeitenden Gewerbe aus dem Zeitraum von 2003 bis 2007 mit Informationen über Stromverbrauch und Strompreise. Damit decken sie nur einen Ausschnitt des Arbeitsmarktes ab, in dem allerdings die meisten energieintensiven Branchen angesiedelt sind. Mittels so genannter Kreuzpreiselastizitäten konnten die Ökonomen berechnen, um wie viel Prozent sich die Arbeitsnachfrage verändert, wenn der Strompreis um ein Prozent zunimmt. Das Autorenteam kommt zu dem Ergebnis, dass diese Elastizitäten negativ ausfallen, dass also ein steigender Strompreis zu geringerer Arbeitsnachfrage führt.
Quantitativ unterscheiden sich die Ergebnisse je nach Qualifikation der Arbeitnehmer. So ist die Nachfrage nach Arbeitern und Angestellten mit mittlerer Qualifikation (insbesondere mit Berufsausbildung) kaum von steigenden Strompreisen betroffen. Diese Gruppe stellt mit rund drei Vierteln den überwiegenden Anteil im verarbeitenden Gewerbe. Die Nachfrage nach hoch- und geringqualifizierter Arbeit geht dagegen bei höheren Strompreisen moderat zurück. Steigt der Preis für die Kilowattstunde Strom um ein Prozent, reduzieren Unternehmen die Nachfrage nach Akademikern und Arbeitern mit geringer Qualifikation um etwa 0,7 bzw. 0,5 Prozent.
Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse nehmen die Autoren der IZA-Studie eine grobe Abschätzung vor, wie sich die für 2014 angekündigte Anhebung der EEG-Umlage auf 6,24 Cent/kWh, durch die sich der durchschnittliche Strompreis um etwa 6,7 Prozent erhöht, auf die Arbeitsnachfrage im verarbeitenden Gewerbe auswirken würde. Demnach würde die Beschäftigung um etwa 86.000 Arbeitsplätze oder 1,4 Prozent zurückgehen. „Diese Abschätzung bezieht sich allerdings auf die kurzfristige Anpassung der Arbeitsnachfrage von Unternehmen. Längerfristig könnten mehr Arbeitsplätze wegfallen, wenn Industrieunternehmen ganz aus dem Markt ausscheiden oder ihre energieintensive Produktion ins kostengünstigere Ausland verlagern. Umgekehrt könnte der Beschäftigungsrückgang aber auch geringer ausfallen, wenn Produktionsabläufe energieeffizienter ausgestaltet werden“, sagt IZA-Wissenschaftler Nico Pestel, einer der Autoren der Studie.
Volltext der Studie (in englischer Sprache):
Michael Cox, Andreas Peichl, Nico Pestel, Sebastian Siegloch
Labor Demand Effects of Rising Electricity Prices: Evidence for Germany
IZA Policy Paper No. 74
http://ftp.iza.org/pp74.pdf
Kontakt:
Dr. Nico Pestel
pestel@iza.org
(0228) 3894-160
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Energie, Gesellschaft, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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