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UR-Studie zeigt Verständnis sozialer Normen bei Säuglingen
Unser Alltag ist voll von Regeln, zum Beispiel, wie wir uns Kleiden sollten, wie wir uns Begrüßen, auf welcher Straßenseite wir fahren und wann wir über die Ampel gehen. Diese und viele weitere soziale Normen sind die Grundlage für das menschliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft. In einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Universität Regensburg und der Oxford Universität, die nun im Nature Journal Scientific Reports veröffentlich wurde, wurde gezeigt, dass schon Babies verstehen, was richtig oder falsch ist.
„Wir konnten erstmal nachweisen, dass Säuglinge schon im ersten Lebensjahr wissen, dass man sich so verhalten sollte, wie es andere in einer Gruppe tun. Dies war auch der Fall, wenn in der Gruppe eine ganz neue Handlung gezeigt wurde, die die Kleinen zuvor nur zwei Mal beobachten konnten“, beschreibt Erstautor Prof. Dr. Moritz Köster die Befunde, „wir waren selbst davon überrascht, wie schnell Säuglinge neue soziale Regeln erfassen. Das ist deutlich früher als man dies bisher angenommen hat.“
Um das Verständnis von sozialen Normen im Säuglingsalter zu erforschen, kreierten die Wissenschaftler kurze Komikfilme, in denen zwei kleine Männchen eine neue Handlung ausführten (z.B. zwei Bälle aneinanderschlagen). Nun kam ein drittes Männchen in die Szene, welches entweder dieselbe Handlung ausführte oder etwas komplett anderes machte (z.B. die Bälle in die Höhe werfen). Wenn das dritte Männchen sich nun zu den anderen zwei Männchen gesellen wollte, reagierten diese entweder freundlich und nahmen das Männchen in die Gruppe auf oder sie reagierten mit Ablehnung und wandten sich von dem dritten Männchen ab. Die Wissenschaftler maßen nun die Pupillenweite, als ein Maß dafür, ob die Säuglinge überrascht waren. Sie fanden heraus, dass sich bereits 11-Monate-Alte Babys wunderten, also sich ihre Pupillen weiteten, wenn die Reaktion der Gruppe nicht stimmig war, wenn also ein abweichendes Verhalten des dritten Männchens positiv bewertet wurde, oder wenn ein konformes Verhalten mit der Gruppe trotzdem zum Ausschluss aus der Gruppe führte.
„Ein ganz wesentliches Merkmal sozialer Normen ist, dass wir uns nicht nur so Verhalten, wie es andere tun, dies tun ja viele Tierarten mit ihren ganz natürlichen Verhaltensweisen, sondern dass wir andere auch danach bewerten, ob sie sich an Regeln halten oder nicht“, erläutert Moritz Köster. „Dies kann im Prinzip jedes beliebige Verhalten sein, die Regel erfüllt somit einen Selbstzweck, nämlich anderen zu signalisieren, dass man zu einer Gruppe dazu gehört. Es ist schon beachtlich, dass Babys dies verstehen, bevor sie die Regeln selbst ausdrücken oder die gezeigten Handlungen kompetent ausführen können. Vermutlich handelt es sich also um einen ganz Grundlegenden menschlichen Prozess, einen sozialen Kompass sozusagen, der es schon Säuglingen erlaubt, ihre soziale Umwelt zu ordnen und sich in dieser zurecht zu finden.“
Prof. Dr. Dr. Moritz Köster
Institut für Psychologie
Entwicklungs- und Kognitionspsychologie
Tel.: +49 (0)941 943-7683
E-Mail: Moritz.Koester@psychologie.uni-regensburg.de
Köster, M., Hepach, R.; „Preverbal infants’ understanding of social norms”, Sci Rep 14, 2983 (2024).
https://doi.org/10.1038/s41598-024-53110-3
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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