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06.05.2009 16:12

Soziale Ungleichheit schlägt auf die Gesundheit

Jakob Meyer Pressestelle
Hertie School of Governance

    Internationale Fachtagung in Berlin beschäftigt sich mit den Auswirkungen wirtschaftlicher Krisen

    Wissenschaftler plädiert für eine "gesundheitssensible Gesamtpolitik"

    Nicht nur in den armen, sondern auch in den reichen Gesellschaften nehmen gesundheitliche Ungleichheiten zu. In den benachteiligten Bevölkerungsgruppen häufen sich die Krankheitslasten. Sie sind immer stärker von Herz-Kreislaufkrankheiten, Krebs, Diabetes, krankhaftem Übergewicht und Depressionen betroffen. In Krisenzeiten spitzen sich diese Belastungen weiter zu. In allen modernen Gesellschaften werden die Folgen spürbar: Krankheitskosten steigen, der soziale Zusammenhalt der Menschen ist irritiert und nicht zuletzt ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes bedroht. Die Bekämpfung von Ungleichheit wird deshalb zu einem immer wichtigeren Feld der modernen Wohlfahrtspolitik.

    Mit diesem hochaktuellen Problem setzt sich am kommenden Freitag und Samstag (8./9. Mai) eine internationale Konferenz in Berlin auseinander. Unter dem Titel "Reducing Health Inequalities" lädt die Hertie School of Governance gemeinsam mit der Universität Bielefeld interdisziplinäre Forscher zum Austausch ein. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Infrastruktur und Gesundheit IGES und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Köln statt. Die Konferenz, zu der fast 250 Teilnehmer aus 40 Ländern erwartet werden, wird von Professor Klaus Hurrelmann geleitet, der seit Anfang 2009 an der Hertie School tätig ist und auch das im selben Gebäude an der Friedrichstraße ansässige IGES Institut berät.

    Wie Hurrelmann betont, gibt es in Deutschland und den anderen Ländern der EU ebenso wie in den USA und Japan erschreckend große Unterschiede von der Säuglingssterblichkeit über die Krankheitsanfälligkeit in allen Lebensphasen, dem subjektiven Wohlbefinden und Zufriedenheitsgefühl bis hin zur Lebensdauer zwischen den Menschen verschiedener sozialer Herkunft, die bis zu 20 Jahre differieren kann. "Den wohlhabenden und gut gebildeten Bevölkerungsgruppen geht es von Jahrzehnt zu Jahrzehnt besser, aber die sozial Benachteiligten können nicht mehr mithalten und verlieren den Anschluss. Jede Wirtschaftskrise, auch die jetzige, verschärft die Kluft zwischen den Armen und den Reichen, und damit geht auch die Schere des körperlichen und psychischen Wohlbefindens immer weiter auseinander. Nach unseren Studien beeinträchtigt das nicht nur die Lebensqualität der Benachteiligten, sondern immer stärker auch die der gesamten Gesellschaft".

    Auf der Fachkonferenz in Berlin sprechen weltweit führende Gesundheitswissenschaftler, Epidemiologen, Soziologen und Ökonomen, darunter Espen Dahl vom norwegischen Centre of Social Epidemiology in Oslo, Richard Brown vom Health Survey Center in Los Angeles, die langjährige Mitarbeiterin bei der Weltgesundheitsorganisation Ilona Kickbusch, Clare Bambra von der Universität Durham und Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

    Die zentrale Frage der Konferenz ist, mit welchen politischen Strategien moderne Gesellschaften die immer größer werdende wirtschaftliche und soziale Ungleichheit zum Halt bringen können. "Nach den vorliegenden Studien ist das - und das klingt zunächst überraschend - mit einer gezielten Gesundheitspolitik allein nicht getan. Dafür ist Deutschland ein Beispiel, weil trotz eines flächendeckenden Versorgungsangebotes der gesundheitliche Status von sozial und ökonomisch schwachen Gruppen der Bevölkerung immer schlechter wird. Die Ursachen liegen tiefer, und deshalb haben bislang die Länder noch am ehesten Erfolg, die über eine aktivierende Beschäftigungspolitik gezielt versuchen, die ökonomische Ungleichheit einzudämmen und zusätzlich in allen Politikbereichen auf die Gesundheitsverträglichkeit achten, etwa durch gute Arbeitsbedingungen, Umweltschutz, Ernährungsförderung und Bildungsangebote. Auch der Ausbau präventiver Angebote und eine nachhaltige Gesundheitsbildung der gesamten Bevölkerung haben sich bewährt. Soll gesundheitliche Ungleichheit abgebaut werden, muss zuvor die von immer mehr Menschen als ungerecht empfundene Dynamik der sozioökonomischen Ungleichheit gestoppt und dann eine gesundheitssensible Gesamtpolitik eingeleitet werden", so Hurrelmann.

    "Reducing Health Inaqualitites - What Do We Really Know About Successful Strategies"
    8.-9. Mai 2009
    Hertie School of Governance
    Friedrichstraße 180
    10117 Berlin
    Anmeldung: rueckemann@hertie-school.org

    Für weitere Informationen:
    Jakob Meyer
    Head of Communications
    (030) 259 219 -113
    meyer@hertie-school.org
    http://www.hertie-school.org

    Die Hertie School of Governance (HSoG) ist eine stiftungsfinanzierte Hochschule für modernes Regieren in Berlin. Sie bereitet herausragend qualifizierte junge Menschen auf öffentliche Führungsaufgaben vor. Der breiten interessierten Öffentlichkeit vermittelt die HSoG aktuelle Themen aus dem Bereich Public Policy in Vorträgen, Foren, Symposien und weiteren Veranstaltungen.
    Die Hertie School of Governance ist ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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