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Duisburg-Essen/München, 17. November 2011 * * * Vorsitzende der Sachverständigenkommission Gleichstellungsbericht rät dazu, die Erwerbstätigenzahlen kritisch zu sehen und die Arbeitszeitwünsche der Frauen und Männer stärker zu berücksichtigen.
Am heutigen Tag gibt das Statistische Bundesamt eine Pressemitteilung zur Erwerbstätigkeit im 3. Quartal 2011 heraus. Die Erwerbstätigkeit entwickelt sich weiter positiv. Die Vorsitzende der Sachverständigenkommission für den Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung gibt jedoch zu bedenken: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es reicht nicht sich die Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern anzuschauen. Viel wichtiger ist der Blick auf die sogenannten Vollzeitäquivalente. Denn immer mehr Frauen teilen sich das gleiche Arbeitsvolumen. Zurzeit haben wir in Deutschland über 7 Mio. Minijobber, zwei Drittel davon Frauen.“ Prof. Dr. Ute Klammer, die auch Prorektorin für Diversity an der Universität Duisburg-Essen ist, führt weiter aus: "Frauen sind mehr als doppelt so häufig von Niedriglöhnen betroffen. Niedriglöhner sind Personen, die weniger als zwei Drittel des sogenannten 'mittleren' Einkommens verdienen. In Deutschland erhalten etwa 30 Prozent der erwerbstätigen Frauen nur Niedriglöhne, was oft, aber nicht immer, mit Geringfügigkeit gekoppelt ist. Da viele der betroffenen Bereiche tarifvertraglich nicht oder nur noch schlecht zu erreichen sind, ist eine Verbesserung der Einkommenssituation kaum ohne gesetzliche Mindestlöhne zu erreichen." Zudem ist zu beachten: "Fragt man Männer und Frauen nach ihren Arbeitszeitwünschen, dann sieht man: Sie liegen sehr viel näher aneinander, als es eben tatsächlich in der Realität der Fall ist. Viele Frauen würden gerne lange Teilzeit oder kurze Vollzeit, d.h. 30 Stunden die Woche, arbeiten. Viele Männer dagegen würden gerne weniger arbeiten, ungefähr einen Vollzeitjob, aber ohne Überstunden. Dies lässt sich allerdings zumeist nicht realisieren. Stattdessen klaffen Arbeitszeitwünsche und Realität bei uns weit auseinander". So ist auch bei einer weiteren positiven Entwicklung der Erwerbstätigkeit weiterhin viel zu tun, um Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.
Wie Frau Prof. Dr. Ute Klammer anlässlich der Übergabe des Gutachtens zum Gleichstellungsbericht sagte: "Gleichstellung muss Ziel und Bestandteil moderner Innovationspolitik sein, denn sie bedeutet nicht nur Kosten, sondern birgt auch erhebliches wirtschaftliches Potenzial. Die Nutzung aller Talente und die Erwerbstätigkeit von Frauen macht unsere Gesellschaft leistungsfähiger und stabilisiert so das Sozial- und Steuersystem. Politik und Wirtschaft müssen die Rahmenbedingungen dafür setzen, dass Frauen und Männer ihre Potenziale gemäß ihrer unterschiedlichen Präferenzen und Möglichkeiten in einzelnen Lebensphasen auf dem Arbeitsmarkt einbringen können.“
Die Kommission für den Ersten Gleichstellungsbericht fordert unter anderem, Minijobs abzuschaffen, die Situation von privat pflegenden Frauen und Männern zu verbessern und eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte einzuführen. Diese und weitere Maßnahmen sind im Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung dargestellt, um Gleichstellung von Männern und Frauen zu verbessern.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Neue Wege - Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Erster Gleichstellungsbericht. Bundestagsdrucksache 17/6240. Berlin 2011
Pressekontakt:
Geschäftsstelle Gleichstellungsbericht
Fraunhofer-Gesellschaft
Dr. Markus Motz-Edel
Hansastr. 27 c
80686 München
Tel: 089 1205-2006
Fax: 089 1205-772006
markus.motz-edel@zv.fraunhofer.de
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=174358.html Erster Gleichstellungsbericht
http://www.gleichstellungsbericht.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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