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24.02.2012 10:00

Der 30. Februar - ein Resultat aus der Angst vor verlorener Lebenszeit

Team Pressestelle Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

    In diesem Jahr feiern wir ein ungewöhnliches Jubiläum. Vor genau 300 Jahren gab es eine einmalige Kalenderkuriosität: In Schweden schrieb man das Datum 30. Februar 1712. Wie es dazu kommen konnte, erklärt der Physiker und Computist (Kalenderkundler) Prof. Dr. Heinrich Hemme von der FH Aachen.

    Im Jahr 45 v. Chr. führte Julius Caesar den Julianischen Kalender ein: Auf drei Jahre, die jeweils 365 Tage dauerten, folgte eines mit 366 Tagen. Ein durchschnittliches Jahr war damit 365,25 Tage lang. Das sind etwa elf Minuten mehr, als die Erde tatsächlich braucht, um die Sonne einmal zu umrunden. Dieser winzige Fehler, den die Menschen fortan jedes Jahr machten, wuchs immer weiter an und führte dazu, dass im 16. Jahrhundert Frühlings-, Sommer- Herbst- und Winteranfang sich um über zehn Tage nach vorne verschoben hatten. Darum ließ Papst Gregor XIII. den Kalender reformieren, indem er im Jahr 1582 zehn Tage einfach ausfallen ließ und die Schaltregel verbesserte.
    Da beim Wechsel des Kalendersystems etliche Tage übersprungen werden mussten, fürchteten viele Menschen, ihnen würde Lebenszeit gestohlen werden. Um ihnen diese Angst zu nehmen, hatte man sich in Schweden Ende des 17. Jahrhunderts eine recht originelle Lösung überlegt. Der Kalender sollte nicht von einem Tag auf den anderen gewechselt werden, sondern schrittweise, indem man von 1700 bis 1740 alle Schalttage ausfallen lassen wollte. So wurde auch tatsächlich im Jahre 1700 der 29. Februar einfach übersprungen. Die Schweden eilten nun also dem alten Julianischen Kalender einen Tag voraus und hinkten dem neuen Gregorianischen noch zehn Tage hinterher. Dann brach der Große Nordische Krieg aus, und in den Wirren der Zeit gab es in beiden folgenden Schaltjahren doch wieder einen 29. Februar.
    Im Januar 1711 entschied König Karl XII., wieder zum altbewährten Julianischen Kalender zurückzukehren. Allerdings hatten die Schweden nun der Zeitrechnung dieses Kalenders immer noch einen Tag voraus, was sie durch einen zusätzlichen Tag ausgeglichen: Dies war der 30. Februar 1712, ein zweiter Schalttag.

    Zusatzinformation zur Schaltjahresregel des Gregorianischen Kalenders

    Schaltjahre sollten forthin alle Jahre sein, deren Zahlen ohne Rest durch 400 teilbar sind, und außerdem alle Jahre, deren Zahlen durch 4, nicht aber durch 100 teilbar sind. Durch diese Regel hat jeder Zyklus von 400 Jahren nicht mehr 100 Schaltjahre, wie beim Julianischen Kalender, sondern nur 97.
    Nur wenige Länder wie Spanien oder Portugal übernahmen den Gregorianischen Kalender tatsächlich umgehend mit dem Übergang vom 4. Oktober 1582 auf den 15. Oktober 1582. Manche Staaten, wie zum Beispiel Russland, behielten den Julianischen Kalender sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein bei.
    Schweden wechselte übrigens am 17. Februar 1753 endgültig mit einem Sprung auf den 1. März 1753 zum Gregorianischen Kalender.


    Weitere Informationen:

    http://www.fh-aachen.de/presse/pressemitteilungen/?no_cache=1


    Bilder

    Prof. Dr. Heinrich Hemme ist eine der führenden Unterhaltungsmathematiker in Deutschland
    Prof. Dr. Heinrich Hemme ist eine der führenden Unterhaltungsmathematiker in Deutschland
    FH Aachen/ www.lichtographie.de
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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