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04.01.2017 10:30

Wenn Proteinkristalle wachsen

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Utl.: ChemikerInnen erforschen vielfältige Stoffklasse für biologische und pharmazeutische Anwendungen

    Annette Rompel und ihr Team vom Institut für Biophysikalische Chemie der Universität Wien erforschen so genannte Polyoxometallate. Diese weisen eine große Vielfalt auf und bieten den WissenschafterInnen damit ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. In Wechselwirkung mit Enzymen können sie die Kristallisation von Proteinen ermöglichen. Andererseits stellen die Polyoxometallate selber Verbindungen mit großem Anwendungspotential in der Katalyse und den Materialwissenschaften dar.

    Polyoxometallate (POM) sind eine Stoffklasse bestehend aus anionischen Metalloxidclustern, die eine große strukturelle Vielfalt aufweisen, herausragende Eigenschaften besitzen und deshalb auch ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten bieten. Eine der prominentesten POM-Strukturen ist die so genannte Anderson-Evans-Struktur, die von Rompels Arbeitsgruppe intensiv untersucht wird. Dazu gehört das Tellur-haltige Anderson-Polyoxowolframat (TEW), das Rompel erstmals als erfolgreichen Zusatzstoff in der Proteinkristallisation eingesetzt hat.

    "Um die Wechselwirkung zwischen einem Protein und TEW zu verstehen, haben wir versucht, Proteinkristalle in Anwesenheit von TEW und auch ohne das TEW zu erhalten", erklärt Rompel. Dies ist für das Enzym Auronsynthase gelungen. Dabei wurde eine neuartige Struktur erzielt, die erstmals eine Bindung zwischen dem TEW und dem Protein aufweist. Das Kristallisationsadditiv war flexibel und konnte sich den Gegebenheiten im Protein anpassen, was TEW als Zusatzstoff in der Proteinkristallisation besonders wertvoll macht. Mittlerweile ist es Annette Rompel gelungen, drei verschiedene Proteine mit Hilfe von TEW zu kristallisieren.

    Darüber hinaus versucht die Chemikerin nun, funktionelle Gruppen an die Anderson-Grundstruktur zu knüpfen – mit dem Ziel, neue Materialien herzustellen. "Nach der Funktionalisierung des ersten Anderson-Polyoxowolframates wird es nun möglich sein, neuartige funktionale Materialien herzustellen", so Rompel weiter.

    Neben chemischen Anwendungen sind Rompels Erkenntnisse von hoher Relevanz für biologische, biochemische, medizinische und pharmazeutische Studien. Protein-Kristallographie stellt gegenwärtig die produktivste und am weitesten verbreitete Methode dar, um strukturelle Informationen über Proteine zu erhalten. Die strukturellen Erkenntnisse sind wichtig für das Verständnis der Proteinfunktion, aber auch für die Entwicklung von Protein-Liganden-Molekülen, was kleine organische Stoffe und auch größere Moleküle wie Antikörper sein können, die die Proteinfunktion beeinflussen. "Unsere Untersuchungen zeigen die Bedeutung von TEW als Zusatzstoff in der Proteinkristallisation auf. Unsere vorgeschlagene Synthesestrategie öffnet einen Weg für neue multifunktionale organisch-anorganischen Hybridmaterialien", schließt Annette Rompel.

    Die Forschungsprojekte werden finanziert durch den FWF und ein OeAD-Stipendium der Stipendienstiftung der Republik Österreich.

    Publikationen zum Thema:
    N.I. Gumerova, A. Roller, A. Rompel "Synthesis and Characterization of the First Ni(II)-centered Single-Side Tris-Functionalized Anderson-Type Polyoxomolybdate." Eur. J. Inorg. Chem., in press.

    C. Molitor, A. Bijelic, A. Rompel "In situ formation of the first proteinogenically functionalized [TeW6O24O2(Glu)]7- structure reveals unprecedented chemical and geometrical features of the Anderson-type cluster." Chem. Commun. 52 (2016) 12286-12289,

    View Inside Back Cover: Chem. Commun. 52 (2016) 12385-12385.

    N.I. Gumerova, A. Roller, A. Rompel "[Ni(OH)3W6O18(OCH2)3CCH2OH]4–: the first tris-functionalized Anderson-type heteropolytungstate." Chem. Commun. 52 (2016) 9263-9266.

    Blazevic, A. Rompel "The Anderson-Evans polyoxometalate: From inorganic building blocks via hybrid organic-inorganic structures to tomorrows "Bio-POM"." Coordination Chemistry Reviews 307 (2016) 42–64.

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Univ.-Prof. Dr. Annette Rompel
    Institut für Biophysikalische Chemie
    Fakultät für Chemie
    Universität Wien
    T +43-1-4277-525 02
    annette.rompel@univie.ac.at
    http://www.bpc.univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Mit der Semesterfrage setzen sich die WissenschafterInnen der Universität Wien jedes Semester mit einem Thema auseinander, das die Gesellschaft aktuell bewegt.

    Offen für Neues. Seit 1365.
    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.600 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 175 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at


    Bilder

    Ein Proteinkristall entsteht durch Wechselwirkungen mit dem Anderson-Evans-Polyoxometallate: TEW.
    Ein Proteinkristall entsteht durch Wechselwirkungen mit dem Anderson-Evans-Polyoxometallate: TEW.
    Copyright: Annette Rompel
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    Animation: Das Tellur-haltige Anderson-Evans-Poyoxowolframate (grau: Tellur; rot: Sauerstoff, schwarz: Wolfram).
    Animation: Das Tellur-haltige Anderson-Evans-Poyoxowolframate (grau: Tellur; rot: Sauerstoff, schwar ...
    Copyright: Annette Rompel
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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