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ahrzehntelang nahmen Wissenschaftler an, dass statistische Fähigkeiten eng an Sprachvermögen und mathematische Erziehung gekoppelt sind. Ein internationales Forscherteam der Universität Göttingen, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der schottischen University of St. Andrews hat nun aber gezeigt, dass auch Menschenaffen intuitive Statistiker sind: Sie können intuitiv Zusammenhänge zwischen Stichproben erfassen und daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten.
Pressemitteilung Nr. 145/2018
Gezielt zugreifen
Internationales Forscherteam untersucht intuitive Fähigkeit von Schimpansen
(pug) Jahrzehntelang nahmen Wissenschaftler an, dass statistische Fähigkeiten eng an Sprachvermögen und mathematische Erziehung gekoppelt sind. Ein internationales Forscherteam der Universität Göttingen, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der schottischen University of St. Andrews hat nun aber gezeigt, dass auch Menschenaffen intuitive Statistiker sind: Sie können intuitiv Zusammenhänge zwischen Stichproben erfassen und daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Current Biology erschienen.
Menschenaffen mögen Erdnüsse deutlich lieber als Karotten. In einer Auffangstation in Uganda stellten die Forscherinnen und Forscher Schimpansen vor die Wahl, aus welcher von zwei Futtermischungen sie eine Kostprobe haben wollten: Eine Mischung bestand aus 200 Erdnüssen und 20 Karottenstückchen, bei der anderen waren die Verhältnisse umgekehrt. Doch zunächst mussten die Schimpansen Menschen beobachten, die ebenfalls Kostproben entnahmen – einmal gezielt, also mit Blick auf die Futtermischung, das andere Mal blind.
„Wählten die Menschen gezielt Erdnüsse oder Karotten aus, ignorierten die Schimpansen die Proportionen und entschieden sich für die Stichprobe des Forschers mit der gleichen Vorliebe wie sie selbst“, erläutert Erstautorin Johanna Eckert vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie die Ergebnisse. „Wählten die Menschen blind, änderten die Affen ihr Verhalten und bevorzugten das bessere Mengenverhältnis.“
Bemerkenswerterweise bevorzugten die Affen die Wahl der Experimentatoren nur dann, wenn die gezogenen Stichproben wiederholt nicht repräsentativ für das Mischverhältnis waren, zum Beispiel nur Erdnüsse aus der Karottenmischung gezogen wurden, nicht aber, wenn sie den statistischen Wahrscheinlichkeiten entsprach, also beispielsweise nur Erdnüsse aus der Erdnussmischung.
„Unsere Studie zeigt, dass Schimpansen ähnlich wie Kleinkinder bei statistischen Schlussfolgerungen sowohl Proportionen als auch Bedingungen der Probenentnahme beobachten“, so Eckert. „Das lässt darauf schließen, dass intuitive Statistik eine evolutionär alte Fähigkeit ist, die wir mit unseren nächsten lebenden Verwandten teilen.“
Originalveröffentlichung: Johanna Eckert et al. Chimpanzees Consider Humans‘ Psychological States when Drawing Statistical Inferences. Current Biology 2018. Doi: 10.1016/j.cub.2018.04.077.
Kontakt:
Johanna Eckert
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie
Deutscher Platz 6, 04103 Leipzig
Telefon (0341) 3550-406
E-Mail: johanna_eckert@eva.mpg.de
Prof. Dr. Hannes Rakoczy
Georg-August-Universität Göttingen
Kognitive Entwicklungspsychologie
Waldweg 26, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-9235
E-Mail: hrakocz@uni-goettingen.de
Internet: http://www.psych.uni-goettingen.de/de/development
Kalema und Eddie, zwei der Versuchsteilnehmer auf Ngamba Island, Uganda.
Foto: Johanna Eckert
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Versuchsanordnung: Forscherinnen und Forscher stellten Schimpansen vor die Wahl, aus welcher von zwe ...
Grafik: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Multimedia Department
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Psychologie, Tier / Land / Forst
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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