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14.10.2010 - 08.01.2011 | Frankfurt

„Schönheit im Verborgenen“ - Eine Fotoausstellung mit dem Blick durchs Rasterelektronenmikroskop

Frankfurt/M., 14.10.2010 _ Was finden wir schön? - Sind etwa Schädlinge und Insekten, die wir im Allgemeinen ja eher lästig finden, schön? Oder Pollen, die oft lediglich als Blütenstaub oder aber von Allergikern als Ursache von Juckreiz oder tränenden Augen wahrgenommen werden? - Mit solchen, bewusst provokanten Fragen eröffnete Professor Volker Storch jetzt seine Sonderausstellung im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum. Die "Schönheit im Verborgenen" zeigt sich im „hochaufgelösten“ Blick durch das Rasterelektronenmikroskop.

Im Allgemeinen werden Insekten, wie die oft einfach nur lästigen Stubenfliegen, mit einer kurzen Handbewegung und ohne weitere Beachtung vom Tellerrand verscheucht oder eine Ameise mal eben so vom nackten Fuß geschnippt. Selbst die artenreichste Klasse der Tiere nehmen wir in ihrer durchschnittlich ein bis zwanzig Millimeter messenden Winzigkeit meist nur am Rande wahr. Die von dem Zoologen der Heidelberger Universität und seinem Team konzipierte Austellung konfrontiert mit den Gliedertieren und Pollen von Pflanzen, die wir zu kennen glauben. Doch schnell wird klar, dass das ein Trugschluss ist. Die Makrosicht auf den Mikrokosmos verändert die Wahrnehmung und überrascht: In verblüffender Harmonie präsentieren sich dem durch das Rasterelektronenmikroskop erweiterten Blick geometrische Muster und Formen in eindrucksvoller Symmetrie.

Im Großformat werden die filigranen Platten der Flügelschuppen einer Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) für das Auge sichtbar. Die Pollen der Wegwarte (Cichorium intybus) in der feinen Behaarung einer Wildbiene erinnern an moderne Kunstwerke. In anmutiger Schönheit zeigen sich auch die von Bienen nur allzu gern angesteuerten Nektarien einer Blüte. Und selbst die vielfach nur Verdruss bereitenden Hasel- und Ambrosiapollen offenbaren eine unerwartete Ästhetik. Die Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen sind überwiegend schwarz-weiß. Um besondere Strukturen und Symbiosen deutlich hervorzuheben, wurden zwei Aufnahmen koloriert. Darunter ein Bild mit dem erheiternden Titel „Stellaria auf Veronika“, der sich dem Betrachter dann vor Ort erschließt.

Hochaufgelöst rückt die Anatomie von Kerbtieren oder auch Kerfen in die Wahrnehmung und verdeutlicht in kleinsten Details jeweils auch spezielle Funktionen. Dass die Stubenfliege gleich mehrfach mit Augen ausgestattet ist, erklärt wohl die Rundumsicht und vielleicht auch, warum man sie kaum zu fassen kriegt. Bei genauer Betrachtung wird auch klar, warum die Blattkäfer (Chrysomelidae) mit ihren kleinen hochgewölbten Körpern nicht von glatten Pflanzenoberflächen purzeln: Die real nur Millionstel Millimeter winzigen Klauen und Sohlenpolster an den elegant geschwungenen Füßchen lassen uns waghalsig erscheinende Klettertouren für die kleinen Krabbler zum bloßen Spaziergang werden.

Geradezu vorwitzig wirken die mit feinsten Härchen besetzten Fühler, die wie zwei abgeknickte Antennen aus dem weniger als einen Millimeter kleinen Kopf der Rotrückigen Hausameise (Lasius emarginatus) ragen. Die Aufnahme, die auch das Plakat zur Ausstellung ziert, zeigt neben den beeindruckenden Mundwerkzeugen die multifunktionalen Sinnesorgane der viele Millionen Jahre alten und in wohlorganisierten „Sozialstaaten“ lebenden Insektenfamilie. Damit können diese erstaunlichen Wesen tasten, riechen und schmecken, Luftströme und Temperaturveränderungen wahrnehmen und sogar den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre erfassen.

Mit der Fotoausstellung im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum zeigt Volker Storch also nicht nur die „Schönheit im Verborgenen“, sondern öffnet auch ein Fenster in die Wissenschaft. In der Begegnung mit vermeintlich Bekanntem und der ergänzenden Makrosicht auf einen erstaunlichen Mikrokosmos erweitert der Zoologie-Professor und engagierte Universitätslehrer die Wahrnehmung. Ebenso augenfällig wie beeindruckend ist dabei die Vielgestaltigkeit der Arten, die sich im Verlauf der Evolution entwickelt haben und ihren ganz spezifischen Platz im natürlichen System der Erde einnehmen.

Volker Storchs Auffassung von Naturästhetik, die den Blick aufs Detail lenkt und trotzdem das Ganze meint, erinnert sicher nicht zufällig an Ernst Haeckels „Kunstformen der Natur“. Auch Haeckel wurde von der Symmetrie der Formen in der Natur in den Bann gezogen und zu den weltbekannten Zeichnungen veranlasst, die nicht ohne Einfluss auf die zeitgenössische Kunst geblieben sind.

Hinweise zur Teilnahme:
Museumseintritt

Termin:

14.10.2010 - 08.01.2011

Veranstaltungsort:

Senckenberg Naturmuseum
Senckenberganlage 25
2. Etage
60325 Frankfurt
Hessen
Deutschland

Zielgruppe:

Lehrer/Schüler, jedermann

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie

Arten:

Eintrag:

14.10.2010

Absender:

Doris von Eiff

Abteilung:

Senckenberg Pressestelle

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event32932


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