Berlin, Göttingen, Konstanz, 18. Juli 2005: Prof. Rainer Kuhlen, Informationswissenschaftler an der Universität Konstanz, und Prof. Elmar Mittler, Bibliotheksdirektor an der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, sind in der Nachfolge von Prof. Thomas Hoeren ab 15. Juli 2005 Sprecher des Aktionsbündnisses 'Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft'. Prof. Hoeren, Universität Münster, hat vereinbarungsgemäß mit der Erledigung der Überarbeitung des Urheberrechtsgesetzes (UrhG), des sogenannten 2.Korbs des UrhG, seine Sprecherfunktion beendet. Er steht dem Aktionsbündnis weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung.
Das Aktionsbündnis sieht seine Aufgabe darin, bei der Novellierung des UrhG ein zwischen schulischer und wissenschaftlicher Nutzung einerseits sowie kommerzieller Verwertung andererseits ausgewogenes Urheberrecht bei der Publikation von Wissen und Information zu erreichen. Hierfür fordert es von der Politik angemessene Rechte für Bildung und Wissenschaft. "Zur Überwindung der dramatischen Lage in der Informationsversorgung sollten zudem entsprechend dem Open-Access-Modell neue Ansätze der Wissenschaftspublikation mit gebührenfreier Nutzung für Wissenschaftler und Auszubildende stärker noch als bislang in Bund und den Ländern gefördert werden," fordert Rainer Kuhlen.
"Schon jetzt ist die Nutzung von Information an den Hochschulen und Bildungseinrichtungen stark erschwert," stellt Elmar Mittler fest. "Die Bibliotheken und die wissenschaftlichen Einrichtungen können angesichts aggressiver Verkaufs- und Lizenzpolitik einiger global operierender Zeitschriftenverlage, die sich die Rechte an den in der Regel mit öffentlichen Geldern erstellten Arbeiten oft exklusiv gesichert haben, nicht mehr die ganze Breite wichtiger wissenschaftlicher Literatur erwerben, die oft in mittelständischen Verlagen erscheint."
Das Aktionsbündnis wurde 2004 gegründet, um den Erfordernissen von Bildung und Wissenschaft für einen freizügigen Zugriff auf das publizierte Wissen gegenüber der Politik Geltung zu verschaffen und innovationsfreundliche Bedingungen für die Produktion von neuem Wissen zu erreichen.
In der Göttinger Erklärung vom Juli 2004 wird vor der Fortsetzung des gegenwärtigen Trends gewarnt, kommerzielle Verwertungsinteressen in der Urheberrechtsentwicklung zu bevorzugen. Das Urheberrecht, das die Rechte der Urheber schützen und stärken soll und faire Bedingungen für die Nutzung von publiziertem Wissen schaffen soll, ist dabei, sich zu einem Handels- und Verwerterrecht zu entwickeln - mit fatalen Folgen für Informations-möglichkeiten und ein offenes Innovationsklima. Die Göttinger Erklärung wurde von den führenden Wissenschaftsorganisationen, von über 250 Fachgesellschaften und fast 3500 Einzelpersönlichkeiten unterzeichnet.
Prof. Dr. Rainer Kuhlen, Jahrgang 1944, studierte Philosophie, Literaturwissenschaften und Soziologie, anschließend nachuniversitär Informationswissenschaft/Computerlinguistik. 1980 nahm er den Ruf auf eine Professur für Informationswissenschaften an der Universität Konstanz an. Er forscht auf den Gebieten Information Retrieval und Hypertext sowie Informationsmarkt und arbeitet in letzter Zeit verstärkt über Themen von Informationspolitik, -recht und -ethik. Er ist Vorsitzender von NETHICS e.V. (Ethik im Netz) und Vorsitzender des Fachausschusses Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission.
Prof. Dr. Dr. h.c. Elmar Mittler, Jahrgang 1940, studierte Germanistik und Geschichte. Seit 1990 ist er Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen. 1999-2002 Präsident von LIBER 'Ligue des Bibliothèques Européennes des Recherches'. Dr. h.c. der Universität Sorbonne Paris (2000). Mitarbeit in nationalen und internationalen Gremien sowie Leitung oder Mitwirkung bei EU- und anderen Projekten.
Für Rückfragen erreichen Sie :
Prof. Dr. Rainer Kuhlen, über E-mail: < rainer.kuhlen@uni-konstanz.de >
Prof. Dr. Dr. h.c. Elmar Mittler, über E-mail: < mittler@mail.sub.uni-goettingen.de >
http://www.urheberrechtsbuendnis.de
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