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31.10.2005 17:36

Freundegesellschaft fördert MHH mit 950.000 Euro

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Tumorstiftung fördert Krebsforschung - hochdotierte Preise an MHH-Wissenschaftler

    Seit mehr als 40 Jahren unterstützt die Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e. V. (GdF) ihre Hochschule finanziell. Im vergangenen Jahr konnten die Freunde insgesamt 950.000 Euro an die MHH weitergeben. Während der heutigen Jahresversammlung stellte der GdF-Vorsitzende Professor Dr. Hartmut Küppers die aktuellen Zahlen der Freunde vor. Der größte Teil der Beiträge wurde für Wissenschaft und Forschung in Instituten und Kliniken der MHH bereitgestellt. Weitere Förderungen:

    - Die Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie erhielt eine Untersuchungseinheit für Kinder im Wert von 25.000 Euro.
    - In der Abteilung Rheumatologie finanzierte die GdF eine Stelle in der Zytokinforschung.
    - Die Außengestaltung der Betriebs-Kindertagesstätte wurde mit 5.000 Euro unterstützt.
    - Das Leibnizhaus Hannover erhielt 3.000 Euro.
    - Zudem fördert die Gesellschaft der Freunde den MHH-Chor und das MHH Symphonie Orchester.

    Dr. Andreas Tecklenburg, MHH-Vizepräsident für Krankenversorgung, skizzierte die aktuelle Situation der Hochschule: "Das Gesundheitswesen in Deutschland befindet sich in einem radikalen Umbruch. Alle Leistungserbringer und insbesondere die Universitätskliniken müssen erhebliche Einsparungen realisieren. Durch das DRG-System muss die MHH in den nächsten drei Jahren 15 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Ohne die Freundegesellschaft könnte die Hochschule viele innovative Ideen nicht umsetzen."

    Tumorstiftung gegründet

    Im September 2005 gründete die Freundegesellschaft die Tumorstiftung mit einem Startkapital von insgesamt 500.000 Euro. Durch zwei Vermächtnisse kamen mittlerweile insgesamt 147.400 Euro hinzu. Sie ist eine gemeinnützige Einrichtung in treuhänderischer Verwaltung der GdF. Bei der Gründung gingen folgende, bisher von der Gesellschaft der Freunde verwaltete Fonds in die Tumorstiftung ein:

    - Dr. Hiltrud-Pulst-Myelom-Fonds
    - Hannelore-Munke-Fonds
    - Fonds des Vereins zur Förderung der Tumorzentren in Niedersachsen e.V.

    Die Idee: Die Tumorstiftung soll alle Aktivitäten bündeln, um effektiver Spenden und Stiftungsmittel bei Personen und Unternehmen einzuwerben, die gezielt die Krebsforschung und Versorgung von Krebspatienten der MHH unterstützen möchten.

    Der Vorsitzende des Kuratoriums der Tumorstiftung ist Professor Dr. Arnold Ganser, Direktor der MHH-Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie und Vorsitzender des Tumorzentrums der MHH. Sein Stellvertreter ist Professor Dr. Hans-Heinrich Kreipe, Direktor der MHH-Abteilung Pathologie. "Medizinische Forschung ist ohne spezielle Förderungen nicht mehr denkbar", sagt Professor Ganser. "Im vergangenen Jahr hat die MHH insgesamt mehr als 45 Millionen Euro Drittmittel eingeworben, davon kamen fast zehn Millionen von Stiftungen, Vereinen, Privatpersonen und Erbschaften. Damit haben Spender die Möglichkeit, ihre Mittel gezielt für die Erforschung bedeutsamer Krankheiten und Aufgaben in einer von ihnen ausgewählten Einrichtung einzusetzen." Die Krebsforschung und -behandlung stelle einen wichtigen und erfolgreichen Schwerpunkt der MHH dar. Dank der Initiativen wie der Tumorstiftung könne die MHH ihren hohen international anerkannten Standard weiter ausbauen.

    Neben der Tumorstiftung ging auch die Stiftung von Elke und Dr. Rolf Ecklebe mit 100.000 Euro an den Start. Sie wird ebenfalls im Rahmen der GdF geführt und fördert Wissenschaft und Forschung der MHH. Professor Küppers bedankt sich sehr bei den Stiftern für die uneigennützige und breite Förderung der Hochschule.

    Rudolf-Schoen-Preis 2005 für MHH-Neuroforscher: Dr. Björn Ahl (33)

    Werner Albrecht, Generalsekretär der TUI-Stiftung, überreichte den mit 20.000 Euro ausgestatteten Rudolf-Schoen-Preis der TUI-Stiftung an Dr. med. Björn Ahl, Abteilung Neurologie der MHH. Er untersuchte die Wirkungen einer Leberzirrhose auf das Gehirn.

    Ein fortgeschrittenes Leberleiden beeinflusst häufig die Psyche, den Bewusstseinsgrad und die Motorik. Diese Auswirkungen einer Leberzirrhose auf das Gehirn nennen Mediziner "Hepatische Enzephalopathie" (HE). Zu Beginn berichten Patienten lediglich über unspezifische Beschwerden wie Schlafstörungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite sowie fast unmerkliche koordinative Störungen (minimale HE). Erst in mittleren Stadien kommen gravierende motorische Defizite hinzu, die an die Parkinsonsche Krankheit erinnern. Parallel werden die Patienten psychisch auffälliger, auch die Wachheit kann erheblich schwanken, bis hin zum Koma. Die Ursachen für die neurologischen Symptome sind bislang nicht gänzlich geklärt. Experten diskutieren einen erhöhten Ammoniakspiegel im Blut und in Folge dessen auch im Gehirn der Patienten. Die Symptome sprechen dafür, dass möglicherweise die verschiedenen Regionen des Gehirns unterschiedlich empfindlich gegenüber den metabolischen Störungen bei der Zirrhose sind.

    Dieser Frage ging Dr. Björn Ahl aus der MHH-Abteilung Neurologie in seiner Studie nach. Die leberkranken Patienten wurden neurologisch und neuropsychologisch untersucht, dann wurde eine Magnet-Resonanz-Tomografie (MRI) und schließlich ein so genanntes Positronen-Emmissions-Tomogramm (PET) des Gehirns angefertigt - damit konnte Dr. Ahl den Blutfluss und die Aufnahmerate von Ammoniak in verschiedenen Hirnregionen feststellen. Durch das Übereinanderlegen (Koregistrieren) von MRI- und PET-Bildern konnte er exaktere Aussagen darüber machen, welche Regionen im Einzelnen betroffen sind.

    Seine Ergebnisse zeigen, dass insbesondere das Kleinhirn und die Basalganglien erhöhten Ammoniak-Konzentrationen ausgesetzt sind. Dies erklärt, warum Patienten mit einer Leberzirrhose anfangs bevorzugt Störungen der Aufmerksamkeitsfähigkeit und der Motorik aufweisen. Überraschend fand er Hinweise darauf, dass die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Ammoniak bei Patienten mit nur geringfügigen Symptomen der hepatischen Enzephalopathie eher höher war als bei jenen, die klinisch auffällig waren. Dies lässt die Vermutung zu, dass das Gehirn bei Leberzirrhotikern bereits sehr früh im Krankheitsverlauf erhöhten Ammoniakspiegeln ausgesetzt ist und die klinischen Symptome eher Folge einer "Dauervergiftung" als einer akuten Überflutung des Gehirns mit Ammoniak sind. Seine Folgerung: Patienten sollten möglichst frühzeitig, also auch vor dem Vorliegen neurologischer Symptome, mit ammoniaksenkenden Mitteln behandelt werden.

    Publikation: Regional Differences in Cerebral Blood Flow and Cerebral Ammonia Metabolism in Patients with Cirrhosis, Hepatology 2004; 40:73-79

    Jan-Brod-Preis 2005 für Gefäßforscher

    Den mit 5.000 Euro dotierte Jan-Brod-Preis, gestiftet von der Solvay Arzneimittel GmbH, überreichte Professor Küppers in diesem Jahr Privatdozent Dr. med. Ulf Landmesser (34), MHH-Abteilung Kardiologie und Angiologie, und Dr. med. Ferdinand Bahlmann (31), MHH-Abteilung Nephrologie.

    Komplikationen der Gefäßverkalkung (Atherosklerose) wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind die häufigste Todesursache in Europa. Eine wichtige Rolle spielen dabei Schäden an der Innenschicht (Endothel) von Blutgefäßen. Zahlreiche Studien konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass eine solche Endotheldysfunktion mit kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden ist. Von großem Interesse ist deshalb die Frage, wie die Endothelfunktion therapeutisch verbessert werden kann. Wissenschaftler haben kürzlich im Blut zirkulierende Endothel-Stammzellen entdeckt, die an der Reparatur von Innenschicht-Schäden beteiligt sind. Eine verminderte Zahl und Funktion dieser Endothel-Stammzellen scheint mit einer ungünstigen Prognose verbunden zu sein.

    Privatdozent Dr. med. Ulf Landmesser und Dr. med. Ferdinand Bahlmann konnten in ihren Untersuchungen zeigen, dass eine Therapie mit dem weltweit am häufigsten verschriebenen Cholesterinsenker (HMG-CoA-Reduktase-Hemmer, ein so genanntes Statin) die Endothelfunktion verbessert: Die Zahl und Funktion im Blut zirkulierender endothelialer Stammzellen nahm zu. Besonders interessant: Diese positiven Aspekte der Behandlung sind unabhängig vom Effekt des Wirkstoffs auf das LDL-Cholesterin. Zum Vergleich setzten die Forscher einen neuen Cholesterinabsorptionshemmer (Ezetimibe) ein, der zwar ebenfalls das LDL-Cholesterin im Blut verminderte, allerdings kaum einen Effekt auf das Endothel hatte. Die Wirkung der Statine beruht wahrscheinlich darauf, dass sie so genannte kleine G-Proteine hemmen können, die für die Sauerstoffradikal-Produktion und die Produktion des gefäßschützenden Stickstoffmonoxid (NO) im Endothel entscheidend sind. In der Fachpublikation dieser Untersuchung weist das Editorial darauf hin, dass die cholesterinunabhängigen Effekte der Statintherapie günstige Effekte dieser Therapie auch bei anderen Erkrankungen erklären könnte wie beispielsweise der Herzschwäche (Insuffizienz), die nicht mit einem erhöhten Cholesterin verbunden sind. Dies wird gegenwärtig in mehreren großen klinischen Studien genauer untersucht.

    Publikation: Simvastatin versus Ezetimibe: Pleiotropic vs lipid effects on endothelial function and endothelial progenitor cells in humans, Circulation 2005; 111: 2356-63


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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