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14.11.2005 12:05

Zukunftschance oder Krisenherd? Augsburger Fachtagung zum Thema "Multikulturelle Stadt"

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Die Interkulturelle Akademie Augsburg diskutiert am 25. und 26. November die Frage "Kulturelle Vielfalt oder Parallelgesellschaft?" mit Blick auf die jungendkulturelle Identitätsdebatte und die Geschlechterverhältnisse in Migrantenkreisen.

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    "Die beklemmende Tagesaktualität, die unsere Tagung und ihr Thema durch die Unruhen in den Großstädten Frankreichs erfahren hat, haben wir uns so gewiss nicht gewünscht", meint Hans-Joachim Ruile, langjähriger Chef des internationalen Augsburger Kulturhauses Kresslesmühle. Zusammen mit dem Augsburger Mesopotamienverein und unterstützt von der Stadt Augsburg und der Stadtparkasse Augsburg hat Ruile vor einem halben Jahr die "Interkulturelle Akademie Augsburg" als "Netzwerk für interkulturelle Bildungs- und Kulturarbeit, interkulturelle Verständigung, interkulturelles Management und Diversity-Kompetenz" ins Leben gerufen. Ihre bereits zweite öffentliche Fachtagung veranstaltet diese Akademie am 25. und 26. November 2005 zum Thema "Die multikulturelle Stadt - Zukunftschance oder Krisenherd". Aus der Wissenschaft zählen zu den Mitveranstaltern der stark praxisorientierten Tagung ExpertInnen aus der Universität Augsburg (Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Europäische Etnologie, und Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden, Pädagogik) sowie aus den Universitäten Köln (Forschungsstelle für Interkulturelle Studien, FIST) und Osnabrück (Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, IMIS). Zu den ReferentInnen der Tagung zählt mit der Berliner Soziologin Prof. Dr. Gaby Straßburger auch eine Trägerin des "Augsburger Wissenschaftspreises für Interkulturelle Studien".

    TAGUNGSORT AUGSBURG: EIN DRITTEL DER BEVÖLKERUNG MIT MIGRATIONSHINTERGRUND

    Augsburg ist eine multiethnische Großstadt. Über 30 Prozent der BewohnerInnen soweit über 50 Prozent der ErstklässlerInnen an den Grundschulen haben einen Migrationshintergrund und einzelne städtische Quartiere zeigen sogenannte "parallelgesellschaftliche" Entwicklungstrends. Wie in vielen anderen vergleichbaren Städten wurde dieser nicht umkehrbare Wandel entweder gar nicht wahrgenommen oder romantisch verklärt oder aus der sozialen Distanz abwartend beobachtet. Erst öffentliche Kontroversen um Moscheebauten oder interkulturelle Konflikte in "Problemstadtteilen" brachten die aktuellen Zustände ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Mittlerweile sind erste Schritte, dieser Realität ins Auge zu schauen, unternommen worden: 2003/04 wurde ein "Interkultureller Stadtplan" erstellt; es wurden inzwischen fünf Hearings veranstaltet; ein Modell eines interkulturellen Managements in der Sozialraumplanung wurde entwickelt.

    BAUSTEINE FÜR EINE "GRAMMATIK DES ZUSAMMENLEBENS"

    Geprägt ist die augenblickliche stadtgesellschaftliche Situation durch ein fragiles Gleichgewicht der "friedlichen Koexistenz" mit sehr unterschiedlichen Ausformungen in den einzelnen Quartieren. Vor diesem Hintergrund möchte die Fachtagung praktische Forschungsberichte und themenorientierte Lösungsansätze im Kontext der Augsburger Wirklichkeit diskutieren, die als Bausteine einer zukünftigen "Grammatik des Zusammenlebens" eine wichtige Rolle spielen könnten. Die Tagung ist stark praxisorientiert. Sie richtet sich nicht nur an wissenschaftliches Fachpublikum und Studierende sondern ausdrücklich an alle in der praktischen interkulturellen Arbeit Tätigen oder an ihr Interessierten.

    JUGENDKULTURELLE IDENTITÄT UND GLEICHSTELLUNGSFRAGE ALS PROBLEMSCHWERPUNKTE

    In den Mittelpunkt ihrer ersten Fachtagung stellt die "Interkulturelle Akademie Augsburg" die häufig mit Katastrophenszenarios verbundenen Diskussionen in Öffentlichkeit und Politik um sogenannte "parallelgesellschaftliche" Entwicklungen bei Jugendlichen, bei der Stellung der Frau und bei den Geschlechterverhältnissen in Migrantenkreisen. Themenschwerpunkte sind dementsprechend die jugendkulturelle Identitätsdebatte und die Diskussion um Vielfalt und Differenz bei der Frage nach der Gleichstellung von Frau und Mann in der multikulturellen Gesellschaft.

    PLURALISIERUNG DES URBANEN LEBENS ALS CHANCE UND RESSOURCE

    "Wir wollen mit dieser Tagung einen sachlichen Beitrag leisten gegen die Gefährdung des bestehenden urbanen Zusammenlebens durch neue Formen einer Kulturdiskriminierung, die ethnische Milieus und Zuwanderung einseitig unter Skandalisierungsbegriffen, wie Ehrenmord und Zwangsverheiratung, Ghetto und Parallelgesellschaft verallgemeinern", so Ruile. "Die häufig nur als Bedrohung gesehene Pluralisierung und Ausdifferenzierung des heutigen urbanen Lebens ist eine Herausforderung, sie ist Chance und Ressource für die europäische Stadt und als solche wollen wir sie begreifbar machen. Gerade die Friedensstadt Augsburg kann ein Modell für die Parität und die Partizipation des Unterschiedlichen im Sinne einer modernen Form urbanen bürgerschaftlichen Zusammenlebens sein."

    DREI PANELS, ZWEI ÖFFENTLICHE PODIEN UND EINE STADTTEIL-EXKURSION

    Das Tagungsprogramm (Details siehe Anhang) umfasst am 25. November die Begrüßung und das erste Panel zum Thema "Die Grammatik des Zusammenlebens - oder wie die europäische Stadt Vielfalt zu bewältigen hat" (14.00 bis 18.00 Uhr) sowie ab 19.30 Uhr die erste öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema "Kulturelle Vielfalt und Parallelgesellschaft: Wie funktioniert die multiethnische Stadt?". Veranstaltungsort ist die vhs Augsburg, Willy-Brandt-Platz 3 a, 86153 Augsburg.

    Am 26. November beginnt das Programm um 10.00 Uhr mit einer Exkursion unter dem Motto "Interkultureller Stadtplan - live!" in den Augsburger Stadtteil Oberhausen. Treffpunkt ist der Vorplatz des Oberhauser Bahnhofs. Von 15.00 bis 18.00 Uhr finden dann wieder in der vhs Augsburg parallel zueinander die Panels 2 ("Die jugendkulturelle Identitätsdebatte") und 3 ("Die Gender-Diskussion im interkulturellen Kontext: Gleichstellung und vielkulturelle Gesellschaft") statt. Die zweite öffentliche Podiumsdiskussion der Tagung zum Thema "Frauen und kulturelle Differenz - Zwangsheirat, Ehrenmorde, Emanzipation?" beginnt dann um im Kulturzentrum des Mesopotamien Vereins Augsburgs (Mendelssohnstraße 21, 86154 Augsburg), wo anschließend die Tagung mit einem Buffet ausklingt.
    _______________________________

    TEILNAHMEMODALITÄTEN:
    Interessentinnen und Interessenten, die an der Tagung teilnehmen wollen, werden gebeten, sich bis zum 20. November 2005 bei der unten angegebenen Adresse anzumelden und zugleich den Tagungsbeitrag in Höhe von 30 Euro (Studierende und Nicht-Erwerbstätige 20 Euro) unter Angabe des Namens und des Stichworts "Multikulturelle Stadt" auf das Konto 144 21 02 (Kulturhaus Kresslesmühle) bei der Stadtsparkasse Augsburg (BLZ 720 500 00) zu überweisen.
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    TAGUNGSLEITUNG, ANMELDUNG UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Hans-Joachim Ruile
    Kulturhaus Kresslesmühle/Interkulturelle Akademie Augsburg
    Barfüßerstraße 4, 86150 Augsburg
    Telefon 0821/37170, Fax: 0821/516723, kulturhaus-kresslesmuehle@t-online.de
    http://www.kresslesmuehle.de/akademie
    _______________________________

    VERANSTALTER:
    o Interkulturelle Akademie Augsburg
    o AIP-Sozialraumplanung
    o Universität Augsburg (Europäische Ethnologie und Pädagogik)
    o vhs Augsburg
    o Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg
    in Zusammenarbeit mit:
    o Forschungsstelle für Interkulturelle Studien (FIST) der Universität zu Köln
    o Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.
    _______________________________

    ANHANG: TAGUNGSPROGRAMM

    FREITAG, 25. NOVEMBER 2005

    13.00 Anmeldung

    14.00 Begrüßung durch Stefan Glocker, Direktor der Volkshochschule Augsburg, Augsburger Akademie e. V., und durch Hans-Joachim Ruile, Interkulturelle Akademie Augsburg, Kulturhaus Kresslesmühle

    PANEL 1: Die Grammatik des Zusammenlebens - oder wie die europäische Stadt Vielfalt zu bewältigen hat (Moderation: Dr. habil. Erol Yildiz, Universität Köln)

    14.30 Eröffnung und Einführung (Dr. Konrad Hummel, Referent der Stadt Augsburg für Soziales, Jugend, Familie, Frauen, Senioren, Stiftungen und Wohnen)

    15.00 Zwischen Skandalisierung ethnischer Milieus und Veralltäglichung von Vielfalt - die Gefährdung des urbanen Zusammenlebens durch neue Formen des Kulturrassismus (Prof. Dr. Wolf-Dietrich Bukow, Forschungsstelle für
    Interkulturelle Studien der Universität Köln)

    15.30 Migration und Ethnisierung in kommunalen Einrichtungen (Prof. Dr. Michael Bommes, Institut für Migration und interkulturelle Studien, Osnabrück)

    16.15 Augsburg - Provinzidylle oder Großstadtkiez? Aktuelle Daten der Sozialraumplanung (Matthias Garte, AIP-Sozialraumplanung der Stadt Augsburg)

    17.00 Zusammenfassung und Podiumsgespräch: Migration - Integration - Segregation. Ist die multikulturelle Stadt gescheitert oder hat sie sich auf den Wandel eingestellt? (mit Matthias Garte, Sozialraumplanung Augsburg; Felicitas Eitel, Ausbildungsinitiative ausländische Unternehmer; Reiner Erben, Tür an Tür gGmbH, Augsburg; Prof. Dr. Michael Bommes; Prof. Dr. Wolf-Dietrich Bukow; Gesprächsleitung: Dr. Erol Yildiz, Universität Köln)

    19.30 ÖFFENTLICHE PODIUMSDISKUSSION: KULTURELLE VIELFALT UND PARALLELGESELLSCHAFT: WIE FUNKTIONIERT DIE MULTIETHNISCHE STADT?
    Mit Eva Leipprand, Kulturbürgermeisterin der Stadt Augsburg; Prof. Dr. Wolf-Dietrich Bukow, Universität Köln; Prof. Dr. Michael Bommes, Universität Osnabrück; Konrad Hummel, Sozialreferent der Stadt Augsburg; Gerhard Schmid, Berlin, Oberschulrat, Leiter der Außenstelle Friedrichshain-Kreuzberg der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport in Berlin, zuständig für alle 62 Schulen im Bezirk; Gesprächsleitung: Dr. Erol Yildiz, Universität Köln

    SAMSTAG, 26. NOVEMBER 2005

    10.00 EXKURSION: INTERKULTURELLER STADTPLAN - LIVE! DER STADTTEIL OBERHAUSEN
    Treffpunkt: Oberhauser Bahnhof, Vorplatz
    Führung durch Christiane Lembert (Universität Augsburg, Europäische Ethnologie) und Sabine Nölke-Schaufler (ASD-Regionalleiterin und LOS-Koordinationsstelle im Stadtteil Oberhausen)

    15.00 - 18.00 PANEL 2: DIE JUGENDKULTURELLE IDENTITÄTSDEBATTE
    (Moderation: Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Universität Augsburg, Europäische Ethnologie)

    15.00 Einführung: Die jugendkulturelle Identitätsdebatte (Prof. Dr. Peter Bommas, Universität Osnabrück)

    15.30 Religiöse Vielfalt und kulturelle Differenz bei Jugendlichen in Augsburg (Christiane Lembert, Universität Augsburg)

    16.00 Gläubige muslimische Frauen und die Entwicklung einer islamischen Freizeitkultur (Jeannette Jouili, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales Paris, Universität Viadrina Frankfurt/Oder)

    16.30 Eine neue Generation? Russlanddeutsche Jugendliche auf dem schwierigen Weg zu einem Selbstverständnis (Sabine Hübner, Archiv der Jugendkulturen, Berlin)

    17.00 Zusammenfassung und Podiumsgespräch: Interkultureller jugendlicher Alltag zwischen Tradition, Segregation und Szeneanbindung (mit 2 VertreterInnen der communities; Sebastian Kochs, SJR Augsburg; Sabine Hübner, Berlin; Jeannette Jouili, Paris und Frankfurt/Oder; Christiane Lembert, Augsburg; Prof. Dr. Peter Bommas, Universität Osnabrück; Gesprächsleitung: Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Universität Augsburg)

    15.00 - 18.00 PANEL 3: DIE GENDER-DISKUSSION IM INTERKULTURELLEN KONTEXT: GLEICHSTELLUNG UND VIELKULTURELLE GESELLSCHAFT
    (Moderation: Julia Landgraf, Universität Augsburg)

    15.00 Einführungsreferat: Vielfalt, Differenz und die Kategorie Geschlecht (Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden, Universität Augsburg, Pädagogik)

    15.30 Die Ehepartnerwahl türkischer Frauen und der Genderdiskurs (Prof. Dr. Gaby Straßburger, Katholische Hochschule für Sozialwesen, Berlin)

    16.00 Gender mal anders: Türkische Männer im Focus (Dr. Margarete Spohn, Migrationssoziologin und Mitarbeiterin der Stelle für interkulturelle Arbeit der Stadt München)

    16.30: Zusammenfassung und Podiumsgespräch: Frauen in oder zwischen zwei Welten? (mit Nuran N., Augsburg; Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden, Universität Augsburg; Prof. Dr. Gaby Straßburger, Berlin; Dr. Margarete Spohn, München; Anita Conradi, Frauenbeauftragte Stadt Augsburg; Hamdiye Cakmak (Leiterin des Stadtteilmütterprojekts der Stadt Augsburg, Muslimin; Gesprächsleitung: Julia Landgraf, Universität Augsburg)

    20.00 ÖFFENTLICHES PODIUMSGESPRÄCH: FRAUEN UND KULTURELLE DIFFERENZ - ZWANGSHEIRAT, EHRENMORDE, EMANZIPATION?
    Mit Nuran N., Muslimin; Marina S., jüdische Jugendliche; N.N., Russlanddeutsche; N.N., türkische Jugendliche; Prof. Dr. Gaby Straßburger, Berlin; Anita Conradi, Frauenbeauftragte Stadt Augsburg; Hamdiye Cakmak, Leiterin des Stadtteilmütterprojekts der Stadt Augsburg, Muslimin; Dr. Margarete Spohn, München; Gesprächsleitung: Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden, Universität Augsburg


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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