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28.11.2005 12:52

Implantat verhindert Schlaganfall und Migräne-Attacken

Dr. Inka Väth Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Gerade bei jungen Menschen ist die Ursache eines Schlaganfalles oft keine Gefäßkrankheit sondern ein angeborener Herzfehler, ein so genanntes "offenes Foramen ovale". Der kathetergestützte Verschluss dieser Öffnung durch ein Schirmchen verhindert einen erneuten Schlaganfall und kann bei manchen Migräne-Patienten die Häufigkeit von Attacken reduzieren. Die Medizinische Klinik II des Universitätsklinikums Bonn ist deutschlandweit eines der wenigen Zentren das alle Schirm-Typen anbietet und führte diesen Eingriff bereits bei 130 Patienten erfolgreich durch. Kürzlich setzten die Bonner Ärzte erstmals in Nordrhein Westfalen einen neuen Implantat-Typ ein.

    Das Foramen ovale ist ein Relikt aus unserer Zeit als Embryo. Denn vor der Geburt übernimmt der Mutterkuchen die Sauerstoffversorgung des Kindes. Das Foramen ovale - ein ovales Ventil zwischen dem rechten und linken Herzvorhof - leitet das Blut an der Lunge vorbei in das linke Herz. Wenn die Lunge nach der Geburt ihre Atemfunktion aufnimmt, verschließt sich diese Öffnung normalerweise im ersten Lebensjahr. Doch bei jedem dritten Menschen bleibt es offen. Meist kein Problem, da der höhere Druck im linken Vorhof dieses Ventil zudrückt.

    Doch schon ein starker Husten kann den Druck im rechten Vorhof erhöhen. Das Foramen ovale öffnet sich und der Weg zum linken Herzen ist frei. Vorhandene kleine Blutgerinnsel treten über den Blutstrom in den arteriellen Kreislauf ein. Eine solche paradoxe Mikroembolie kann zu Durchblutungsstörungen im Gehirn und sogar zu einem Schlaganfall führen. "Gerade junge Menschen in einem Alter zwischen 25 und 35 Jahren sind davon betroffen. Ist das Risiko eines erneuten Schlaganfalls hoch, verschließen wir das Foramen ovale mit einem Doppelschirm. Dabei arbeiten wir eng mit der Neurologie unseres Klinikums und zahlreichen umliegenden Krankenhäusern zusammen", sagt Professor Dr. Georg Nickenig, Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn.

    Die Implantation dauert in der Regel 15 Minuten und kann ohne Vollnarkose durchgeführt werden. Dabei schieben die Bonner Ärzte einen zusammengeklappten Doppelschirm mittels Katheter von der Leiste her zum Herzen. Professor Nickenig und Professor Dr. Gerhard Bauriedel, Oberarzt an der Medizinischen Klinik II, verfügen über eine umfangreiche Erfahrung mit diesem komplikationsarmen Eingriff. Der neue Implantat-Typ "Premere" besteht aus zwei nicht fest miteinander verbundenen Schirmen. Herausgedrückt aus der Katheter-Spitze öffnet sich dessen erster Schirm und fixiert sich mit seinem Metallanker, geformt wie das Rotorblatt eines Hubschraubers, fest am Foramen ovale. Den nur aus Kunststoff bestehenden zweiten Schirm justieren die Bonner Ärzte auf der anderen Seite der Öffnung. "Dieser neue Typ hat zwei entscheidende Vorteile. Er kann individuell der Länge des Kanals im Foramen ovale angepasst werden. Da das Implantat sehr wenig Metall enthält, ist der neue Typ besonders gut geeignet für Patienten mit einer Nickel-Allergie", sagt Professor Bauriedel.

    Patienten mit einem offenen Foramen ovale leiden zudem häufiger als die Allgemeinbevölkerung unter Migräne. Denn eine paradoxe Mikroembolie kann auch Migräne-Attacken mit neurologischen Symptomen wie Seh- oder Sprachstörungen auslösen, eine so genannte Migräne mit Aura. "Der Verschluss des Defektes reduziert häufig Anzahl und Stärke der Kopfschmerz-Attacken", sagt Professor Bauriedel. Jeder zweite Migräne-Geplagte könne gänzlich von diesem Leiden erlöst werden.

    Kontakt für die Medien:
    Professor Dr. Gerhard Bauriedel
    Oberarzt an der Medizinischen Klinik II
    Universitätsklinikum Bonn
    Telefon: 0228/287-6670
    E-Mail: gerhard.bauriedel@ukb.uni-bonn.de

    Professor Dr. Georg Nickenig
    Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn
    Telefon: 0228/287-5217
    E-Mail: georg.nickenig@ukb.uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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