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13.02.2006 10:02

Darmbakterium hilft Termiten unmittelbar beim Abbau von Holz

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Mainzer Wissenschaftler entdecken neue Spirochäten-Art des Termitendarms - Veröffentlichung in Applied and Environmental Microbiology

    (Mainz, 13. Februar 2006, lei) Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben ein neues Bakterium entdeckt, das im Darm von Termiten lebt und dort verschiedene Zuckerarten abbaut. Das Besondere an diesem Bakterium ist, dass es kugelförmig und unbeweglich ist, obwohl es zur Gruppe der Spirochäten gehört, die normalerweise ein korkenzieherähnliches Aussehen haben und sich aktiv bewegen. Das neue Bakterium erhielt den Namen Spirochaeta coccoides. "Mit seinem ungewöhnlichen Stoffwechsel hilft Spirochaeta coccoides den Termiten beim Holzabbau im Darm", erklärte Dr. Jürgen Fröhlich vom Institut für Mikrobiologie und Weinforschung der Johannes Gutenberg-Universität. Die Entdeckung wurde in dem renommierten Wissenschaftsjournal Applied and Environmental Microbiology veröffentlicht.

    "Der Schein ist gegen mich, doch darf ich hoffen, nicht nach dem Scheine gerichtet zu werden", so wusste schon Friedrich v. Schiller in Maria Stuart zu berichten. Ähnliches trifft auch auf die neu entdeckte Spirochäten-Art zu. Darmspirochäten, das sind ohne Sauerstoff lebende Bakterien, traten bisher durch ein korkenzieherähnliches Aussehen in Erscheinung. Dr. Stefan Dröge und Dr. Jürgen Fröhlich (Gruppenleiter) von der Arbeitsgruppe Intestinale Mikrobiologie und Symbiose des Instituts für Mikrobiologie und Weinforschung gelang die Isolierung, Kultivierung und Charakterisierung des ersten kugelförmigen und unbeweglichen Spirochäten. Berühmte pathogene Verwandte der Spirochäten sind für Krankheiten wie Syphilis und Lyme-Borreliose bekannt - dennoch gibt es auch solche Arten unter den Spirochäten, die in nützlicher Weise in einer Symbiose leben. So gedeiht der Symbiont Spirochaeta coccoides im Darm der amerikanischen Termite Neotermes castaneus und unterstützt durch seinen ungewöhnlichen Stoffwechsel seinen Wirt bei der schwierigen Aufgabe des Holzabbaus. Besonders ungewöhnlich für ein Bakterium ist dabei der Umstand, dass Spirochaeta coccoides keine Glukose, also keinen Traubenzucker verwerten kann. Das Bakterium baut neben anderen Einfachzuckern vor allem Mehr- und Zweifachzucker, sogenannte Oligo- und Disaccharide, ab. Die gebildete Essigsäure wird im Anschluss von der Termite aufgenommen und verwertet.

    Mit dieser Forschungsleistung ist zum ersten Mal der Nachweis gelungen, dass Darmspirochäten direkt am mehrstufigen Holzabbau beteiligt sind. Bisher war von anderen Darmspirochäten bekannt, dass sie die Remineralisierung des molekularen Stickstoffs der Luft oder die Bildung von Essigsäure aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff betreiben können. Die Arbeit wurde in dem renommierten amerikanischen Wissenschaftsjournal Applied and Environmental Microbiology veröffentlicht (Stefan Dröge, Jürgen Fröhlich, Renate Radek und Helmut König, Spirochaeta coccoides sp. nov., a novel coccoid spirochete from the hindgut of the termite Neotermes castaneus, Applied and Environmental Microbiology 2006,72: 392-397).

    Kontakt und Informationen:
    Dr. Jürgen Fröhlich
    Institut für Mikrobiologie und Weinforschung
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Tel. 06131 39-23544
    Fax 06131 39-22695
    E-Mail: jfroehl@uni-mainz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-mainz.de/FB/Biologie/Mikrobiologie/MikroBiol.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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