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10.03.2006 12:45

Maria Reiche und die Bodenzeichnungen von Nasca - Wissenschaftspark Leipzig beteiligt sich erstmals an "Leipzig liest"

Doris Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

    Leipzig. In Peru ist sie eine Nationalheldin. In ihrer Heimat kennt sie fast niemand: Maria Reiche aus Dresden war die Frau, die die Bodenzeichnungen von Nasca weltberühmt gemacht hat. Jene Spuren einer untergegangenen Inka-Kultur, über deren Bedeutung die Wissenschaft immer noch rätselt. Die Spekulationen reichen von einem gigantischen Sternenobservatorium über ein Bewässerungssystem bis hin zu Landebahnen für Erich Dänikens Außerirdische. Wie auch immer das Rätsel um die Bodenzeichnungen gelöst wird, eines ist klar: ohne den unermüdlichen Einsatz der Dresdnerin wären diese einmaligen Geoglyphen neben der Panamericana schon längst Bauarbeiten zum Opfer gefallen. Heute stehen Bilder wie der Affe, die Spinne oder der Kolibri als UNESCO-Weltkulturerbe unter Schutz.
    Erstmals ist nun eine Biografie über das Leben von Maria Reiche erschienen. Geschrieben hat sie die Dresdner Fotografin Viola Zetzsche zusammen mit Dietrich Schulze, einem engen Freund Maria Reiches, der den Nachlass der 1998 gestorbenen Forscherin betreut. Ein Buch, das nicht die vielen Theorien über die Entstehung der Nasca-Linien aufzählt, sondern das Leben einer außergewöhnlichen Frau zeigt und die Faszination, die von diesen Bodenzeichnungen ausgeht.

    Im Rahmen der Leipziger Buchmesse stellt Viola Zetzsche das Buch in Leipzig vor und zeigt Fotos aus der Nasca-Wüste. Im Anschluss daran öffnet das weltweit einzigartige Wolkenlabor am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) seine Tore für Besucher. Interessierte können auf einer Führung erfahren, was Wolken, Staub und Wüsten miteinander zu tun haben.

    "Bilderbuch Wüste - Maria Reiche und die Bodenzeichnungen von Nasca"
    Diashow-Vortrag und Lesung mit Viola Zetzsche
    Donnerstag, 16. März 2006, um 17.30 Uhr
    im Foyer des Leipziger KUBUS / Umweltforschungszentrum (UFZ)
    Wissenschaftspark
    Permoserstr. 15, 04318 Leipzig
    anschließend Führung durch das weltweit einzigartige Wolkenlabor am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT)

    "Maria Reiche nutzte für ihre Arbeit die Morgenstunden kurz nach Sonnenaufgang. Licht und Schatten der schräg einfallenden Sonnenstrahlen zeichneten scharfe Konturen auf den Boden, die in den Mittagsstunden in hell gleißenden Grau verschwammen - für die Augen unangenehm und ermüdend." Die Entbehrungen in der Wüste müssen unmenschlich gewesen sein. Trotzdem ließ die Forscherin aus Deutschland nicht locker. Zu einer Zeit, als an Satellitennavigation per GPS noch lange nicht zu denken war, versuchte sie dem Geheimnis mit Bandmaß und Sextant auf die Spur zu kommen. Erst später erhielt sie Unterstützung durch die Peruanische Luftwaffe und konnte jene Figuren aus der Luft fotografieren, die sie Jahre vorher in mühseliger Kleinarbeit als Zeichnung zu Papier gebracht hatte. Monatelang musste sie sich jeden Tag aufs Neue eine Mitfahrgelegenheit als Tramperin suchen, um die 20 Kilometer vom Ort Nasca bis zu den Bodenzeichnungen in der Wüste zu überwinden. Später zog sie in die Wüste und verbrachte dort insgesamt 24 Jahre in einer bescheidenen Hütte aus Lehmziegeln mit einem Dach aus Palmenblättern. "Für mich und die Mäuse war es eine aufregende Zeit. Einmal habe ich in einer Nacht 18 Mäuse in der Falle gefangen. Sie taten mir leid. Daß sie mein Brot fraßen, hätte ich ihnen noch verziehen, daß sie meine Zeichnungen fraßen, das konnte ich ihnen dann doch nicht verzeihen", schilderte Maria Reiche 1977 ihre Lebensumstände. Geschickt weben die Autoren Briefe und Fotos in die Biografie ein. 1952 schrieb Maria Reiche an ihre Schwester: "Zwei neue Figuren habe ich gefunden. Einen Pelikan von 138 Metern Länge. Ich habe jetzt auch herausgefunden, wie man sie am besten säubert. Mit einem Besen! Ich benutze ihn nur, um die kleinen Kiesel beiseite zu fegen, die der Wind auf die Wege der Figuren geweht hat. Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass auch die alten Peruaner ihre Figuren mit Besen gemacht haben, die einzige Möglichkeit!"

    Über die Autoren:
    Viola Zetzsche wurde 1958 nahe Erfurt geboren. In der Abgeschiedenheit des Sozialismus hat sie Interesse für fremde Kulturen entwickelt. Nach ihrem Studium als Landschaftsgestalter- und Bauingenieurin arbeitete sie einige Jahre als Planerin, Geschäftsführerin verschiedener Firmen, Sachverständige für Schäden an Gebäuden, hatte ein eigenes Planungsbüro, kam später zum Texten und Layouten, schrieb für Fachzeitungen und verfasste Buchbeiträge, zunächst als Ghostwriter. Nach einer journalistischen Ausbildung schreibt sie für Magazine und Zeitschriften wie National Geographic, Spektrum der Wissenschaft/ Abenteuer Archäologie oder Antike Welt.
    Im Jahr 2000 überflog sie erstmals die Nasca-Linien. In Peru hörte sie immer wieder den Namen Maria Reiche. Zurück in Deutschland, recherchierte sie im Internet um mehr über diese außergewöhnliche Deutsche zu erfahren, die als Retterin der Nasca-Linien weltberühmt wurde. Viola Zetzsche stieß auf Dietrich Schulze.
    Dietrich Schulze ist Jahrgang 1925. Als Ingenieur für Elektrotechnik hat er jahrelang den Aufbau deutscher Chemieanlagen in aller Welt begleitet. 1979 besuchte er zum ersten Mal Nasca in Peru und lernte Maria Reiche kennen. Anhand von etwa 1 000 Briefen und Aufzeichnungen hat er den außergewöhnlichen Lebensweg der deutschen Wissenschaftlerin von ihrer Kindheit in Dresden bis zu den letzten Jahren ihres Lebens chronologisch nachvollzogen und in einem Konzept zusammengefasst, das Viola Zetzsche zu einem Buch entwickelte.
    Die Biographie Maria Reiches ist spannende Abenteuergeschichte und gut recherchiertes Zeitdokument. Es soll Mut machen, auch in schwierigen Phasen nie den Glauben an die eigenen Stärken zu verlieren und sich wach zu halten für ein selbst bestimmtes Leben.

    Buchtipp:
    Zetzsche, Viola:
    Bilderbuch der Wüste. Maria Reiche und die Bodenzeichnungen von Nasca
    Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2006
    256 Seiten, 19,00 EUR
    ISBN 3-89812-298-0

    http://www.ufz.de/index.php?de=7108 - Infos & Fotos
    http://www.mitteldeutscherverlag.de//component/page,shop.product_details/flypage... - das Buch
    http://www3.mdr.de/scripts/leipzig-liest-2006/suche.cfm?s4=orte&value=445 - "Leipzig liest"

    Weitere Informationen über:
    Doris Böhme / Tilo Arnhold
    UFZ, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Telefon: 0341-235-2278
    e-mail: presse@ufz.de

    Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) wurde 1992 gegründet, um Umweltprobleme in hoch belasteten Ballungsräumen zu untersuchen, für die der Raum Leipzig/Halle ein Beispiel ist und um die meteorologische Forschung und Lehre an der Universität Leipzig zu stärken. Das IfT widmet sich der Erforschung der stark belasteten Troposphäre, insbesondere der Planetaren Grenzschicht.
    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute hatten 2004 ein Budget von 1,1 Milliarden Euro und beschäftigten rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

    Das UFZ Leipzig-Halle ist das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Es erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften, insbesondere dicht besiedelten städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler des UFZ entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.
    Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2.2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Die insgesamt 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.


    Weitere Informationen:

    http://www.htw-dresden.de/~nazca/ - Verein "Dr. Maria Reiche - Linien und Figuren der Nazca-Kultur in Peru" e.V
    http://www.dainst.org/index_593_de.html - Nasca-Ausgrabungsprojekt des Deutschen Archäologischen Institutes
    http://www.wissenschaftspark-leipzig.de/
    http://www.tropos.de/ - Leibniz-Institut für Troposphärenforschung
    http://www.land-der-ideen.de/CDA/ort_des_tages,1987,1,,de.html?action=detail&...


    Bilder

    Autorin & Fotografin Viola Zetzsche
    Autorin & Fotografin Viola Zetzsche

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    Der Kolibri - eine der Nasca-Bodenzeichnungen
    Der Kolibri - eine der Nasca-Bodenzeichnungen
    Foto: Viola Zetzsche
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Autorin & Fotografin Viola Zetzsche


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    Der Kolibri - eine der Nasca-Bodenzeichnungen


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