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06.06.2006 18:13

"Geplante und gezielte Angriffe" auf unabhängiges Forschungsprojekt

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Schwere Schäden für wissenschaftliche Untersuchung durch Feldzerstörung - Universität Gießen stellt Strafantrag

    Die Justus-Liebig-Universität Gießen wehrt sich entschieden gegen den Versuch, ein wissenschaftliches Projekt zu zerstören, das im Rahmen des Biosicherheitsprogramms der Bundesregierung unter dem Titel "Biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen" gefördert wird. Dabei, so der Präsident der Universität Gießen Prof. Dr. Stefan Hormuth, handelte es sich um "geplante und gezielte Angriffe" auf ein unabhängiges Forschungsprojekt und keineswegs um spontane Übergriffe von Gentechnik-Gegnern. Schwere Schäden für die Aussagekraft der wissenschaftlichen Untersuchung seien entstanden, bedauert der Projektleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel, und einige wichtige Fragestellungen könnten nun nicht mehr bearbeitet werden. Im Interesse der Wahrung ihrer Rechte hat die Justus-Liebig-Universität Gießen Strafantrag gestellt.

    Am Freitag, den 2. Juni 2006, gegen 15.15 Uhr nahm die Polizei auf der Forschungsstation des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie (Leiter: Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel) am Alten Steinbacher Weg in Gießen vier Personen in polizeiliche Verwahrung, die versuchten, ein Feld mit gentechnisch veränderter Gerste, die von Mitarbeitern des Instituts Ende April zu Forschungszwecken ausgesät worden war, zu zerstören. In der Pressemitteilung der Polizei heißt es wörtlich: "Die Beamten beobachteten, wie die vier Haupttäter Pflanzen herausrissen, nachdem sie einen Drahtzaun zerschnitten und ein Insektennetz beiseite geräumt hatten." Bereits Wochen zuvor war in Flugblättern und im Internet für Pfingsten in Gießen eine "Feldbefreiung" angekündigt und dazu aufgerufen worden, die Aktion zu unterstützen. Das hr-fernsehen hatte Tage zuvor genau für dieses Datum Aktionen von Gentechnik-Gegnern angekündigt, so dass bereits am Mittwoch, den 31. Mai 2006, für die Hessenschau in der Programm-Vorschau für den Sendetermin Freitag den 2. Juni 2006, um 19.30 Uhr zu lesen war: "Gentechnikgegner verwüsten Felder in Gießen".

    Noch vor der Aussaat der gentechnisch veränderten Gerste, die nicht an der Universität Gießen entwickelt worden ist, hatten Projektleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel und seine Mitarbeiter ausführlich die Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz über das Forschungsprojekt informiert und in verschiedenen Diskussionsrunden - auch mit erklärten Gentechnik-Gegnern - vorgestellt, eingehend erläutert und diskutiert. Die Universität Gießen bemüht sich auch weiterhin um Informationen und Dialog zu diesem Thema.

    Bei dem Freisetzungsprojekt geht es vor allem um die Frage, ob gentechnisch veränderte Gerstenpflanzen unerwünschte Seiteneffekte auf nützliche Bodenpilze wie Mykorrhiza aufweisen. Diese Frage ist von entscheidender ökologischer Bedeutung, da Mykorrhiza-Pilze einen essentiellen Bestandteil in Agrarökosystemen darstellen. Auf knapp 10 m2 der Versuchsfläche an der Universität Gießen waren Ende April etwa 5000 Gerstenpflanzen freigesetzt worden. Die Möglichkeit einer Auskreuzung ist im Falle von Gerste - im Unterschied beispielsweise zu Raps und Mais - in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als äußerst gering eingestuft worden. Neben der Samenausbreitung ist bei Gerste auch die Pollenausbreitung stark reduziert, denn Gerste ist ein Selbstbestäuber mit einer Selbstbefruchtungsrate von ~99%. Trotzdem wurden von den Wissenschaftlern noch eine ganze Reihe von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt und angekündigt, um eine ungewollte Verbreitung der gentechnisch veränderten Gerste auf jeden Fall zu verhindern.

    Zusammenfassend wird in diesem Feldversuch mit genetisch modifizierten Gerstenpflanzen eine Untersuchung zu Fragestellungen im Bereich der biologischen Sicherheit über den Einfluss zusätzlicher Gene auf nützliche Bodenorganismen durchgeführt. Der Feldversuch wurde äußerst sorgfältig geplant, um eine Isolation der genetisch veränderten Gerste zu garantieren. Zahlreiche vorab durchgeführte Risikoabschätzungen zur Ausbreitung von Gerstenpollen haben eine Auskreuzung als nicht messbar bewertet.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel
    Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie (IPAZ)
    IFZ Gießen, Heinrich-Buff-Ring 26-32
    Telefon: 0641 99-37490
    Email: Karl-Heinz.Kogel@agrar.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-giessen.de/ipaz


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Politik, Recht, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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