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26.07.2006 10:51

Riemser Arzneimittel AG nutzt innovative Plasmaverfahren des Instituts für Niedertemperatur Plasmaphysik e.V.

Liane Glawe Referat Kommunikation
Institut für Niedertemperatur-Plasmaphysik e.V.

    sekundenschnelle Sterilisation von Kosmetikverpackungen
    - Plasma machts möglich

    Greifswald - Insel Riems, 26. Juli. Die Häufigkeit von Allergien nach der
    Verwendung von Kosmetika hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
    Diese werden vielfach durch die enthaltenen Konservierungsmittel ausgelöst.
    Vor diesem Hintergrund untersucht die Riemser Arzneimittel AG im Rahmen
    eines Förderprojektes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
    (BMBF) die konservierungsmittelfreie Produktion von Cremes und Salben.

    Pünktlich zur Projekthalbzeit konnte nun ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg
    erreicht werden. Jetzt ist es möglich, Plastikflaschen für Kosmetikverpackungen
    durch Plasmaentladungen - ähnlich einem sanftem Blitz - keimfrei zu machen.

    Die Plasmasterilisation beruht darauf, durch den direkten Kontakt eines Plasmas
    Keime zu schädigen. Im Plasma, dem so genannten vierten Aggregatzustand, sind
    neben freien Elektronen und Ionen auch Radikale enthalten. Außerdem sendet es
    ultraviolette Strahlung aus. So können Mikroorganismen getötet oder zumindest
    inaktiviert werden, ohne eine Schädigung des Sterilgutes zu verursachen.

    Das am Institut für Niedertemperatur-Plasmaphysik e.V. (INP) in Greifswald
    entwickelte Plasma-Entkeimungsverfahren für Plastikflaschen ist ein material-
    schonender und zeitsparender Prozess. Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren
    bieten sich einige Vorteile.

    Ein erster Aufbau einer solchen Entkeimungsanlage ist in Zusammenarbeit des INP
    mit der Firma DMT, Demmin erstellt worden. Geplant ist nun, diese
    Entkeimungsanlage in die Kosmetikaabfüllung der Riemser Arzneimittel AG zu
    integrieren. Ziel weiterer Untersuchungen ist die Optimierung der Plasmaentkeimung.
    "Außerdem möchten wir unser Verfahren auf weitere Varianten aus dem breiten
    Spektrum der Kosmetikaverpackungen übertragen", so Dr. Ehlbeck, Verbund-
    koordinator am INP.

    Die Riemser Arzneimittel AG ist der größte Industriepartner im Verbundprojekt
    "Plasmagestützte Oberflächenmodifizierung mittels modularer selektiver Plasma-
    quelle (Plasmose)". Das Projekt ist unter der Federführung des INP Greifswald im
    Herbst 2004 angelaufen und untersucht auf Grundlage der Plasmatechnologie
    neuartige Verfahren zur Entkeimung von Kosmetika oder auch Medizinprodukten.
    Für dieses im Bereich der industriellen Grundlagenforschung angesiedelte Thema
    kann die Firma vor allem auf Expertenwissen aus der Region zurückgreifen. Das INP
    hat sich in den letzten Jahren eine breite Expertise in Fragen der Plasmaentkeimung
    erworben.

    "Die steigende Zahl von Allergien ist ein wichtiges Thema in der Medizinforschung",
    erläutert Dr. Dagmar Braun, Forschungsvorstand der Riemser Arzneimittel AG. "Für
    unsere Patienten stellen wir sehr hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit der
    Produkte. Was wir suchen, ist eine effiziente und schonende Methode, um
    Konservierungsmittel völlig einzusparen oder stark zu reduzieren", so Dr. Braun
    weiter. "Plasmaverfahren können im Vergleich zu herkömmlichen Herstellungs-
    verfahren eine echte Alternative darstellen und sogar dort, wo herkömmliche Ansätze
    versagen Lösungen offerieren", betont Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann,
    Vorstandsvorsitzender des INP.

    Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Projekt
    mit einer Zuwendung von ca. 1,6 Millionen Euro. Insgesamt sind sieben
    Unternehmen und drei Forschungsinstitute aus dem gesamten Bundesgebiet
    beteiligt, wie z.B. das Frauenhofer-Institut für Grenzflächen- und Bio-
    verfahrenstechnik, Stuttgart oder das Institut für Marine Biotechnologie in Greifswald.

    Die Riemser Arzneimittel AG, Greifswald - Insel Riems, ist ein forschendes, mittelständisches Pharma-
    Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Hauptsitz befindet sich auf der Insel Riems im
    Greifswalder Bodden zwischen den Hansestädten Greifswald und Stralsund. Seit der Privatisierung
    1992 gehört die AG zu den stetig wachsenden Unternehmen der Branche in Deutschland und wuchs
    seitdem um ein Mehrfaches. Heute ist es in den Geschäftsbereichen Humanarzneimittel, Dental und
    Veterinärarzneimittel aktiv. Arzneimittel gegen Haut- und Krebskrankheiten des Menschen sowie Anti-
    Infektiva z.B. bei Tuberkulose sind die Kernkompetenzen im Bereich Human, Impfstoffe im Bereich
    Veterinär und Präparate zur Schmerz- und Entzündungsbehandlung bei Zahnentzündungen im
    Bereich Dental.
    In Berlin, Leipzig und Gengenbach (Baden-Württemberg) betreibt das Unternehmen Betriebsstätten,
    die unter anderem Wirkstoffe, Medizintechnik und Arzneimittel herstellen. In Werne bei Dortmund
    unterhält die AG zusammen mit Partnern die international agierende Sanavita Pharmaceuticals
    GmbH. Im Juli 2006 übernahm die Riemser Arzneimittel AG 100 Prozent der Fatol Arzneimittel GmbH
    in Schiffweiler im Saarland.
    Die Aktiengesellschaft beschäftigt 440 Mitarbeiter an mehreren Standorten in Deutschland und
    Europa. 2005 erzielte sie einen Umsatz von 44 Millionen Euro. 2006 wird ein Umsatz von 47 Millionen
    Euro angestrebt. Die Riemser Arzneimittel AG exportiert in über 30 Länder, unter anderem nach
    Brasilien, China, Vietnam, Russland sowie ins Baltikum und in die USA.
    Mit einem Etat von fünf Millionen Euro in 2006 forciert das Unternehmen die ohnehin intensive
    Forschungsarbeit. Schwerpunkt im Bereich Human sind biotechnologische Arzneimittel zur
    Behandlung von Tumor- und Immunerkrankungen. Im Bereich Veterinär werden Impfstoffe und
    Immunglobuline entwickelt, die zum Teil im Zulassungsverfahren sind. Partner der Forschungs- und
    Entwicklungsabteilung sind renommierte Forschungsinstitute und Universitäten in Deutschland und
    Europa. Im Land Mecklenburg-Vorpommern sind international anerkannte Mediziner der Universitäten
    Rostock und Greifswald in die Forschungsarbeit eingebunden.

    Das INP Greifswald erforscht Niedertemperatur-Plasmen für technische Anwendungen. Ziel ist die
    Optimierung etablierter Plasmaverfahren und Plasmaprodukte sowie die Entwicklung neuer
    Plasmaanwendungen. Dazu gehören die Anpassung von Plasmen an kundenspezifische
    Einsatzbedingungen sowie Machbarkeitsstudien, Serviceleistungen und Beratung. Das INP betreibt
    Forschung und Entwicklung von der Idee bis zum Prototyp, wobei sich die Themen an den
    Bedürfnissen des Marktes orientieren. Derzeit stehen die Biomedizintechnik, Mikro- und
    Nanotechnologie, Umwelttechnik und Spezial-Plasmaquellen im Mittelpunkt des Interesses. Das INP
    gehört zur Leibnitz-Gemeinschaft und beschäftigt etwa 130 Mitarbeiter.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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