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28.07.2006 12:17

Dresdner Informatiker sind Weltmeister

Kim-Astrid MAgister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Ein an der Fakultät für Informatik der TU Dresden entworfenes Computerprogramm
    hat am 19. Juli 2006 die zweite Weltmeisterschaft für universelle Spielprogramme in Boston, USA, gewonnen.

    Dabei traten Computer in einer Reihe verschiedenster Spiele, wie unterschiedliche Varianten von Dame oder Schach, aber auch in Spielen für einen Spieler oder Mehrpersonen-spiele wie Halma, gegeneinander an. Die besondere Herausforderung bestand darin, dass die Spiele selbst vorher unbekannt waren. Den Computern wurden die jeweiligen Spielregeln erst kurz vor Beginn mitgeteilt. Sie mussten daher vollkommen eigenständig in wenigen Minuten eine geeignete Strategie entwerfen und diese sofort anwenden. Im Unterschied etwa zu klassischen Schachcomputern, die nach einem vorprogrammierten Konzept spielen, müssen universelle Spielprogramme in der Lage sein, selbstständig denken und handeln zu können.

    Im 50. Jubiläumsjahr der Künstliche Intelligenz (KI) ist die Forschung von ihrem Hauptziel, Maschinen mit umfassender Intelligenz zu bauen, noch weit entfernt. Das Spielen von Strategiespielen ist schon immer eine der wichtigsten Forschungs-richtungen der KI gewesen. Die Idee ist einleuchtend: Ein Computer, der in einem so komplexes Spiel wie Schach gegen einen Menschen bestehen kann, ist intelligent. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist sehr erfolgreich. Vor wenigen Jahren gelang es einem Computer sogar, den Schachweltmeister Kasparov in einem Match zu schlagen. Trotzdem hat sich herausgestellt, dass die Intelligenz bei auf ein einziges Spiel spezialisierten Programmen hauptsächlich beim Programmierer und weniger im Computer zu finden ist. Aus diesem Grund wurde mit dem "universellen Spielen" (Englisch: General Game Playing) ein neues Forschungsgebiet begründet. Sein Ziel: Computerprogramme zu entwerfen, die selbstständig lernen, Spiele zu spielen und damit eine weit höhere und allgemeinere Intelligenz an den Tag legen.

    Der erste internationale Wettbewerb für solche Systeme fand im letzten Jahr in Pittsburgh statt. Bei der diesjährigen zweiten Weltmeisterschaft im Rahmen des amerikanischen KI-Kongresses vom 16. bis 20. Juli 2006 in Boston hat sich das von Dipl. Inf. Stephan Schiffel und Prof. Michael Thielscher vom Institut für KI entwickelte Programm FLUXPLAYER gegen 11 Konkurrenten durchgesetzt und den Weltmeistertitel gesichert, der mit 10.000 Dollar dotiert war.

    Wie funktioniert so ein universelles Spielprogramm? In dem Wettbewerb werden den teilnehmenden Programmen lediglich die Regeln des Spiels in einer formalen, logikbasierten Sprache übermittelt. Die Regeln enthalten Beschreibungen der möglichen Züge der einzelnen Spieler und deren Auswirkungen sowie Informationen darüber, wann ein Spiel zu Ende ist und wer dann gewonnen hat.

    Die Spieler bekommen spielabhängig 5 bis 20 Minuten Zeit, um diese Regeln automatisch zu analysieren und selbstständig, d. h. ohne menschliches Zutun, eine gute Strategie für das Spiel zu erlernen. Danach treten die Programme mit einem vorgegebenen Zeitlimit von 30 bis 60 Sekunden pro Zug gegeneinander an. Das Dresdner Programm war in der Lage, anhand einer Spielbeschreibung verschiedene Strukturen zu erkennen, z. B. ob es sich um eine Art Brettspiel handelt und welche Figuren es gibt und wie diese sich bewegen können. Es konnte außerdem gegen sich selbst spielen und dabei erkennen, wie weit verschiedene Positionen von einem Gewinn entfernt sind.

    Neben dem spielerischen Aspekt gibt es eine Reihe potenzieller Anwendungen universeller Spielprogramme. So können beispielsweise viele Wirtschaftsprozesse als Spiel modelliert werden. Ein universelles Spielprogramm kann dann als Ratgeber etwa für Verhandlungen oder Preisgestaltungen verwendet werden. Änderungen der Rahmenbedingungen lassen sich leicht durch Anpassung der Spielregeln realisieren. Dadurch ist das Programm immer wieder in der Lage, eine neue Strategie vorzuschlagen.

    Weitere Informationen: TU Dresden, Fakultät Informatik, Institut für Künstliche Intelligenz, Prof. Michael Thielscher, Tel.: 0351 / 463-38388, e-Mail: Michael.Thielscher@tu-dresden.de,
    http://www.cl.inf.tu-dresden.de/~mit/

    Englische Zusammenfassung:

    A computer program developed by Dipl. Inf. Stephan Schiffel and Prof. Michael Thielscher from the Artificial Intelligence Institute of the Department of Computer Science has won the second World Championship for General Game Playing.
    Computers have been competing in a series of different games, including variants of checkers or chess but also single-person games or games with multiple players like chinese checkers. The great challenge was that the games themselves were completely unknown beforehand. The computers received a formal descriptions of the rules of each game shortly before the actual match started. Being able to play games they have never seen before requires a computer program to fully automatically develop a good strategy and to apply it immediately.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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