Ein Viertel der Jugendlichen, die sich an einer neuen Studie der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie beteiligten, gab an, sich zumindest schon einmal absichtlich verletzt zu haben.
An der anonymen Stichprobe haben 605 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren teilgenommen. Sie besuchten die 9. Klassen in jeweils vier unterschiedlichen Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen in Ulm und im Alb-Donau-Kreis und füllten für die Studie mit Zustimmung ihrer Eltern wissenschaftlich standardisierte Fragebögen aus.
Ein Viertel der Befragten gab an, sich schon mindestens einmal absichtlich verletzt oder Schmerzen zugefügt zu haben. Etwa neun Prozent der Befragten tun dies immer wieder. "Die meisten fügen sich Schmerz oder Verletzungen zu, indem sie sich schneiden, kratzen oder schlagen", erklärt Dr. Paul Plener, Arzt an der Ulmer Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der die Studie leitet. "Die meisten beginnen mit dem selbstverletzenden Verhalten im Alter von 13 oder 14 Jahren", so Plener.
Mädchen sind der Studie zufolge mehr als doppelt so oft betroffen wie Jungen. In der Hauptschule gibt es mehr Jugendliche, die sich selbst verletzen als in den anderen Schultypen - ein Unterschied zwischen Stadt und Land ließ sich nicht ausmachen.
"Wir beobachten eine Welle des Ritzens unter den Jugendlichen", erklärt Dr. Plener. Mit "Ritzen" ist die häufigste Form der Selbstverletzung gemeint, bei der die Betroffenen sich selbst schneiden. Ein großer Teil der befragten Jugendlichen gab an, dass die Selbstverletzung ihre eigene Idee war, einige hatten durch andere Leute davon gehört. Medien schienen eine geringere Rolle zu spielen. Im Internet ist das Thema aber höchst präsent, laut internationalen Studien existieren derzeit rund 400 Seiten und Diskussionsforen dazu.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass selbstverletzendes Verhalten nicht immer gleichzusetzen ist mit der Absicht, sich selbst zu töten. Oft dient es den Betroffenen zum Abbau von Stress, sie fühlen sich eine gewisse Zeit erleichtert und beruhigt. Die Gründe für die Selbstverletzung sind vielschichtig. Die Umwelt reagiert auf die Selbstverletzungen oft mit Angst, Ekel und Feindseligkeit - das macht die Situation für die Betroffenen besonders schwierig. Die Ulmer Wissenschaftler boten den betroffenen TeilnehmerInnen der Studie Hilfe bei der Bewältigung an.
Die Ergebnisse der Studie, die Dr. Paul Plener in Zusammenarbeit mit seinen Ulmer Kollegen Ferdinand Keller und Gerhard Libal erstellt hat, werden in dieser Woche auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. in Aachen vorgestellt.
Mit freundlichen Grüßen,
Petra Schultze
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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E-Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de
http://www.uniklinik-ulm.de/index.php?id=1420 - Ulmer Universitätskinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie
http://www.dgkjp-kongress.de/kongressorganisation.jsp - Jahreskongress Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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