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05.04.2007 13:24

Die Evolutionstheorie und die Lehre von der Schöpfung - ein unüberbrückbarer Gegensatz?

Sabine Heine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    Die Kooperationsveranstaltung der Evangelischen Akademie im Rheinland und dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK), Bonn, beleuchtet in einer Diskussion die Hintergründe von Schöpfungstheorien.

    (Bonn, 05.04.07) Am Freitag, 20. April 2007, findet im Museum Koenig, Bonn, Adenauerallee 160, ein Abendveranstaltung statt zu der Frage "Evolutionstheorie und die Lehre von der Schöpfung - ein unüberbrückbarer Gegensatz?".

    Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Evangelischen Akademie im Rheinland mit dem Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig (ZFMK), Bonn. Die Referate des Theologen Prof. Dr. Christian Link, Universität Bochum, und des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Klaus Peter Sauer, Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie, Universität Bonn, eröffnen den Abend und leiten zur anschließenden Diskussion zwischen den beiden Wissenschaftsvertretern über. Die Moderation des Abends haben Prof. Dr. Johann Wolfgang Wägele, Direktor des ZMFK, und Akademiedirektor Dr. Frank Vogelsang.

    Wie kein anderes Themenfeld in dem Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie erhitzt die Streitfrage um Evolution oder Schöpfung die Gemüter. Immer wieder ist das Thema in amerikanischen und auch in europäischen Medien präsent. Ist die Welt von Gott geschaffen, ist sie in genau der Weise von Gott geschaffen, wie es die biblischen Texte beschreiben oder sind die Darstellungen der Bibel alte Mythen, die in der modernen Welt keinen Platz mehr haben?

    Hier wie sonst nirgendwo prallen scheinbar unvereinbare Positionen frontal aufeinander. Auf der einen Seite fordern bestimmte christliche Kreise die buchstabengetreue Autorität der Bibel, auf der anderen Seite nehmen viele Verfechter der Wissenschaft die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie für die eine, alleinige und vollständige Wahrheit. Muss man sich also entscheiden, für das eine oder für das andere?

    Ein genaueres Hinsehen lehrt, beide Positionen deutlich zu relativieren. Die Veranstalter des Abends fühlen sich dem Maßstab der Aufklärung verpflichtet. Dazu gehört auch, selbstkritisch die Erkenntnisgrundlagen zu benennen, die zu dem einen oder anderen Standpunkt führen. Die Veranstaltung will die allzu einfachen Positionen von textgläubigem Kreationismus auf der einen und wissenschaftsgläubigem Szientismus auf der anderen Seite hinter sich lassen.

    Kann es gelingen, eine gemeinsame Perspektive zweier so unterschiedlicher Wissenschaften zu entwickeln? Wenn das nicht möglich ist: Welche Gründe erzwingen die unterschiedlichen Perspektiven? Hierüber soll an dem Abend diskutiert werden. Die Thesen für die Podiumsdiskussion sind beigefügt.

    Die Abendveranstaltung ist zugleich eine Auftakt einer Tagung an der Evangelischen Akademie im Rheinland zu dem Thema "Herausforderungen und Grenzen wissenschaftlicher Modelle in Naturwissenschaften und Theologie", die vom 20. bis 22. April 2007 in der Akademie stattfindet.

    Kontakt:

    Hella Blum
    Evangelische Akademie im Rheinland
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Haus der Begegnung
    Mandelbaumweg 2
    53177 Bonn
    Tel.: + 49 (0)228 9523-208
    Fax: + 49 (0)228 9523-250
    E-Mail: hella.blum@akademie.ekir.de
    www.ev-akademie-rheinland.de

    Thesen für Podiumsdiskussion:

    o Es gibt keine letzte Wahrheit, über die die Menschen verfügen. Es besteht ein Unterschied zwischen Wahrheit und "Richtigkeit". Letztere bezeichnet eine vorläufige Ü-bereinkunft, die Grundlage von gestaltendem Handeln ist (Technik).

    Die wissenschaftliche Argumentation sowohl der Naturwissenschaften als auch der Theologie ist ein offener, selbstkritischer Suchprozess. Das Ergebnis der Wissen-schaft ist die Verständigung über die Grundlagen ihrer Aussagen und - im Fall der Naturwissenschaften - der Versuch, daraus erfahrungsbezogene Hypothesen abzuleiten. Die erkenntniskritischen und diskursiven Grundlagen der Wissenschaft sind unter anderem ein Ergebnis der Aufklärung und gegenüber jedem doktrinären Denken ein schützenswertes Gut.

    Jede Wissenschaft kann nur einen Teil der umfassenden Wirklichkeit unter einer spezifischen Perspektive erfassen. Das gilt für die Theologie ebenso wie für die Evolutionsbiologie. Es gibt keine Theorie, die es vermag, das große Ganze der Wirklichkeit widerspruchsfrei und vollständig zu beschreiben.

    Theologie und Evolutionsbiologie stehen in der Gefahr, sich nur dadurch wechselseitig zu beschreiben, dass sie ihr Pendant auf gefährliche Weise verkürzen. Daraus werden unzulässige Vorwürfe abgeleitet. Aus Sicht der Biologie wäre dann der Glaube nur ein Produkt biologischer Prozesse, aus Sicht der Theologie wäre die Biologie nur eine rein menschliches Bemühen und durch ihre Gottferne verwerflich.

    Beide, Evolutionsbiologie und Theologie, müssen aus den genannten Gründen der wissenschaftlichen Erkenntnisform Kreationismus und Intelligent Design ablehnen.

    Der Kreationismus (Die Welt ist vor etwa 6000 Jahren von Gott geschaffen worden) verkündet eine doktrinäre Wahrheit, die jede Kritik ablehnt.

    Die Theorie des Intelligent Design (Offene Fragen der Evolutionstheorie zeigen, dass sie bestimmte Phänomene nicht erklären kann.) verkennt, dass Wissenschaft ein offener Suchprozess ist und immer weitere Erfolge möglich sind.

    Beide lehnen aber ebenso eine wissenschaftsgläubige Haltung ab, die die Ergebnisse der Wissenschaft mit letzten Wahrheiten verwechselt.

    Der Aussage "Der Mensch ist kein Zufall" können sowohl Evolutionstheorie als auch Theologie zustimmen. Die Evolutionstheorie kann nachweisen, dass die Selektionsmechanismus der Welt, wie sie ist, nur bestimmte Pfade der Entwicklung zulassen. Die Theologie bezieht sich auf den Schöpfungswillen Gottes.

    Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist nur gradueller Natur. Dies gilt auch für die menschliche Erkenntnisfähigkeit, die Vernunft. Die Vernunft ist in dieser Perspektive ein Produkt der Evolution. Die Vernunft des Menschen kann dennoch nicht aus der natürlichen Umwelt abgeleitet werden. Ihre Genese ist mit ungelösten Fragen verbunden. Die grundlegende Schwierigkeit besteht in einer Selbstbezüglichkeit, nämlich darin, mit den Mitteln der Vernunft die Vernunft besser erkennen zu wollen.


    Weitere Informationen:

    http://www.ev-akademie-rheinland.de
    http://www.zfmk.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Philosophie / Ethik, Religion, Umwelt / Ökologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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