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02.05.2007 14:40

Klaus Harpprecht: Politik als angewandte Menschlichkeit? Eine Frage und drei Antworten: Demokratie, Europa, Freiheit

Dr. Armin Flender Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut

    Neue Vortragsreihe in Essen
    Reden über den Humanismus. Menschlichkeit in den Konflikten der Gegenwart. Vortragsreihe des Humanismusprojekts im KWI, gefördert von der Stiftung Mercator.
    Mai 2007: Klaus Harpprecht: Politik als angewandte Menschlichkeit? Eine Frage und drei Antworten: Demokratie, Europa, Freiheit

    Das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen veranstaltet in diesem Frühjahr zum ersten Mal die "Reden über den Humanismus". Mit dieser jährlichen Vorlesungsreihe greift das von der Stiftung Mercator geförderte Projekt "Der Humanismus in der Epoche der Globalisierung. Ein interkultureller Dialog über Kultur, Menschheit und Werte" zentrale Fragen aus seiner Arbeit auf und präsentiert sie der Öffentlichkeit in anregender und verständlicher Form. Für den Auftakt konnte mit Klaus Harpprecht einer der renommiertesten deutschen Publizisten gewonnen werden. Gibt es das: Politik als angewandte Menschlichkeit? Diese Frage bildet den Ausgangspunkt für seine drei Vorlesungen, in denen neben politischen Analysen auch seine persönlichen und professionellen Erfahrungen sowie Beobachtungen aus den Kulturen dieser Welt einfließen.

    Klaus Harpprecht wurde 1928 in Stuttgart geboren. Von 1943 bis 1945 leistete er Kriegsdienst bei der Flak und der Artillerie, wurde verwundet und kam in amerikanische Gefangenschaft. Nach dem Abitur 1946 folgten Ausbildung und vielfältige Tätigkeit als Journalist, u.a. bei "Christ und Welt", RIAS Berlin, SFB, WDR. Harpprecht schrieb und produzierte Fernsehserien, Dokumentarfilme und Radiosendungen. Für einige Jahre war er Nordamerika-Korrespondent des ZDF. Nach drei weiteren Jahren an der Spitze des S. Fischer-Verlags wechselte er als Mitherausgeber und verantwortlicher Redakteur zum "Monat". Von 1972 bis 1974 war er Chef der Schreibstube und Berater des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt. Neben vielen hundert Artikeln für nahezu alle großen deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte Harpprecht auch in internationalen Blättern wie der New York Times oder Le Monde. Schwerpunkt seiner Arbeit sind jedoch die Bücher: 1954 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Stephan Brant die erste große Studie zur Geschichte des 17. Juni ("Der Aufstand"). Es folgten Biographien ("Thomas Mann"), Publikationen zur deutschen und internationalen Politik ("Im Kanzleramt"), und weitere Bücher zu vielfältigen Themen. Für seine Arbeit wurde Klaus Harpprecht mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Seit 1982 lebt er mit seiner Frau, der Journalistin Renate Harpprecht (geb. Lasker), in Südfrankreich.

    Vom Segen der Niederlage. Die zögernde Entdeckung der Demokratie

    Öffentlicher Vortrag, Dienstag, 8. Mai 2007, um 19.00 Uhr im Aalto-Theater (Foyer), Opernplatz 10, 45128 Essen

    Die Vernichtung und letztlich die Selbstvernichtung war der Wesenskern der nationalsozialistischen Diktatur. Sie hat von den Völkern Europas, von fast der gesamten Menschheit, aber auch von den Deutschen selbst, entsetzliche Opfer gefordert. Es ist geradezu unvorstellbar, in welches Elend unser Kontinent und Deutschland durch einen Sieg des Dritten Reiches gestürzt worden wäre. In Wahrheit konnte der Nazismus nicht siegen. Der Vortrag beschreibt die schizophrene Situation eines Deutschen der Kriegsgeneration, der unter dem Zwang der Gegebenheiten, auch gelenkt vom Willen zum Überleben, seine Pflicht als Soldat (halbwegs) erfüllte und zugleich das Ende - und damit die Niederlage - herbeisehnte. Der Augenblick der Gefangennahme war ein Erlebnis der Befreiung und die Kapitulation der erste Schritt zur deutschen Freiheit, auch wenn das keiner der Akteure begriff.

    Die Öffnung zur Welt. Überwindung des Nationalstaates - Europa als ein deutscher Glücksfall

    Öffentlicher Vortrag, Donnerstag, 10. Mai 2007, um 19.00 Uhr im Aalto-Theater (Foyer), Opernplatz 10, 45128 Essen

    Zwölf Jahre war Deutschland von den Kulturen der Welt und auch einem guten Teil der eigenen Kultur abgeschnitten, das Reich befand sich hinter einem geistigen Stacheldraht. Die Niederlage bedeutete die Internationalisierung Mitteleuropas. Damit öffneten sich die Türen zur Welt - in Ostdeutschland leider nur das eine Tor nach Osten. In den schlimmsten Hungerjahren lebten viele junge Deutsche in einem Glücksrausch der Entdeckung: der Weltliteratur, der modernen Kunst, des Jazz... Schon vor der Gründung der Bundesrepublik begann der Prozess der Europäisierung, ermutigt durch die Amerikaner und die gemeinsame Verwaltung der Marshallplan-Gelder sowie die visionäre Kraft der alten Herren, die Europa gebaut haben: Jean Monnet, der seine Konstruktion Europas schon während des Krieges in Washington entworfen hatte und Adenauer, der Bürger, der noch von einem vor-bismarckschen Geist geformt zu sein schien.

    Erfahrung der Freiheit - eine persönliche Bilanz. Die Entdeckung der Individualität

    Öffentlicher Vortrag, Montag, 14. Mai 2007, um 19.00 Uhr im Aalto-Theater (Foyer), Opernplatz 10, 45128 Essen

    Der deutsche Nationalstaat kann nicht das Ziel der Geschichte sein, dafür hat er zuviel Unglück gestiftet, nicht nur in den europäischen Kriegen, mit denen er sich formierte, sondern noch immer weltweit mit den Imitationen in Afrika, in Asien, in Lateinamerika. Diese Einsicht stellt den Beginn eines persönlichen Befreiungsprozesses für Klaus Harpprecht dar, den er auch in seiner protestantischen Herkunft begründet sieht. Luther - was immer sonst gegen ihn sprechen mag - hat das Ich mit Gott konfrontiert, ohne Vermittlung von Priester, Kirche, Kult und Kollektiv. Das war die Geburtsstunde der Individualität. Die Ausformung der Persönlichkeit bildet in ihm das Ziel der Entwicklung. Ihr Rang wird bestätigt durch die gleichberechtigte und tolerante Koexistenz mit der Persönlichkeit des Nächsten. Ob wir es heute wahr haben wollen oder nicht: Die Individualität ist die Botschaft Europas und des Westens an die Menschheit. Es scheint möglich zu sein, dass die konfuzianisch geprägten Gesellschaften Asiens eine Symbiose mit diesem Grundwert des Westens finden. Die islamischen Völker haben es damit schwerer. Sie werden sich dem Prozess der Aufklärung aber nicht entziehen können.

    Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.kwi-nrw.de oder unter den Telefonnummern 0201/7204-213 oder 0201/7204-252


    Weitere Informationen:

    http://www.kwi-nrw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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