Wintermantel und Kempen: "Wir wollen die 1.500 eingesparten Professuren zurück"
Vor der Unterzeichnung des Hochschulpaktes durch die Regierungschefs von Bund und Ländern am 14. Juni 2007 in Berlin fordern die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Deutsche Hochschulverband (DHV), die bisherigen finanziellen Zusagen deutlich aufzustocken. "Die Notwendigkeit, die Studienkapazitäten zu erhöhen, wurde erkannt, das bisher dafür in Aussicht gestellte Finanzvolumen ist jedoch deutlich zu gering", erklärten die Präsidentin der HRK, Professor Dr. Margret Wintermantel, und der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen heute in Bonn. "Die tatsächlichen Studienplatzkosten liegen laut Statistischem Bundesamt bei durchschnittlich 7.300 Euro pro Jahr. Bei den Planungen für den Hochschulpakt wurden nur 5.500 Euro zugrunde gelegt. Nun sind es faktisch nur noch 4.260 Euro pro Studienplatz im Jahr, weil rund 127 Millionen Euro für die neuen Bundesländer und die Stadtstaaten zum Erhalt ihres Studienplatzangebotes aus dem Bundesanteil herausgeschnitten wurden und sich der Länderanteil entsprechend verringert. Damit ist klar, dass ein Ausbau des Studienangebots zu Lasten der Qualität bewusst in Kauf genommen wird", betonten Wintermantel und Kempen.
Beide bedauerten, dass der Hochschulpakt keine Festlegungen enthalte, die über das Jahr 2010 hinausreichten. Dadurch fehle den Hochschulen die dringend benötigte Planungssicherheit, um notwendige Personalmaßnahmen in die Wege zu leiten. "Eine weitere Erhöhung des Lehrdeputats können wir nicht akzeptieren. Die Forschungszeit wird immer weniger. Studierende haben aber einen Anspruch auf eine fundierte akademische Lehre, die sich ständig aus Forschung erneuert. Ohne zusätzliches Personal können die Hochschulen das nicht leisten", erklärten Wintermantel und Kempen. Hierzu gehörten gerade auch mehr Professuren. So seien seit 1995 allein an den Universitäten 1.500 Professuren dem Rotstift zum Opfer gefallen. "Diese Stellen fordern wir zurück", betonten Wintermantel und Kempen. "Schon heute kommen in Deutschland 60 Studierende auf einen Professor. Das belastet unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit. Wenn nichts geschieht, würde sich diese Situation weiter verschärfen. Das dürfen und werden wir nicht zulassen."
Wintermantel und Kempen begrüßten die Ankündigung eines Bund-Länder-Gipfeltreffens von Bundesministerin Schavan. Sie gehen davon aus, dass Länder und Bund dabei über zusätzliche Finanzaufwendungen für die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge sprechen werden. Nur zusätzliche Mittel könnten die Qualität der Ausbildung sichern. Sollten die Hochschulen erneut - wie in den 70er und 80er Jahren - ohne ausreichende Ausstattung den für die kommenden Jahre prognostizierten Studierendenzustrom bewältigen müssen, wären flächendeckende Zulassungsbeschränkungen die einzige Notwehrmaßnahme, die ihnen verbliebe, um das Recht der jungen Generation auf angemessene Studienbedingungen zu sichern. Schon heute sei ein kontinuierlicher Anstieg von Zulassungsbeschränkungen, insbesondere bei den Bachelor-Studiengängen, zu verzeichnen.
"Die Chance, die darin liegt, 40 Prozent eines Alterjahrganges eine hochwertige akademische Ausbildung zu bieten, dürfen wir nicht leichtfertig verstreichen lassen. Wer jetzt trotz anspringender Konjunktur und Steuerüberschüssen nicht in Köpfe investiert, verspielt die Zukunft unseres Landes", so Wintermantel und Kempen.
Die Hochschulrektorenkonferenz vertritt gegenwärtig 257 Mitgliedshochschulen, in denen etwa 98 Prozent aller Studierenden in Deutschland immatrikuliert sind. Der Deutsche Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der deutschen Universitätsprofessoren und des wissenschaftlichen Nachwuchses mit über 22.000 Mitgliedern.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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