Nachwuchswissenschaftlerinnen der Uni Stuttgart bei Tagung der Nobelpreisträger in Lindau
Zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Stuttgart, die Mathematikerin Anita Kettemann sowie die Biologin Monilola Olayioye, gehören zu den 560 jungen Forschern, die vom 1. bis 6. Juli 2007 an der 57. Tagung für Nobelpreisträger in Lindau teilnehmen. Beide Frauen arbeiten mit unterschiedlichen Herangehensweisen daran, das Wachstum von Tumorzellen und dessen Bekämpfung noch besser zu verstehen. Um am "Lindauer Dialog" teilnehmen zu können, haben die Forscherinnen ein mehrstufiges Auswahlverfahren absolviert. Die Tagung fördert den Austausch der wissenschaftlichen Elite von heute und morgen sowie die Bildung von Netzwerken. 18 Laudatoren haben ihr Kommen zugesagt, darunter der Medizinnobelpreisträger des Jahres 2006, Professor Craig C. Mello (USA) sowie mehrere Chemienobelpreisträger.
Modell zur Prognose des Zellgeschehens
Anita Kettemann, geboren 1982, beschäftigt sich in ihrer Promotion am Institut für Angewandte Analysis und Numerische Simulation der Uni Stuttgart mit der Bewegung von Tumorzellen in menschlichem Gewebe. Bei Metastasen bildenden Tumoren lösen sich Zellen ab und dringen in benachbartes Gewebe ein, um zu einem Blut- oder Lymphgefäß zu gelangen. Auf diesem Weg können sich die Tumorzellen in einem entfernten Organ erneut ansiedeln. In welchem Organ eine bestimmte Tumorart Metastasen bildet, wird nach momentanem Kenntnisstand durch chemische Signalstoffe gesteuert (Chemotaxis). Bei der Invasion der Zellen ins Gewebe kann die Struktur des Gewebenetzwerks die individuelle Bewegung von Zellen entscheidend unterstützen oder behindern. Zusätzlich verändern die Zellen aktiv durch mechanische oder chemische Prozesse das Gewebe. Einerseits müssen sie sich durch gegebene Hohlräume im Gewebe quetschen und andererseits durch Protein abbauende Enzyme röhrenförmige Defekte in das Gewebe schneiden.
Anita Kettemann, die sich als Stipendiatin der Deutschen Telekom bei Prof. Christian Rohde promoviert, entwickelt in ihrer Arbeit ein mathematisches Modell, das sowohl die komplexe Wechselwirkung zwischen Zellen und Gewebenetzwerk als auch die chemosensitive Zelldynamik berücksichtigt. Ziel dieser Arbeit ist ein möglichst umfangreiches Verständnis des allgemeinen Bewegungsprozesses. Aus medizinischer Sicht bildet es die Grundlage für zielgerichtete therapeutische Verfahren zur Tumorbekämpfung, die lokal auf der zellulären Ebene ansetzen und so das gesunde Gewebe möglichst intakt lassen.
Weitere Informationen bei Anita Kettemann, Tel. 0711/685-65346, e-mail Anita.Kettemann@mathematik.uni-stuttgart.de
Untersuchungen zu Tumorsuppressor
Im Mittelpunkt der Arbeit von Monilola Olayioye vom Institut für Zellbiologie und Immunologie (IZI) der Uni Stuttgart steht die Regulation des Tumorsuppressors DLC1 (deleted in liver cancer 1) bei der Krebsbekämpfung. Ein Tumor entsteht durch eine Ansammlung genetischer Veränderungen in einer einzelnen Zelle, die entweder zur Aktivierung wachstumsfördernder Gene, so genannter Onkogene, oder zur Inaktivierung wachstumshemmender Gene, den Tumorsuppressoren, führt. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die so genannten RhoGAP-Proteine, die wichtige Funktionen bei Zellwachstum, der Organisation des Zytoskeletts und in der Zellmorphologie ausüben und deren erhöhte Aktivität zur Tumorentwicklung beiträgt. Der Tumorsuppressor DLC1 ist ein solches RhoGAP-Protein.
Untersuchungen von Tumorgeweben aus Patienten mit Leber- und Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium haben gezeigt, dass die Aktivität von DLC1 in vielen Fällen außer Kraft gesetzt ist. Ob jedoch ein kausaler Zusammenhang zwischen DLC1 und der Veränderung von Zellen besteht und wie die Aktivität von DLC1 auf molekularer Ebene reguliert wird, ist noch ungeklärt. Die Wissenschaftler in der Nachwuchsgruppe am Institut für Zellbiologie und Immunologie der Uni Stuttgart nutzen Techniken zur gezielten Inaktivierung von DLC1 in Brustephitelzellen und studieren den Effekt auf Prozesse wie Zellwachstum, Zellmigration und Zellinvasion. Auch die Regulation der Aktivität des DLC1 Proteins im Wechselspiel mit Lipiden, anderen Proteinen oder auch durch Phosphorylierung wird untersucht. Die Forschergruppe erwartet, dass die Studien zum Verständnis der Funktion des Tumorsuppressors DLC1 bei der Entstehung von Krebserkrankungen beitragen werden.
Monilola Olayioye, die 1972 in London geboren wurde und in Nigeria aufgewachsen ist, leitet am IZI die Forschungsgruppe "Proteine mit START Domäne in Brustkrebs", die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Nachwuchsgruppenförderung unterstützt wird. Die Gruppe wurde im Rahmen des ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs 495 (Topology and Dynamics of Signaling Processes) initiiert, den die Universität Stuttgart gemeinsam mit der Uni Hohenheim koordinierte.
Weitere Informationen bei Dr. Monilola Olayioye, Tel. 0711/685-69301, e-mail monilola.olayioye@izi.uni-stuttgart.de
Informationen zur Nobelpreisträgertagung unter http://www.lindau-nobel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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