Presse-Information
Nr. 17 / 9. Oktober 2007
"Psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch"
DGPPN zum Welttag für Seelische Gesundheit am Mittwoch, den 10. Oktober 2007
In Deutschland nimmt die Zahl der Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, weiter zu. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie. Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit am morgigen Mittwoch, den 10. Oktober, hin. "Seelische Erkrankungen, allen voran Depressionen und Angststörungen sowie Alkohol- und andere Suchterkrankungen, zählen mittlerweile zu den häufigsten Krankheiten in unserer Gesellschaft", erläutert der Präsident der DGPPN, Professor Dr. med. Wolfgang Gaebel. "Informieren und Aufklären sind besonders wichtig, auch um die Haltung gegenüber psychisch kranken Menschen zu verbessern und um Betroffene dazu anzuregen, sich diesen Problemen zu stellen und professionelle Hilfe wahrzunehmen. Viele Betroffene werden nach wie vor ausgegrenzt und leiden so doppelt oder suchen deshalb gar nicht erst Beratungsangebote auf." Die dramatische Zunahme seelischer Erkrankungen zeigt auch der "BKK-Gesundheitsreport", der Gesundheitsdaten zur Arbeitswelt aus den vergangenen 30 Jahren zusammenfasst. Danach haben sich psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt seit 1980 vervierfacht, während Krankheiten, die auf körperliche Arbeit zurückzuführen sind, abnehmen.
Die häufigste psychische Erkrankung ist die Depression, an der in Deutschland derzeit etwa fünf Prozent der Bevölkerung, d.h. etwa vier Millionen Menschen, leiden - mit steigender Tendenz. Einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge wird die Depression im Jahre 2020 nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit die häufigste Erkrankung überhaupt sein. Doch der zunehmenden Bedeutung psychischer Erkrankungen, insbesondere von Depressionen, stehen immer noch Defizite bei der Früherkennung und richtigen Therapie gegenüber. "Eine Depression beispielsweise wird trotz der hohen Zahl Betroffener in der Hälfte der Fälle nicht richtig diagnostiziert und deshalb oft nur unzureichend oder gar nicht behandelt", kritisiert Gaebel. "Darüber hinaus suchen viele der Patienten erst gar keinen Arzt auf, sei es aus Unwissenheit, Verdrängung oder aus Schamgefühl."
Knapp 15 Prozent der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von Depressionen betroffen. Dabei ist eine Depression keineswegs eine persönliche Schwäche, sondern eine neurobiologische Störung seelischer Funktionen, die Gedanken, Gefühle, Verhalten und die körperliche Gesundheit beeinflussen kann. "Besondere Lebensumstände wie eine Trennung, Arbeitslosigkeit oder der Tod des Partners können das Auftreten einer Depression begünstigen", erklärt Gaebel, der die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf leitet. "Depressive Episoden kommen in jedem Lebensalter vor. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Doch in den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass viele Patienten bereits im Alter von 16 bis 20 Jahren erstmals an der seelischen Störung erkranken. Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens eine Depression zu entwickeln, beträgt zwischen 12 und 15 Prozent. Frauen sind etwa doppelt so häufig wie Männer betroffen."
Wichtig ist, mögliche Anzeichen frühzeitig fachärztlich abzuklären. Eine anhaltende gedrückte Stimmung, Antriebsmangel, Interessenverlust sowie vielfältige körperliche Symptome, die von Schlaflosigkeit über Appetitstörungen bis hin zu Schmerzzuständen reichen, sind mögliche Anzeichen für eine Depression. Halten die Symptome über zwei Wochen an, sollten Betroffene unbedingt einen Facharzt aufsuchen. "Im Gespräch mit einem Psychiater und Psychotherapeuten finden Sie gemeinsam die für Ihre Beschwerden und Bedürfnisse angemessene Behandlung heraus. Hier stehen beispielsweise verschiedene Formen der Psychotherapie und wirksame Medikamente, so genannte moderne Antidepressiva, zur Verfügung", empfiehlt Gaebel. Generell ist eine engmaschige ärztliche Betreuung ganz wichtig. Denn die medikamentös bedingte und gewünschte anfängliche Antriebssteigerung kann schlimmstenfalls zu einem Selbstmordversuch beim Patienten führen. "Insgesamt sterben 10 bis 15 Prozent der Depressions-Patienten am Suizid, dies gilt es dringend zu verhindern", warnt der Psychiater und Psychotherapeut. Nur mit einer frühzeitigen, individuell angepassten und konsequenten Versorgung kann dem Patienten effektiv geholfen werden und können letztendlich auch Kosten im Gesundheitssystem eingespart werden.
Weitere Informationen zu psychischen Erkrankungen, insbesondere zu Depressionen, finden Sie auf der Internetseite www.psychiater-im-netz.de.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Wolfgang Gaebel
Präsident der DGPPN
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Heinrich-Heine-Universität
Bergische Landstrasse 2, 40629 Düsseldorf
Tel.: 0211/ 922-2000, Fax: 0211/ 922-2020
E-Mail: wolfgang.gaebel@uni-duesseldorf.de
www.dgppn.de
http://www.psychiater-im-netz.de;
http://www.dgppn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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