Das Religionswissenschaftliche Institut der Universität Leipzig veranstaltet vom 4. bis 7. Oktober 2000 ein internationales Kolloquium über die Religionstheorie des Collège de Sociologie. Auf der Tagung werden zum ersten Mal die Spezialisten sowohl der Durkheim-Schule als auch des Collège de Sociologie in einem Diskussionsforum zusammenkommen. Die Veranstaltung bildet den Abschluß einer von der DFG geförderten Forschungsarbeit am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig zum Thema "Die Religionstheorie des Collège de Sociologie und die Durkheim-Tradition".
Welche unbewussten Kräfte steuern das soziale Verhalten und was liegt unter der Oberfläche der Rationalität moderner Gesellschaften verborgen? Diese, auch heute noch aktuellen Fragen hat sich am Vorabend des Zweiten Weltkrieges eine Gruppe französischer Wissenschaftler gestellt, die unter dem Namen "Le Collège de Sociologie" bekannt geworden ist. Mit der Religionstheorie dieser von Georges Bataille, Michel Leiris und Roger Caillois begründeten Forschergruppe befasst sich das internationale Kolloquium "Le Collège de Sociologie (1937-1939) et la Science des Religions", das vom 4. bis 7. Oktober 2000 vom Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig im Institut Francais de Leipzig veranstaltet wird.
Eröffnung : 4. Oktober 2000, 18.00 Uhr
Ort: Institut Francais, Lumumbastraße 11-13, Musiksaal
Das Collège de Sociologie ist Ende 1937 aus dem religionssoziologischen Vorhaben entstanden, die damalige internationale soziale Krise in Europa und jene Mechanismen zu untersuchen, die nicht nur soziale Ordnung und Kohäsion, sondern auch verschiedene Formen der kollektiven und individuellen Gewalt in der modernen Epoche bewirkten. Die Forscher waren der Auffassung, dass politische und ökonomische Konzepte allein nicht ausreichten, um den Nationalismus in Deutschland, Italien und Russland, sowie überhaupt den Fremdenhass, die politische Gewalt gegen Minderheiten und die Voraussetzungen für den Krieg in Europa zu erklären, erläutert Dr. Carlos Marroquín vom Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig. Ziel der Wissenschaftler sei es gewesen, eine Ethnographie der modernen Gesellschaften zu entwickeln, die ganz besonders die religiösen Phänomene und Bewegungen, die Sakralisierungsprozesse der politischen Institutionen und die neuen Ideologien in der Moderne beschreiben und erklären sollte. Die Untersuchung der "gefährlichen Zonen" der kollektiven Existenz und von irrationalen Dimensionen der Moderne seien von Anfang an ein Grundzug der Religionstheorie des Collège de Sociologie gewesen, die ihrerseits teilweise auf die Durkheim-Schule zurückgehe.
Auf der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Tagung werden sich zum ersten Mal die Spezialisten sowohl der Durkheim-Schule als auch des Collège de Sociologie in einem Diskussionsforum treffen. Das Kolloquium bildet den Abschluss einer dreijährigen, ebenfalls von der DFG geförderten Forschungsarbeit am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Hubert Seiwert zum Thema "Die Religionstheorie des Collège de Sociologie und die Durkheim-Tradition". Für das Jahr 2001 ist aus dieser Forschungsarbeit die Publikation einer Monographie von Dr. Carlos Marroquín vorgesehen.
Für das Programm siehe: http://www.uni-leipzig.de/~religion/rwi_college.html
Für weitere Informationen:
Universität Leipzig
Religionswissenschaftliches Institut
Tel. 0341/ 97 37160
E-Mail: rueger@rz.uni-leipzig.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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